Der Diamant des Salomon
Freude an seiner neuen Ehefrau, bevor sie zufrieden d e n näc h sten Bus zurück nach Rosh Ha’ayin nah m .
Sehr zu Ta m ars Erleichterung klappte die Liebe in ihrem eigenen Bett unvergleichlich besser als anderswo. Schnell entwick e lte sie d er a rti g e Fe r tigkeiten darin, daß Yoel sie schon m an c h m al da m it aufzog. Eines Tages brachte er eine Neuanschaffung m i t nach Hause, einen W andspiegel, der als einziger Einrichtungsgegenstand nicht zum arabischen A m b i ente der Wohnung paßte. Sie hängten ihn so auf, daß sie sich beobachten konnten, wenn sein weißer und ihr brauner Körper zu e i nem neuen, zweifarbigen W e sen versch m olzen, das nur ihnen gehörte.
Die Ehe brachte Ta m ar Glück und beflügelte sie bei ihrer Arbeit in der Restaur a tionsabteilung des Museu m s . Eines Tages wurde ihr eine seltene, phönizische Bronzeschale in Form eines Löwenhaupts zur Reparatur gebracht, von der beim Transport ein kleines Stück abgesprungen war.
Als Ta m ar die Schale untersuc h te, entdeckte s i e an d e r Bruchstelle m ehrere Schicht e n, die ihr, gelinde gesagt, m erkwürdig vorka m en. Als Ta m ar sie auf einem winzigen Fleck eine n ach der an d eren h e runterkratzte, stieß sie auf Kupfer, das verdächtig neu aussah. Eine der Schichten bestand zudem aus einer Mischung von rotem Siegelwachs und weichem Zinnlot, das erst seit relativ kurzer Zeit verwendet wurde. Tamar bestrahlte die Schale m it ultraviolettem Licht und entdeckte, daß sie aus einem wirklich alten, aber stark zerst ö rten Bronzegefäß bestan d , über das ein geschickter Fälsc h er eine Oberfläche m odelliert hatte, die ebenso alt wie ungewöhnlich gut erhalten aussah.
Das Muse u m hatte die Schale eigentlich für einen Preis, der ein Mehrfaches von Ta m ars Jahresgehalt betragen hätte, an k aufen wollen. Als sie am nächsten Morgen in di e Arbeit ka m , grüßten sie auf ein m al eine Menge Leute, die sie vorher nicht beac h tet hatten.
Der berufliche Erfolg tat Ta m ar gut, aber sie genoß es auch, die Ehefrau zu spielen. Schnell hatte sie herausgefunden, daß ihr M ann je m eniti s che Gewürze nicht vertrug und daß er Lamm haßte. Am liebsten aß er mishmish, die kleinen einhei m i schen Apriko s en, die so köstlich waren, daß die Araber ein weit entferntes Glück m it »wenn die Zeit der mishmish kommt« u m schreiben. Yoel ließ sich diesen Satz auf kleine Karten drucken und gab sie seinen Gesprächspartnern, wenn diese erste Anzeichen von Ungeduld zeigten.
Offensichtlich m ochten ihn seine Kollegen – teilweise deshalb, dachte Ta m ar schuldbe w ußt, weil er m it seiner Studie über Beduinenfrauen ihn e n nicht bei ihrem Streben nach Doktortiteln und Karrie r e in die Quere ka m . Dabei hatte Yoel durchaus Erfolge. Die Säuglings- und Müttersterblichkeit war bei den Beduinen im m er schon tragisch hoch gewesen, denn in ihrem rauhen No m adenleben war keine Zeit f ür vorgeburtliche Untersuchungen. Die ersten paar Monate schlug sich Yoel m it den Behörden heru m , um seine V orstellungen durchzusetzen. Unzählige Male sprach er bei der staatlichen W as s erversorgung vor, bis diese sich schließli c h bereit erklärte, eine oberirdische Wasserleitung zu den W eideplätzen der Beduinen bei Beersheva zu legen. Die Rohre aus s chwarzem Plastik waren zwar häßlich, aber für die Beduinen waren sie ein Segen. Zum ersten M al in seiner Geschichte m ußte sich der Stamm nicht auf die Suche nach neuen W eidegründen m achen. Yoel und der Mann vom Landwirtschafts m i nisterium überredeten den alten Scheich, so lange dort zu bleiben, wie die Regierung seine Tiere m it Gras versorgte. Dafür wies der Scheich alle schwangeren Frauen an, sich regel m äßig auf der Geburtshilfestation untersuchen zu la s sen. Am schwierig s ten erwies es sich, die Frauen zur Geburt ins Krank e nhaus zu holen, denn bei ihnen war es üblich, daß ein Kind im Zelt s e ines Vat e rs geboren wird. Als aber alle von dem guten Du t zend Frauen, die ihre Kinder im Krankenhaus bekommen hatten, die Geburt überlebten und auch keines der Babys gestorben war, war das ein deutliches Signal für die anderen gewesen.
Wenn eine Frau nicht rechtzeitig zu einer Untersuchung bei ihm erschien, scheute sich Yoel nicht, hinaus ins Lager bei Beersheva zu fahren und sie dort zu untersuchen. Manch m al, wenn sie gerade frei hatte, fuhr T a m ar als Do l m etscherin m it. Bei einer solchen Gelegenheit wurden sie, nachdem Yoel seine Patientin unters u cht und
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