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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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warum verlassen Sie Deutschland dann nicht auch?«
    »Sie haben keine Ahnung. Um ein Visum zu bekommen, braucht man eine ärztliche Bestätigung, daß man körperlich gesund ist.«
    Sie starrten sich gegenseitig an. » V ergessen Sie Ihr Geschäft.« Dr. Silberstein hatte sich so aufgeregt, daß er nur noch mit Schwierigkeiten Luft bekam. »Was müßten Sie denn hier zurücklassen, was von echtem Wert für Sie ist?«
    Alfred dachte darüber nach. »Diese Stadt«, sagte er schließlich.
    Aber die Stadt, die er so liebte, gab es praktisch nicht mehr. Die Nazis und Kommunisten benützten längst andere Waffen als nur Knüppel, und wenn Alfred jetzt durch die Stadt ging, war es nicht unge w öhnlich, daß er einen Umweg machen mußte, weil er in manchen Gegenden Schüsse hörte.
    Als er eines Morgens zur Arbeit ging, sah er, daß jemand in riesigen Buchstaben in tropfender weißer Farbe quer über die pflaumenfarbene Ziegelfassade seines Ladens das Wort JUDE geschmiert hatte. Alfred ließ es dort stehen, und vielleicht wirkte es sogar wie eine unfreiwillige Reklame. Jeden Tag kamen neue, freundliche Leute in den Laden, und Alfred konnte so einige seiner Delfter Schmuckst ü cke verka uf en. Im Kaufhaus Herpich waren die Glassc h eiben zwei- oder dreimal ersetzt u nd wieder eingeschlagen worden, bis s c hließlich ein Fenster nach dem anderen mit Brettern vernagelt worden war. Man munkelte, d aß die Familie Herpich daran dachte, ihr Kaufhaus an Christen zu verkaufen. Es gab ei ne starke Tendenz, die Geschäftswelt zu arisieren, und eines Tages kam Richard Deitrich in Alfreds Laden und sagte ihm, daß die Gebrüder Deitrich den Großhandel von Erwin König aufgekauft hätten.
    Richard Deitrich hatte ein sauberes, glänzendes Gesicht und einen sehr guten Schneider. Am Kragen seines grauen Jacketts verkündete ei n e Ansteckn a del mit H a kenkreuz, daß er ebensogut eine Unif o rm hätte tragen können. »Sie haben da ein hübsches, kleines Geschäft. Ich habe es immer bewundert«, sagte er. »Hätten Sie vielleicht Interesse, es uns zu verkaufen, Herr Hauptmann?«
    »Ich habe bisher noch nicht an einen Verkauf gedacht.«
    »Gewisse Leute werden sich im Geschäft s leben in Zukunft ziemlich schwer tun, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wenn Sie jetzt ver k aufen, könnten Sie als unser Angestellter den Laden weiterführen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich das will.«
    »Später wird der Laden vielleicht erheblich weniger wert sein«, sagte Deitrich höflich.
    Alfred dankte ihm für das Angebot.
    Hauptmann war ein deutscher Name, und Alfred war Deutscher.
    Aber wenn er jetzt in ein Restaurant ging oder um Theaterkarten anstand, hatte er v e rstärkt das Gefühl, daß die Leute ihn als einen jüdischen Fre m den ansahen und ihn mit ablehnender Mie n e betrac h t ete n .
    Die Wohnung der Silbersteins blieb leer. Alfred vermißte das Schachspielen am Mit t woch abend, und auf einmal hatte auch Lilo ausgerechnet dann, wenn er sich mit ihr verabreden wollte, etw a s anderes zu tun. E i nes Abends e r zählte ihm der Bark ee per im T i n geltan g el , daß sie in letzter Zeit häufig m it einem Braunhemd kam.
    Alfred rief sie an und bat sie um ein klärendes Gespräch. Als er in ihre Wohnung kam, saß sie im Bademantel da und rollte ihr Haar mit einer Chemikalie, die nach faulen Eiern roch, auf große L ockenwickler.
    »Ja, es stimmt«, sagte sie. »Ich habe einen neuen Freund.«
    Alfred wartete darauf, d aß er Wut o der tiefe Tr a uer verspürte, aber keines der beiden Gefühle kam in ihm auf.
    »Er hat mir erzählt, daß sie e i n Gesetz planen, nach dem deutsche Frauen, die mit J uden gehen, streng bestraft werden sollen.« Sie zog hastig an der Zigarette, die zwischen ihren Lippen hing.
    »Das wollen wir doch vermeiden«, sagte Alfred. Sie blickte ihn durch den Rauch der Zigarette an.
    »Alles Gute, Lilo.«
    »Das wünsche ich dir auch«, sagte sie.
    Mitten in d e r Nacht fiel Alfred ein, daß er Lilo den Inhalt des blauen Leinensacks gezei g t hatte. Er versuchte, nicht mehr daran zu denken. Was immer auch zwischen ihnen gewesen sein mochte, wenigst e ns waren sie immer ehrlich zueinander gewesen. Er vertraute ihr.
    Trotzdem fand er keinen Sch l af und wälzte sich unruhig hin und her.
    Noch vor dem Morgengrauen stand er auf. Er setzte sich an den Tisch und arbeitete wie besessen. Als er fertig war, glänzte das Gold der Tia r a, und der Diamant funkelte.
    Die Reparatur war beendet. Alfred verpackte di e Tiara gutgepolstert

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