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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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eingewickelt war ein etwa traubengroßer Stein.
    Harry räu m te alles bis auf den Stein vom Tisch.
    Er war von einer dunklen, dichten P atina überzogen, in die je m and zwei Löc h er gek r atzt hatte. Als Harry den Stein g egen das L i cht d er Decke n lampe hielt, s ah er, daß dieser zwar fast überall durc h sic h ti g , aber n i c h t wasserkl a r war.
    Harry holte die Lupe und seine Meßinstru m ente und, einem plötzlichen I m puls fol g end, auch die Notizbücher seines Vate r s aus d e r R eis e t asche. Er nahm das l e tzte der Bücher zur Hand, blätterte b i s zum letzten Eintrag und schrieb m it seiner großen, klaren Handschrift darunter:
     
    Hier endet
    das technische Journal
    von Alfred Hopeman, Sohn von Joshua, dem Levi
    (Aharon ben Yeshua Halevi)
     
    Dann blätterte er eine Seite um und schrieb:
     
    Hier beginnt
    das technische Journal
    von Harry Hopeman, Sohn von Alfred, dem Levi
    (Yeshua ben Aharon Halevi)
     
    Seine Instru m ente k a m e n Harry wie alte Freunde vor, die von selbst zu arbeiten schie n en. E r notierte seine Messungen, und bald war der Bericht fertig:
     
    Steintyp: pyroper Granat. Umfang: 1,91 Zentimeter. Gewicht: 138 Karat. Farbe: blu t rot. Spezifisches Gewicht:
    3,73. Härte: 7,16. Kristalli n e Form: kubi s cher Rhombendodekaeder (Facetten auf allen Seiten gut ausgebildet und zart gestreift).
    Bemerkungen: Dieser Stein ist ungeschliffen und nicht gefaßt. Etwa siebzig Prozent des Granats sind von Sprüngen oder Trübungen durchzogen, möglicherweise von Eisenoxid. Seine schlechte Q ualität spricht nicht gegen seinen h i st o rischen We r t ; im Gege n t eil, in biblischen Zeiten wußte man nur sehr wenig davon, wie die Qualit ä t eines Edelsteins zu beurt e ilen ist, und ein Granat, der während der Wanderschaft des israelischen Volks in der Wüste gefunden und vom Stamme Levi für das Brustschild des Hohepriesters gespendet wurde, hätte durchaus ein Stein w i e dieser gewesen sein können. Nach Entfernen der verunrei n i gten Teile w ü rde ein Stein von etwa 40 Karat übrigbleiben, der damit ein Halbedelstein zweiter Klasse von mittlerer Qualit ä t wäre und einen Großhandelspreis von etwa 180 Dollar erzielen würde. Ein solcher Stein erfüllt nic h t die Qualität s krite r i e n der Firma Alfred Hopeman & Son.
    Harry konnte nicht schlafen, s e ine innere Uhr war aus dem Takt geraten. Aus den Fenstern seines Zimmers sah er, daß die Mauer von Ost-Jerusalem jetzt angestrahlt war wie die Kulisse eines Hollywood-Bibelfil m s.
    Bis zum Sendeschluß s chaltete er zwischen z w ei Fer n sehprogra mm en hin und her, von denen eines in Hebräisch, das andere in Arabisch gesendet wurde.
    Danach brütete er lange über den Fotos von der kupfernen Schriftrolle. Aber so sehr er seine Augen auch anstrengte, es gelang ihm ein f ach nicht, die beiden unlesbaren W orte in dem Abschnitt über die genisa m it dem gelben Dia m anten zu entziffern.
    Auf der Begräbnisstätte, wo Juda für sein P l ündern bestraft wurde, liegt ac ht einhalb Ellen tief ein g lit z ernder Stein (unle s erlich) (unleserlich) …
    Harry wandte sich wieder den Notiz b üchern s e in e s Vaters zu und suchte in Alfred Hop e m ans Beschreibung des Dia m anten der Inquisition einen Schlüssel zu den gesuchten Wörtern. Aber auch dort fand er nichts.
    »Papa, hilf m i r.«
    Er wußte, was sein Vater ihm sagen würde, wenn er jet z t zu ihm sprechen könnte. Du bist ein Narr. Diese deutschen W orte hatte Alfred Hopeman im m er gebraucht, wenn Harry etwas W i chtiges einfach nic h t se h en wollte. No r m alerweise hatte er das ruhig und gutgelaunt gesagt, aber das hatte nie etwas an der Bedeutung der Worte geändert. Du b i st ein Narr.
    Harry las die Notizen immer wieder und versuchte, sich den gelben Dia m anten so vorz u stellen, wie ihn sein Vater gesehen hatte.
     
     
     

9, Berlin
     
    Vier Jahre nachdem Alfred Hauptmann seine eigene Werk s t att m it Laden im elega n te s t e n Teil der Leipziger Straße in B e rlin e röff n et hatte, wur d e er zu e i n e m Treffen der unabhängigen Diamantenhändler nach Antwerpen eingeladen. Bei dieser Zus a mmenkunft s o llte b esprochen werden, ob man sich nicht zu einer Art Vereinigung zusammenschließen sollte. Seit die De Beers Consolidated Mines das Edelstein-Syndikat gegründet hatte, standen Organisationen in der D i amantenindustrie hoch im Kurs.
    Aber obwohl das Treffen gut besucht war, kam es nicht zur Gründung der neuen Vereinigung, denn schließlich

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