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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Regen.
    »Verzeihen Sie mir, Dr. Sil b er s t ei n «, flüsterte er über die vor Nässe glänzenden Dächer von Amsterdam.
     
     
     

Zweiter Teil
Verstecke

10. Tamar Strauss
     
    In ihrem Traum war Yoel noch am Leben und nahm sich ihren Körp e r m it seiner teuto n isch e n Gründlic h keit vo r , die er ebensowenig hatte a b streifen können wie den Rest seiner deutschen Herkunft. T a m ar gab sich seinen Liebkosungen hin, bis sie allein in ihrem stillen H otelzim m e r erwachte. L ange blieb s i e auf der h arten Matratze liegen und verspürte einen fast vergessenen Sch m erz. Von d e n Teppichen stieg ihr ein staubiger Geruch in die N ase.
    Ta m ar versuchte wieder einzusc h lafen, aber s i e s chaffte es nicht. So sehr sie sich a u ch m ühte, sie konnte sich nicht m ehr genau an Yoels Gesicht e r innern. Er hatte zwar keine so braune Haut gehabt wie sie, aber für einen Jecheh, einen deutschen Juden, w ar er eher ein dunkler T yp gewesen. Er war ihr auf ei n er Par t y im Museum w e gen seiner Augen aufgefallen, deren helles Blau aus seinem sonnengebräunten Gesicht geblitzt h a tt e. Si e w aren e i nand er n i cht vorgestellt worden, aber er hatte sie quer durch den Raum angeblickt. Ta m ar hatte ihren Kopf weggedreht und in ihrem Salat heru m gestochert. Als sie wieder in seine Richtung geschaut hatte, waren seine verfluchten Aschkenasi m -Augen immer noch ohne jede S cham auf sie gerichtet gewesen, als wollten s i e f ragen: Beseder? Okay? Bestim m t nicht, du arroganter mamser, hatte sie in Gedanken e m pört geantwort e t.
    Aber ihre Augen hatten sie dann doch verraten, und es war um sie geschehen gewesen.
    Beseder, hatten Ta m ars Augen ihm geantwortet.
    Als sie heirateten, waren sie er s t ei n paar Mo n ate m itei n ander gegangen. Yoel m achte als Medizinstudent gerade sein Prakti k u m am Beilinson - Krankenhaus in Petah Tikva. Er hatte einen roten, zwei Jahre alten Volkswagen, m it dem er, sooft er konnte, zu i h r nach Jerusalem fuhr. Dann gingen sie ins Café Alaska in der Jaffa Street, o der sie besuchten Konzerte der israelischen Philhar m o niker, bei denen seine Eltern Abonnenten waren, weshalb Ta m ar annah m , daß s ein Vater reich sei.
    In Yoels kleinem rotem Auto führten er und Ta m ar die wonnigsten Ringk ä m pfe. Es wurde für sie zuneh m end schwieriger, ihn auf Distanz zu halten, und eines Nachts am Strand von Bat Yam gelang es ihr nicht m ehr. Er t a t ihr weh. Als es vorbei w ar, konnte sie nicht m ehr m it d e m Weinen aufhören. Er begriff n i cht, daß er sie nach den Regeln ihrer Kultur, die sie in ihrer Jugend wieder und wieder ein g etrichtert bekom m en ha t t e, soeben zerst ö rt hatte. Aber er b aute s i e auch wieder au f ; er lie b t e sie.
    Als seine M utt e r ihnen ihren Segen ert e ilte, m achte sie e i n Gesicht, als wäre sie in Trauer. Gleichgültig, was du sagst, ich kann mir schon vorstellen, was du dort unten am Strand ge m acht hast, um ihn dir zu schnappen, schie n en ihre Augen, die so hell und nachdenklich waren wie die ihres Sohnes, Ta m ar sagen zu wollen.
    Yoel suc h te ya abba, ihren Vater, auf und überreichte ihm wie ein m odernes Äquivalent des alten Brautgeldes einen Korb m it Früchten und eine F l asche Arak.
    »Deine Kinder werden braune Haut haben«, sagte ya abba hintergründig.
    »Das hoffe i ch«, antwortete Yoel.
    Als Ta m ar eine W oche später nach Rosh Ha’ayin ka m , dem Dorf, wo sich ihre Eltern niedergelassen hatten, sah sie, daß das Zellophan immer no c h über den Früchten war; die Bananen darunter war e n schwarz geworden und die Pfirsiche und Orangen m it weiß e m Schim m el überzogen. Sie warf das Zeug weg. Am Abend sah ihr ya abba tief in die Augen. » W illst du diesen Jec h eh, diesen Deutschen, denn wirklich ? « Als sie keine Antwort gab, nickte er schicksalsergeben und m achte die Flasche Arak auf.
    Yoels Praktikum war f a st vorbei, und er bewarb sich für eine Studie über die Sterblichkeit bei Beduinenfrauen i m Wochenbett, die er zu ihrer beider Freude auch beka m , denn m it dieser Studie war eine Stelle in der Entbindungsstation im Hadassah-Krankenhaus verbunden.
    Yoel und T a m ar wollten zusam m e n in J erusalem wohnen. Als Yoels E ltern anboten, ihnen dort eine Wohnung zu kaufen, war Ta m ar überrascht, denn sie hatte ihre ursprüngliche Annah m e, daß sie Geld haben m üßten, rasch revi d i e r t. W as sie an bi lli g en Möb e ln in i h rem kleinen, dunklen Laden verkau f t en, rei c hte gerade

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