Der Diamant des Salomon
schütt e lte den Kopf und fragte sich, ob diese Ablehnung ihn nicht in Hazanis Augen zu einem ungezogenen Menschen m achte. Er war erl e icht e rt, a l s Shalom die Pfeife auch nicht nah m .
»Und , wa s m ache n S i e d e n n so ? « fr a g t e Har r y s G a s t g e b e r.
»Ich verkaufe Juwelen.«
»Ah, ein Händler. Hab e n Sie einen Laden ? «
»Auch«, antwortete Harry a m üsiert.
»In Te m an habe ich auch Juwelen ge m acht. Das hat m eine F a m ilie schon im m er getan.«
» W arum m a chen Sie denn heute keine m ehr ? «
Hazani verzog das Gesicht. » A ls ich hierherkam, hat m i r die Jewish Agency einen Job verschafft. Bei einer Fir m a in Tel Aviv, die Filigranarbeiten aus Kupfer fertigt. Hauptsächlich arbeiteten dort Frauen an Maschinen, die I m itationen von T e m ani-Sch m uck a m Fließband herstellen. Ich sagte dem Boß, daß ich den echten Sch m uck in Handarbeit m achen könnte. Er fragte m i ch, warum er m i ch dafür bezahlen sollte, w o es doch v i el länger d auert und die a m erikanischen T ouristen a u ch für den billigen Schund gutes Geld bezahlen würden. W eil m ein Sch m uck viel schöner ist, antwortete i c h ih m , a ber er lachte bloß.«
Hazani zuckte m it den Achseln. » Ich m ochte die Maschinen nicht, und außerdem m ußte ich jeden Tag lange m it d e m Bus fahren. Ich war g l ücklich, als ich gleich hier in der Nähe eine Arbeit im Kibbuz beka m . Der Lastwagen von dort holt m i ch sogar jeden Morgen hier ab und bringt m i ch abends wieder zurück.«
»Haben Sie irgend etwas hier, was Sie ge m acht haben ? «
»Ja, hat er. Ich weiß, w o es ist«, sagte Shalo m . Er ging aus dem Zimmer und kam m it zwei Sch m uckstücken zurück, die sein Schwiegerva t er a n ge f erti g t h a tte, e i ner kupfernen Anstecknadel und einem goldenen Ohrring.
Harry untersuchte den Sch m uck. »Sehr schön.«
»Die Leute kennen keinen Unterschied.«
»Manche schon. Und die sind bereit, für gutes H andwerk auch etwas m ehr zu be z ahlen. Vielleicht könnte ich Ihnen helfen, solche Leute zu finden.«
T a m ar , d i e hin t e r i hre m V at e r s t a n d , s c hütt e lt e d e n Kopf.
»Ich lasse es Sie wissen, wenn ich je m anden habe«, sagte Harry.
Hazani nic k te, zynisch gr insend.
»Ich könnte ihm wirklich helfen, seine Sachen zu verkau f en. W arum willst du das nicht?« f ragte Ha r ry Ta m ar später im Wagen.
»Laß ihn, bitte. Er hat sich m it seinem Leben abgefunden. Er ist gesund, weil er draußen arbeitet. W enn er m ehr Geld verdient, gibt er es sowieso nur für Arak aus.«
»Aber wenn er etwas tut, was ihm Spaß m acht, ist e r vielleicht glücklicher.«
»An seinem Unglück ist m ehr schuld als nur seine Arbeit. Ich zum Beispiel.«
Harry streichelte sie. » W ie kannst denn du ihn unglücklich m achen?«
»›Die Tora ist nic h ts für Frauen!‹ hat er i mm er geschrien. Er hat m i r verboten, Rosh Ha’ayin zu verlassen. Früher wäre die Sac h e da m it e r ledigt gewesen, das W ort des Vaters war Gesetz. Ich habe m i ch ihm wid e rsetzt und bin auf die Universität gegangen. Danach hat er zwei Jahre nicht m ehr m it m i r geredet.«
»Gut. Aber jetzt? Mein Gott, du bist Kuratorin in einem Museu m . Er m uß doch außer sich sein vor Stolz.«
Ta m ar lächelte. »Das hält sich in Grenzen. Als ich gerade m ein z w eites Jahr auf der Uni begann, flackerte kurzzeitig s o etwas wie Hoffnung in ihm auf. Der Neffe eines seiner ältesten Fr e unde wollte m i ch heiraten.
Sein Na m e war Benjamin Shara b i. Er war ei n e gute Partie, er besaß ein eigenes Tax i . Und so kam er immer m it Geschenken zu m i r in die Uni v ersit ä t. Brachte m i r Kaktu s früchte, ein paar Orang e n und Hirsekuchen in den Schlafsaal. Lauter Sac h en zum Essen. Aber ich habe i h n abblitzen lassen. Er hat sc h lie ß lich die Tocht e r eines Rabbi geheiratet, und ich dachte, m ein Vater würde das nicht überleben. Er haßte Yoel auf den ersten Blick, nur weil er kein Je m enit war.«
»Das ist sein Proble m «, sagte Harry. »Du bist nicht dazu verpflichtet, nach seinen Vorurteilen zu leben.« Harry f ühlte sich h il f los. Er hätte sie so gern getröstet. »Und außerdem hat er ja noch zwei andere Kinder.«
»Die haben ihn auch verraten. Er mußte m it ansehen, wie Yaffa grinsend unter d e m Hochzeitsbaldachin stand, obwohl sie bereits m it Habiba schwanger war. In früheren Zeiten wäre das ihr Ruin gewesen. Vollkom m e n indiskutabel. J e t z t ist es schon f ast wieder
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