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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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allein durch Menschenkraft über das spiegelglatte Meer zu bewegen.
    Seit Pater Diego den Rittern ver r aten hatte, daß Juli u s ein Jude war, tönten sie s t ändig mit lauten Stimmen, wie wichtig d i e li m pieza, die Reinheit des Blutes, sei, welc h e nur geborene Christen wie sie besäßen. Jedes Mal, wenn Julius die K ajüte betrat, hielten sie sich demonstrativ die Nasen zu, um seinen foetor judaicus, seinen Judengestank, nicht riechen zu müssen. Dabei waren sie es, die in dem kleinen Raum einen bestial i schen Gestank verbreiteten. Einer von ihnen erzählte eine nicht enden wollende Geschichte von einem Juden, der in einer Kirche ein paar geweihte Hostien gestohlen, sie in seine Synagoge gebracht und eine von ihnen dort auf dem Altar mit einem scharfen Messer durchstochen hatte. Als aus der geschändeten Hostie Blut hervorgequollen war, hatte der zu Tode erschrocke n e Dieb d i e r estlichen H o stien in d en Ofen geworfen, um alle Bewei s mitt e l gegen ihn zu vernichten. Als aber aus dem Feuer die Ges t alt eines Kindes hinauf zum Himmel gestiegen war, hatte der Jude seine Untat gestanden, woraufhin er mit glühenden Zangen gefoltert und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war.
    Vidal versuchte, die R itter, soweit es ging, zu ignorieren. Ein paar Matrosen hatten spanische Münzen bei sich, und Vidal tauschte bei ihnen die niederländischen Kupferpfennige aus seinen Satteltaschen gegen Maravedis und Mineros. In der vie r ten Nacht kam endlich wieder Wind auf. Vidal, der es in der sti n kenden Kajüte nicht mehr aushielt, ging an Deck und ertappte ei n en der Ritter – es war derje n ige, d er die Geschichte von dem Juden erzählt hatte – dabei, wie er gerade seine Satteltaschen aus dem Stroh nahm. Julius dachte an sein ungeborenes Kind.
    Der Ritter z og mit der rechten Ha n d sein Schwert und hielt mit d e r lin k en die Taschen mit Vid a ls wertv o ll e m Handwerkszeug über die Bordwand.
    »Laß sie ruhig fallen«, sagte Vidal, der in diesem Moment Verzweiflung und Furcht vergaß. »Dann mußt du allerdings vor Torquemada dafür gradestehen.«
    Pater Diego drückte sich an Julius vorbei und r edete mit raschen W o rten auf den Ritter e i n, der, mit ei n em Mal ernüchtert, sehr blaß wirkte und die Satteltaschen sofort zurückgab.
    Danach wurde es besser. Niemand johlte mehr, wenn Vidal sich a ufs Deck k n iete und betete. Die Ritter gingen ihm aus dem Weg, und der Dominikaner wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, daß sie Julius getötet und über Bord geworfen hätten, w äre nicht sein treuer Freund Pater Diego gewesen, dem ein kleines Wort des L o bes in d i e richtigen O h ren nic h t u n willkommen wäre.
    Der Mönch war schli m mer als die Seekrankheit.
    Der Wind wehte beständig. Am neunten Morgen erreichte die Galeere das südliche Ende des Golfs von Biscaya und steuerte im spanischen D auerregen auf San Sebastian zu.
    Pater Diego verließ die schützende Kajüte, um Vidal, der allein a n Deck sta n d, zu sagen, daß die Galeere auch den Hafen von Gijon anlaufen werde. »Bleibt bis dahin an Bord. Von dort aus ist es näher nach León.«
    J u liu s g a b k e i n e A n t w o r t . Gleic h nac h de m Anlegen f ühr t e e r de n W a l l a c h , d e r di e Seereis e erstaunlic h gut überstande n hatte , übe r di e Lad e p l an k e a n L and . A l s der Bode n nich t meh r unte r s e ine n Füße n z u schwanken sc hi e n , sti e g Vida l s ch l i e ß l i c h i n de n Sattel . Di e Luf t hier wa r w ü r z i g e r u n d vie l milde r a l s di e i m w inte r k a lten Gent.
    Von einem verdrießlich dre i nblickenden Bauern mit bösen Augen kaufte er zwei Zwiebeln. In einem kleinen Pinienwäldchen auf dem Kamm eines Hügels stieg Julius vom Pferd ab und setzte sich mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt. Von hier oben k onnte er auf eine Wiese voller Kühe, ein Weizenfeld und einen Olivenhain blicken.
    Wie gerne hätte Vidal seinen Sohn jetzt hier gehabt und ihm das alles gezei g t: Sieh, Isaak, hier, in diesem Land, wurde dein Vater geboren. Das Land kann nichts dafür, daß m an ihn fortgejagt hat. Ist es nicht wunderschön? Und sind das nicht herrliche, spanische Zwiebeln? Sie waren nicht so gut, wie er sie in E r innerung hatte, denn um ihren Geschmack wirklich genießen zu können, hätte er etwas haben müssen, was er unmöglich beschaffen konnte: ein frisch aus dem dampfenden Laib gerissenes Stück von dem Brot, wie seine Mutter es immer gebacken hatte.
    Damals, als er

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