Der Diamant des Salomon
Yaffas Freudenschrei ähnelte de m j enigen, den vorher ihre Mutter bei Ta m ars Begrüßung ausgestoßen hatte. Als sie ihre S chwester u m a r m t e, konnte Harry sehen, daß sie im vierten oder fünften Monat schwanger war. Ihr Körper war schön, aber etwas füllig; die Frauen der Fa m ilie Hazani schienen alle ei n wenig zur Üppigkeit zu neigen. Yaffa hatte zweifar b ig lackie r t e, r ot-silb e r n e Fingernägel und einen E he m ann, der nervös lächelte.
Vater Haza n i kam zurück, segnete das Brot und eröffnete da m it das Abendessen, das hervorragend schmeckte.
Harry hatte den Verdacht, daß es das Sabbat- H uhn war, das in einer sch m ackhaften, aber für ihn wieder ein m al viel zu scharfen Soße ein p aar Tage zu früh auf den Tisch ka m . Dazu gab es frisc h es Pitabrot und einen Salat aus reifen To m aten, Kopfsalat und, was er besonders liebte, vielen großen Avocado-Stücken. Als Harry den Salat lobte, nic k te Vater Haza n i.
»Kom m t alles aus dem Kibbuz Einat, wo ich arbeite. Ich bringe unser ganzes Essen von dort m it. Hier in Rosh Ha’ayin m ü ssen wir nur noch schar f en Paprika und Kräuter anbauen, weil es das im Kibbuz nicht gibt.«
» W as arbeiten Sie im Kibbuz Einat?« fragte Harry.
»Alles, was so anfällt.«
»Seine Kollegen sagen, daß ya abba der beste Far m arbeiter in ganz Israel ist«, sagte Yaffa.
»Ich wußte nicht, daß im Kibbuz Leute ange s t e llt we r den.«
»Früher wurde das a u ch nicht g etan « , antwortete Hazani.
»Aber heute treten nicht genügend junge Leute ein, und so müssen sie Männer wie m i ch für Geld beschäftigen.« Er reckte die Fäuste hoch. »Yooh! Ich bearbeite die Erde des S t aa t es Israe l !«
Harry nickte. »Und offensichtlich m acht es Ihnen Spaß.« Hazani läc h elte v eräc h tlich. »Hier s i nd wir alle Juden.
Die Araber würden uns am liebsten u m bringen, aber wenn sie kom m en, dann werden alle Juden zusam m enhalten und kä m p f en. Als wir noch im Je m en lebten, d a wollte m an uns Juden alle töten, und wir m ußten uns, ohne etwas zu essen zu haben, in der Wohnung verbarrikadieren. Daran erinnern wir uns nur zu gut.«
»Mein Vater hatte ähnliche Erinnerungen«, sagte Harry. Hazani hielt inne. »Aus welchem Land?«
»Deutschland.«
»Yooh. Noch ein Jeche h .« Ta m ar warf ihm einen kühlen Blick zu. H azani wan d te sich wieder an Harry. »Und von dort ist er nach A m erika geflogen ? «
»Er fuhr m it dem Schiff.«
»Ha. W i r sind auch m it d e m Schiff von Hodeida nach Aden gefahren. Erinnerst du dich noch, Frau ? «
Ya umma n i ckte lächel n d.
» W ir verließen Sana’a m it einer Ka m elkarawane, die Kaffee nach Hodeida brachte. Meine Frau und ich gingen zu Fuß und trugen unseren Sohn Ibrahi m , der da m als noch ein Baby w ar. Sie hier«, sag t e er und deutete auf Yaff a ,
»war da m a l s noch nicht geboren, sie ist unsere sabra. Ta m ar haben wir auf ein K a m el gesetzt, wo sie auf einem Kaffeesack geritten ist und ein paar Dellen in ihren kleinen takhat bekommen hat.«
Die ganze F a m ilie grin st e, o ff ensichtlich han d elte es sich um eine hä uf ig erzä h lte Geschichte. Trotzdem war Harry davon fasziniert. » W ie lange sind Sie m it dieser Karawane unterwegs gewesen ? «
»Nur einen Tag. W i r beka m en Schwierigkeiten. Als s i e das erste m al halt m achten, um nach Mekka zu beten, be m erkten sie, daß wir uns nicht hinknieten. E s gab ein Geflüster, und ich war überzeugt, daß sie uns töten und ausrauben würden. Als wir in eine Stadt ka m en, kaufte ich einen ganzen A r m voll kat, und die K a m eltreiber fielen drüber her und kauten sich blöde. Dann kam ein Lastwagen vorbei. Ich zahlte dem Fahrer Geld, da m it er uns nach Hodeida brachte.«
»Und d a m it waren Sie außer Gefahr ? «
Hazani läc h elte. »Bei weitem nicht. Aber w enigste n s waren wir n i cht länger a ll e in, denn es schien so, als wäre jeder Jehudi aus dem Je m en in Hodeida. Bei der Jewi s h Agency dort sagte m an uns, daß wir Aden ohne Hilfe erreichen m üßten, und von dort aus würde m an uns helfen, nach Ha-aretz zu kommen. Also war f en ein pa a r Fa m ilien ihr Geld zusammen, und wir m i eteten uns einen Mann m it einer dhau, m it der wir die Küste d es Roten M eeres e n tlangsegeln wollten.«
»O Gott«, sagte ya umma. »So viele Leute und so ein kleines Boot. Auf d e m Meer wurde uns schlecht. W i r sahen Haie. Die Fahrt dauerte dreiundfünfzig Stunden, und wir hatten k einen Hi r se s
Weitere Kostenlose Bücher