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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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eben, ihnen ein bescheidenes Maß an Ko m f ort zu ermöglichen.
    Aber sie h atten aus Deutschland eine W i edergut m achung erhalten.
    Yoels Vater war i m Konzentrationslager Mauthausen gewesen, und drei seiner vier Großeltern und eine Tante waren in Buchenwald u m s Leben gekommen. Das Vermögen beider Fa m ilien hatten d i e N azis konfisziert.
    Nach dem Krieg hatte Yoels Vater einen A ntrag auf W i edergu t machung gestellt, und jetzt war ihm eine kleine Sum m e au s gezahlt worden. Y o els Eltern wollten von dem Geld nichts für sich aus g eben.
    Ta m ar wollte auch nic h ts davon.
    Eines Tages kam Mr. Stra u ss bei ihnen vorbei und lud Ta m ar zum Tee ein. Sie fand ihn sehr sy m pathisch. Er war kahlköpfig und wirkte müde. T a mar fragte sich, ob Yoel später ein m al auch so a u ssehen wür d e.
    Er gab ihr einen Klaps auf die Hand. » W as soll ich bloß m it dem Geld m achen?«, fragte er. » Soll ich es d enn wirklich de n en wieder zurüc k schicke n ?«
    Als Ta m ar und Yoel dann schließlich doch eine nagelneue Dreizimmerwohn u ng m it Blick auf die Ye m i n-Moschee bezogen, fühlten sie sich fast wie Millionäre, auch wenn sie nicht ganz vergessen konnten, daß das Geld für diese Behausung praktisch von toten Verwandten stam m t e. Mr. Stra u ss m achte das Angebot, ihnen sehr preisgünstige skandinavische Möbel zu besorgen, aber Ta m ar war erleichtert, daß Yoel bei der Einrichtung der Wohnung m ehr auf sie hörte. S i e kauften ein einfaches Bett m it Sprungfeder m a tratze, zwei kleine Truhen, einen niedrigen Tisch und zwei Sitzkissen aus K a m e lleder, die sie m it ei ne r Unzahl v on zer s chnipselten Au s gaben der Zeitungen Ha’aretz und Ma’ariv ausstopften. Für die Küche suchten sie sich eine Reihe von wunderschönen, verbeulten Töpfen aus altem Kupfer zusam m e n, was ya umma, ihrer Mutter, die, wie ihre Freundinnen, erst kürzlich all ihre Kupfertöpfe du r ch solche aus modernem Alu m inium ersetzt h a tte, sichtlich p einlich war.
    Yoel werkelte drei W ochenenden hintereinander in der Wohnung; e r strich die Wände weiß und dekorierte sie m it billigen arabischen W andteppic h e n , die Ta m ar auf dem Markt in Nazareth geka uf t hatte.
    Als die W o hnung fertig war, sah sie sogar besser aus als die Häuser in Sana’a, wo Ta m ar geboren worden war.
    Ya umma wollte, daß Ta m ar im tra d itio n ell e n je m enitischen Gewand heiratete, aber der angeborene praktische Sinn ih r er Tochter set z te s i ch durch. Sie kaufte sich ein Hochzeits kl eid, das si e später i mm er wieder anziehen konnte, ein einfaches, d ezent lave n delfarbenes Wollkleid, das ihre dunkle Haut besonders betonte.
    Die Trauung fand in der m it W ellblech gedeckten Synagoge von Rosh Ha’ayin statt. Ya mori, der Rabbi, der langsam senil wurde, leierte quälend langsam d e n Hochzeitssegen herunter. Nachdem Yoel ge m äß der Tradition das Glas zerbrochen h atte, g a b es ein Fest m ahl mit gebratenen Hühnern, die auf je m enitische Art m it hartgekochten Eiern, Reis, Mandeln u n d Rosinen g e f üllt wa r en, dazu e i n Büfett aus Früchten, Gemüsen, W ein und Arak.
    Ta m ar und Yoel m achten sich, sobald sie konnten, in dem roten Volkswagen davon und fuhren direkt nach Elat, wo sie drei Tage lang wunderbares W etter hatten.
    Kurz vor der Hochzeit hatte Ta m ar ihre Periode beko mm en. Jeden Morgen fuhren sie in einem Boot m it gläsernem Boden aufs Meer und beobachteten die Korallen und die Fische. Sie tra f en ein paar französische Hippies, die in Zelten am Strand lebten, und stritten sich m it ihnen leidenschaftlich über Sinn oder U nsinn des Kommunismus; aber erst als Yoel eine Flasche Wein kaufte, wurden sie wie d er gnädig in den Reihen des Proletariats aufgenommen. An anderen Tagen sammelten sie Kor a lle n . Ta m ar watete d u rchs Wasser, während Yoel ins Meer hi n ausschwamm.
    Als sie z u r ü ck nach Jerusalem kamen, wartete ya umma wie eine S phinx m it verschränkten Ar m en vor ihrem Wohnhaus. Vor T a m ar und Yoel goß sie W asser auf den Boden, streute Ane m onenblüten darüber und hieß die beiden da m it auf traditio ne lle W eise in ihrem neuen Heim willkom m en, was etlic h e andere Mieter gründlich verwirrte. Ta m ar war gerührt, denn sie wußte, welche Mühe ihre Mutt e r m it der langen Bus f ahrt nach Jerus a l e m auf sich genommen hatte. Die beiden wollten, daß sie über Nacht blieb, aber sie küßte bloß ihre Tochter und wünschte ihrem Schwiegersohn verschä m t viel

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