Der Diamant des Salomon
tot war. Z w ar konnte sie sein Gesicht noch oft detailliert und klar vor sich sehen, aber es kam schon m al vor, daß sie sich nur m it Mühe an die einzelnen Züge erinnern konnte. Mit der Zeit verlangte ihr Körper wieder nach den Dingen, m it denen Yoel ihn verwöhnt hatte, und so fand Ta m ar häufig keinen Schlaf. W e nn sie schlief, dann träu m t e sie viel von Yoel, m e istens waren es sexuelle Träu m e. Daß sie jeden Morgen ausgiebig Gy m nastik m achte, half ihr in dieser Hinsicht nur wenig.
Schließlich ging Tamar ins Operationszentru m , wo Ze’ev Kagan an einem Tisch saß u nd tip p t e. D er Offizier vo m Dienst war der H aupt m ann, der die P i oniere ko mm andierte. Er hörte sich Ta m ars Anliegen an.
»Ze’ev, du gehst doch heute vor m ittag m it deinen Leuten auf Übung raus. Könntest du den Leutnant hier m itneh m en ? «
Kagan sah Ta m ar an. »Eigentlich kann ich es m i r nicht leisten, einen Mann m it Ihnen zurückzuschic k e n , wenn Sie schlapp m achen.«
»Ich werde nicht schlapp m achen.«
Kagan grinste sie zwei f elnd an. » D ann soll’s m i r recht sein«, sagte er und tippte weiter.
Drei Tage hintereinander m arschierte Ta m ar m it den Männern, die einfache Overalls ohne Marki e rung trugen, hinaus in die W üste. Am ersten Tag betrug die Marsch s t recke fünfzehn Kilo m et e r, aber an jedem folgenden Tag verlängerte sie der Major um weitere fünf Kilo m eter.
Am Abend, wenn Ta m a r zurück im C a m p war, duschte sie lange und heiß, aber ihre sch m erzenden Muskeln wollten sich ein f ach nic h t lockern.
Am dritten Tag hetzte Kagan die Gruppe in s chneller Gangart über krü m eligen Löß und felsübersäte Hügel, und Ta m ar bereute, daß sie mitgekom m en war.
Schließlich ließ Kagan den Trupp halten und kam zu ihr nach hinten, wo sie neben einem blonden Jungen na m ens Avram auf ihrem Platz in der doppelten Marschreihe stand.
Er ließ Tamar aus der Rei h e treten und sie den Marsch neben ih m , an der Spitze der Kolonne, fortsetzen.
»Ich bin okay«, sagte sie gereizt.
»Um Sie geht es doch nicht«, sagte er, und T a mar begriff, daß er sie deshalb vorne m arschieren ließ, da m it es keinem Mann in der Gruppe einfiel aufzugeben.
Den Rest des Marsches über blieb Kagan stumm. Er war ein großer Mann, und wenn sie ihm von der Seite ab und zu einen Blick zuwarf, sah sie, daß sein Profil scharfgeschnitten und häßlich w i e das eines Vogels war. Ta m ar roch ihren eigenen Schweiß, und m a nch m al, wenn sich ihre Körper durch Zufall berüh r ten, spürte sie, wie hart Kagans Muskeln waren.
In der Nacht träu m t e sie zum ersten Mal von ih m , und von da an war die m ä nnliche Figur in ihren Träu m en nur noch m anch m al Yoel.
Am nächsten Tag wollte sie wieder m it der Gruppe hinaus m arschieren, a b er S ha m ir hatte sie m it ei n er s o lchen Menge von Funksprüchen überhäuft, daß sie un m öglich weg konnte. Am Abend setzte Kagan sich im shekem neben sie.
» W o waren Sie heute?« fragte er.
Ta m ar erklärte es ih m , e r nickte und fragte, ob sie denn am nächsten Tag wieder m itkommen werde.
»Das weiß ich noch nicht.«
Er blickte sie an. »Ich hätte es gerne«, sagte er. Sein Gesicht war so dunkel wie das i h re, aber seine Augen waren grau, wie die von Aschkenasim.
E s g a b i m Lage r ei n ungeschrieben e s Geset z . W e i l Männer un d Frau e n hie r s o e n g beieinande r lebten , ve r m iede n sie es , ih r militärische s Zusammenlebe n durc h persönlich e Beziehunge n durcheinand e rzubring e n . Abe r e s wa r durchaus üblich , d a ß ei n Man n un d ein e Fr a u zus a mme n außerhalb de s C a mp s e in e Nach t b i s zu m We ck e n verbr a ch t en.
Kagan brauchte lange, bis er Ta m ar fragte, so daß sie schon gedacht hatte, sie hätte sich in ihm getäuscht.
Sie fuhren nach Tel Aviv, in ein schäbiges kleines Hotel am Meer. Das Geräusch der W ellen drang durch das offene Fenster ins Zim m e r . Als er sich auszog, be m erkte Ta m ar genüßlich, wie braun sein Körper bis auf einen hellen Fleck von der Gürtellinie bis zur Mitte der Schenkel war. W egen Ta m ars la n ge angesta u ter Gier kam es ihr am Anfang so vor, als wäre er besser als alles, was sie in ihren Träu m en erlebt hatte, a b er sch n ell erkannte sie, daß irgend etwas m it ihm nicht stim m t e.
Hätte er ihr nicht so leid get a n, dann hätte sie sich selbst bedauert, und sie m ußte sich zurückhalten, um nicht laut herauszulachen. Es kam
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