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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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h eißt. Harry mochte den Ausdruck, und ebenso mochte er die Frau. Ta m ars Mutter bat sie ins Haus, wo sie Hirsekuchen m it Honig essen und süßen Kaffee trinken m ußten, der quishr genannt und aus den Schalen der Kaffeekirsche statt aus den Bohn e n gekocht wird. Ya u m ma redete in schnellem Hebräisch auf Ta m ar ein, dabei hielt sie die sich windende Habiba zwischen den Knien fest und wischte ihr m it einem feuchten Lappen das Gesicht ab. Sie sprach, ohne H a rry anzusehen, aber er be m erkte, daß sie ihm schnelle, scharfe Blicke zuwarf, wenn sie m einte, daß er es nicht sah.
    »Sie haben eine hübsche kleine Enkelin.«
    Sie dankte ihm schüchtern. »Sie i s t das Kind m einer jüngeren Tochter Yaffa. Ich p a sse auf sie auf, wenn Yaffa in Petah Tikva arbeitet.« Sie sah zu ihrer Tochter hin.
    »Bleibst du bis zum Abend, wenn dein Vater hei m kom m t ? «
    Ta m ar nickte. » W ir gehen m it Habiba ein bißchen spazieren, da m it du deine A rbeit tun kannst.«
    Ihre Mutter stra h lte. » M ögen deine Lippen geküßt werden.«
     
    Ta m ar zeigte Harry den nahegelegenen Fluß Yarkon.
    Sie setzten sich ans Ufer und sahen zu, wie Habiba Steine ins trübe, grüne W asser w a rf. Harry fand den Fluß nicht allzu beeindruckend, aber Ta m ar mochte ihn offenbar.
    »Das ist d e r zweitgrö ßt e Fluß in I s rael«, sagte sie ernsthaft. »Jetzt wird er bei Tel Aviv stark ver s chmutzt. Und außerdem ziehen sie i h m so viel Wasser ab, daß der ar m e Kerl es kaum mehr bis zum Meer schafft. Aber als ich noch ein Kind war, saß ich hier und sah m einem Bruder und m einer Schwester beim Spielen zu. Ich habe m i r i mm er vorgestellt, wo der Fluß wohl hinfließen, w er aus ihm trinken und welche Felder er bewässern wird.«
    » W arst du glücklich als kleines Mädchen ? «
    Ta m ar warf einen Blick auf Habiba. »Ja. Ich wußte nicht, daß Fr auen anderswo ganz anders leben.«
    »Deine Mutter m acht aber einen recht glücklichen Eindruck.«
    »Ist sie aber nicht. Das ist bloß ihre Art. Bei der Geburt m einer Schwester wur d e ihr di e Gebär m utter entfernt, und jet z t wird s i e als g l üc k l os angesehen, weil sie nur drei Kinder bekommen hat.«
    Habiba war beim Steinewer f en zu n ahe ans W a sser g egangen, und ihre Tante rief ihr eine Warnung zu.
    »Als wir hierhergekommen sind«, sagte sie dann zu Harry, »lebten hier weniger als sechstausend Menschen. Seit da m als k a men praktisch keine neuen Einwanderer m ehr aus dem Je m en, und jedes Jahr verlassen viele Männer und Frauen die s en Ort, so wie ich es auch getan habe. Und trotzdem ist die Bev ö lkerung hier m ittlerweile auf fast dreizehntausend Seelen angewachsen, und das nur, weil die Leute so viele Kinder haben.«
    »Lebt deine Schwester h i er?«
    Ta m ar nickte. »Sie und ihr Mann Shalom wohnen nur eine Straße von m einen Eltern entfernt. Sie arbeiten beide in einer Pulloverfabrik.«
    »Und dein Bruder ? «
    »Ibrahim lebt in Di m ona. Er ist ein Lastwagenfahrer für die Phosphat m ine in O r on.« Sie zögerte. »Hast du schon ein m al etwas von der Black-Panther-Bewegung gehört ? «
    Harry nickte.
    »Ibrahim ist ein Black Panther. E r ist v i e ll e icht der u n glücklichste von uns allen«.
    »Und dein Vater ? «
    » Ya abba? « Ta m ar lächelte und l e gte ihre warme Handfläche an seine W ange. »Den wirst du schon noch kennenlernen.«
     
    Ta m ars Vater war ein j e m enitischer Einwandere r . Er h a tte einen sch m ächtigen, m ageren Körper, m it hart aussehenden Muskelsträngen, die direkt unter seiner dunklen, von der Sonne fast schwarz gebrannten Haut zu liegen schienen. »Ich bin Yussef H a zani. Im N a m en Gottes heiße ich Sie in m einem Haus willko m m en«, sagte er mit prüfendem Blick, bevor er Harrys ausgestreckte Hand so vorsichtig ergriff, als fürchte er, dieser habe sie vorher m i t irgend e inem westlic h en Gi f t bestri c hen. Er f ragte Ta m ar etwas in schnellgesprochenem Arabisch. Das einzige Wort, das Harry verstand, war nasrani, was, wie er wußte, Ch r i st b e d e u t e t e.
    »Nein, er ist ein Jude«, sagte sie ärgerlich auf Hebräisch.
    »Aus den Vereinigten St aaten.«
    Ihr Vater wandte sich wieder Harry zu. »Dann sind Sie also auch ein Jude?«
    »Ja.«
    » W arum wohnen Sie dann nicht hier ? «
    » W eil ich eben dort drüben lebe.«
    Ya abba nickte angewidert und ging ins Nebenzim m er, wo er sich laut plansch e nd und prustend wusch. Die Ankunft von Yaffa und Shalom war eine willkom m ene Abwechslung.

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