Der Diamant des Salomon
sollen, no c h nicht ein m al begonnen hatte.
Sie wartete weitere vier Tag e , um ganz sicher zu sein, dann ging sie in eine Klinik in T el A viv und lag nicht länger als fünf Minuten m it gespreizten, hochgebundenen Beinen da, während eine röchelnde Maschine ihr geräuschvoll den Sohn aus dem Leib s augte, für den sie an der Klage m auer so inbrünstig gebetet hatte.
In dieser Nacht hatte Tam a r in ihrem Kinderzimmer in der Rashi Street eine Blutung, die schwächer war als ih r e nor m ale Periode, aber kaum Schm e rzen. Im Zimmer nebenan jam m erte das Kind wieder m it seiner dünnen Stim m e, und Hana Rath versuchte, es zu trösten: »Dvoooreli … Dvooreli, m ein Liebling …« Ta m ar lag auf dem Rücken, rauchte ihre starken Zigaretten, studi e r t e d i e Auf kleber m it den Tier m otiven und verfluchte Gott.
Am nächsten Tag hätte sie eigentlich schon wieder arbeiten können, aber sie ging statt dessen zu d e m i m posanten Rekrutierungsbüro, das sich nur ein paar Häuser weiter in der Rashi Street befand, und m e ldete sich freiwillig z u r Ar m ee.
* * *
Sie wurde zur Funkerin ausgebildet. No r m alerweise durften nur ganz junge Frauen Dienst in Ka m p feinheiten tun, aber Ta m ar wies ihre Vorgesetzten dezent darauf hin, daß ein paar Jahre Alters u ntersc h ied s i e nic h t z u r gebrec h lichen Greisin m achten; außerdem kam ihr der U m stand zugute, daß sie sich freiwillig ge m eldet hatte, und so erhielt sie eines Tages den B e fehl, sich im C a mp 247 in Arad zum Dienst zu m elden.
Es war ein Posten in der W üste, ein paar Kilometer von der Stadt Arad entfernt, ein großes, s t acheldra h t u m zäuntes Rechteck, auf dem saubere, b r aune Holzbaracken standen. Die Gebäude waren tadellos gepflegt, und über den großen Rasenflächen und Blumenbeeten flatterte stolz die Flagge m it d e m Davidstern. Auf d e m Rasen in der Mitte standen zwei von E xtrazäunen u m gebene Baracken; in der einen war eine Kompanie Pioniere untergebracht, und in der anderen hausten an die zwanzig Männer, die Zivilkleidung trugen.
Die kleine Funkbaracke des Lagers, wo T a m ar Dienst tat, unterstand einem Haupt m ann na m ens Sh a m ir, der froh war, daß er bald in sein ziviles Tonstudio zurückkehren konnte. Sha m ir hatte w enig Interesse an Leuten, die nicht wie er für Tonband m as c hinen und Lautsprecherboxen lebten. An ihr e m ersten T a g im C a m p fragte Ta m a r ihn nach den Zivilisten in der u m zäunten Baracke.
»Die arbeiten für die W a sserbehörde.«
»Oh. Und was tun sie da ? «
»Sch m utzige Arbeit«, antwortete Sha m ir, ohne von seinem Funkgerät aufzusehen.
Das Lager war klein, aber es gab einen guten s h ekem, ei n e Ko m bination aus Poststelle, Laden und Kantine, wo m a n nach seinem Dienst hinging, und bereits nach einer W oche hatte Ta m ar dort jeden Menschen im ganzen Ca m p getroffen, die Männer in Zivilkl e idung miteingeschlossen. Sie fragte längst nicht m ehr nach ihnen, denn es war ihr schnell klargeworden, daß sie weder für die W asserbehörde arbeiteten noch echte Zivilisten waren. S i e hatten, zusätzlich zu den Fahrzeugen der Fahrbereitschaft, noch zwei Autos m it Zivilkennzeichen zur Verfügung, einen grauen W illys-Jeep und einen beig e n Ko m bi. Das Tor ihrer inneren U m zäunung öffne t e sich nur, wenn je m and von innen einen elektrischen Türöffner drückte. Ein kleines Schild am Zaun besagte, daß dort die »Vi ert e ta k tisc h e Spezialabteilung« residierte. I h r Chef war ein schlanker Major, dessen sonnengebräunte Haut fast so dunkel wie Ta m ars war.
Sein Na m e war Ze’ev Kagan, und wenn er einen Befehl gab, führten ihn seine Unt e rge b enen beflissen a u s.
Bereits nach drei Tagen hatt e n vier von ihnen Ta m ar erzählt, w e r s e in Vater w ar .
Manch m al brachen Gruppen von Männern zu Übungs m ärschen in die W üste auf, und ab und zu b e m erkte Ta m ar, daß auch ein, zwei Frauen aus dem Camp m it ihnen gingen. Eines Na c h m ittags fr agte s i e ei ne ande r e Soldatin, was m an tun mußte, um m itgenommen zu werden.
»Kein Proble m . Du brauchst bloß zu fragen. Sie neh m en gerne wei b liche Soldaten m it.«
Ta m ar ließ es zu, daß H a upt m ann Sha m ir ihr den Hauptteil der Arbeit in der Funkba r acke aufbürdete. Sie spürte, wie sie ein anderer Mensch wurde, wie s i e s i ch häut e t e, die Zellen ihres früheren L e bens durch neue ersetzte. Langsam d r ang es auch in ihr Unterbewußtsein, daß Yoel
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