Der Diamant des Salomon
würden Sie gerne zu unserem Repräsenta n t en m achen.«
»Bei einem Ankauf ? « Die Kirche bekam ihre Schätze nor m alerweise vererbt. Ab und zu verkaufte sie einen Edelstein, aber Harry hatte noch nie erlebt, daß sie etwas käuflich er w erben wollte.
»Bei der W i ederbeschaffung eines gestohlenen Gegenstands.«
»Handelt es sich dabei um e i nen Edelstein oder um eine Antiquität, E m inenz?«
»Es geht um einen Dia m anten, der im Heiligen Land zum Verkauf angeboten wird.« Kardinal Pesenti hielt inne.
»Es ist das Auge Alexanders, Mr. H ope m an.«
»Ist es wie d er aufgetaucht?« Der Stein wurde s eit Ja h rzehnten, als m an ihn aus dem Museum des Vatikans gestohlen h atte, ver m ißt. Sofort w a r Harr y s I n teresse geweckt. »Meine Fa m ilie hat viel m it diesem Stein zu tun gehabt.«
»Dessen sind wir uns bewußt. Einer Ihrer Vorfa h ren h a t den Stein geschliffen, und ein anderer hat ihn als Teil der Mitra von Papst Gregor für die Heilige Mutter Kirche gefaßt. Ihr Vater selbst hat vor Jahren die Mitra und den Dia m anten gereinigt. Und j e tzt wären wir Ihnen dankbar, wenn Ihre F a m ilie uns aber m als zu Diensten sein könnte. Bringen Sie als unser B evoll m ächtigter den Stein dorthin zurück, wo er hingehört.«
»Darüber muß ich erst nachdenken«, sagte Harry.
Es gab eine kurze, ungeduldige Pause. »Nun gut«, sagte Bernardino Pesenti schließlich. »Sie sollten hierherkommen und die Sache mit uns besprechen. In Rom ist es im Moment herrlich warm. Wie ist das Wetter in New York?«
»Ich weiß nicht. Draußen ist es stockfinster.«
»Ach, du meine Güte«, sagte der Kardinal schließlich. Harry lachte.
»Daran denke ich nie«, sagte Kardinal Pesenti. »Ich hoffe, daß Sie schnell wieder einschlafen können.«
»Prego«, sagte Harry. »Ich werde Sie in ein oder zwei Tagen anrufen. Auf Wiedersehen, Eminenz.«
»Buona notte, Mr. Hopeman.«
Harry stand auf und legte den Hörer wieder auf die Gabel. Das Prickeln s e iner Intuition w ar j e tzt so st ark, daß er es fast hören konnte. E r set z te sich auf die Bettkante und wartete darauf, daß es nachl i eß und er in Ruhe darüber nachdenken konnte, was eigentlich los war.
3. Die Verabredung
Seitdem Harry sich be w ußt war, daß er die stillen Freuden eines Gelehrten ebenso liebte wie den Trubel und den Verdienst eines Geschäfts m annes, war er s i ch ebenfalls darüber im klaren, daß er nur m it außerordentlicher Selbstdisziplin diese beiden Berufungen davon abhalten konnte, sich gegenseitig aufzufressen. Trotzdem begrüßte der Gelehrte in ihm i mmer wieder, ohne zu zögern, dankbar das Geschenk eines fre i en Tages, und so war er glücklich, als er aus seinem Büro erfuhr, daß heute sein Kalender ohne Ter m ine war. Nach dem Frühstück ging er ins Arbeits z im m er und schri e b den Artikel über die russischen Juwelen, wobei er s i ch auf die Notizen vom Vorabend stützte. Er überarb e itete den Artik e l m ehr m als und las ihn, während er beim Mittagessen saß, das Ruth Lawrenson ihm auf einem Tab l ett hereingebracht hatte, noch ein letztes M a l du r ch, bevor er ihn am Nach m ittag in einem an die Slavik Review adressierten U m schlag stec k te.
Danach zog Harry Trainingsanzug und Joggingschuhe an und ging durch den Obstgarten und den Wald zum Fluß, wo sich ein schmaler Pfad am Ufer entlangschlängelte. Hier begann Harry zu joggen, wobei er ab und zu den Hudson durch Gebüsch und Bäu m e blitzen sah. Seit m ehr als dreieinhalb Jahren l i ef er nun fast täglich diese Strecke, zwei Meilen flußabwärts u n d dann wieder zurück, über das Land eines halben Dutzend von Nachbarn. Nur selten traf er dabei einen Menschen, und auch heute begegnete ihm nie m and. Auf d e m Rü c kweg forcierte er das Te m po, und als sein Haus wie d er ins Blickfeld ka m , war er in vollem Lauf und kä m p fte gegen die Luft an, als strö m t e sie ihm entgegen wie der Fluß. Als er durch den Obstgarten rannte, sc h reckte er ein Reh auf, das sich dort an den jungen Blättern gütlich getan hatte. Es sprang zur Seite davon, wobei sein weißer Schwanz kurz aufblitzte, und Harry verschwendete Sauerstoff, weil er lachen m ußte. Jetzt wußte er schon wieder m ehr über Rehe: Sie fraßen Apfelbäu m e. Sein Sohn Jeff wollte immer ein Jagdgewehr, aber das würde er nur über Harrys Leiche bekommen.
»Hau ab, du verdam m t er W üstlin g !« rief er d em Rehbock hinterher.
Während Harry schwitzend durchs Haus ging,
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