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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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dahin, suchte nach etwas, kam näher wie ein Raubtier auf Beutejagd. Als er endlich hielt, wurde das Seitenfenster geöffnet.
    KC ließ die Haustür los. Sie fiel mit einem dröhnenden Laut, der durch das ganze Treppenhaus schallte, ins Schloss. KC ging zum untersten Treppenabsatz und stellte sich so, dass sie jederzeit nach oben rennen konnte.
    »Guten Morgen«, rief von draußen eine Stimme.
    KCs Angst schwand schlagartig. Sie ging zurück zur Tür, öffnete und sah Michael neben der Limousine stehen. Mit der linken Hand hielt er die Wagentür, und in seiner rechten Hand eine braune Papiertüte.
    »Hunger?«, fragte Michael.
    KC lief nach draußen, schaute dabei argwöhnisch nach links und nach rechts und ließ sich schließlich auf den Rücksitz der Limousine fallen. Michael rutschte hinter ihr in den Wagen und schloss die Tür, sodass KC sich zum ersten Mal, seit sie aufgewacht war, wieder sicher fühlte. Im Wagen duftete es verführerisch nach frischem Brot und Kaffee. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren, hatte aber trotz der frühen Morgenstunde bereits mit der Hitze zu kämpfen.
    Michael lächelte, als er zwei frische Böreks und eine Flasche Mineralwasser aus der braunen Papiertüte zog.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte KC gereizt. »Ich habe dich mehrmals angerufen. Kannst du nicht ans Telefon gehen?«
    Michael musterte sie schweigend. Die Verwirrung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Langsam hob er die braune Tüte. »Frühstück?«
    »Konntest du mir keinen Zettel hinlegen?«
    Michael schaute zu Busch hinüber, der hinter dem Steuer saß. KC folgte seinem Blick und ging dann auf Michaels hünenhaften Freund los. »Und was ist mit dir? Kannst du auch nicht ans Telefon gehen?«
    Busch antwortete nicht, richtete seine Aufmerksamkeit stattdessen auf die Straße und fuhr los.
    »Wo ist der Stab? Was hast du damit gemacht?«
    Michael hob die Hände, als müsse er sich gegen einen Angriff wehren. »Entspann dich.«
    »Von wegen! Du hattest nicht das Recht, mir den Stab wegzunehmen.«
    Michael hielt sie fest im Blick, stellte die Tüte mit dem Frühstück auf seinen Schoß, hob die Lederrolle vom Boden und hielt sie ihr hin. KC riss sie ihm aus der Hand und verstummte, schaute schmollend aus dem abgedunkelten Wagenfenster – wie ein Kind, das zwar seinen Willen bekommen hatte, trotzdem aber noch nicht zufrieden war.
    Michael reichte ihr einen Börek und die Flasche mit Mineralwasser. Sie riss ihm beides aus der Hand und wandte ihre Aufmerksamkeit gleich wieder der Stadt zu, die an ihnen vorüberglitt.
    Sie saßen schweigend da, und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während sie an der Blauen Moschee vorüberfuhren, aus der die Gläubigen strömten, die gerade mit ihrem Morgengebet fertig waren. Dann passierten sie den Großen Basar, nahmen die Atatürk Bulgarı, überquerten die Atatürk-Brücke und fuhren hinein in die moderne Welt auf der asiatischen Seite der Stadt.
    Hier herrschte Weltstadtatmosphäre. Alles war frisch und neu und bildete einen deutlichen Kontrast zu den antiken Bauwerken in dem Stadtteil, den sie gerade hinter sich gelassen hatten.
    »Würde es dir etwas ausmachen, mir zu verraten, wohin wir fahren?« KC blitzte Michael an.
    »Würde es«, erwiderte Michael, der mit dem Laptop beschäftigt war, der auf seinem Schoß stand.
    KC ignorierte seine Antwort und rutschte über die Sitzbank nach vorn zu Busch.
    »Wirst du es mir sagen?«, fragte KC.
    Busch konzentrierte sich auf den Bildschirm des Navigationssystems, an dem er sich beim Fahren orientierte. Darauf blinkten zwei rote Punkte: Der eine befand sich in der Mitte des Bildschirms, der andere in der rechten oberen Ecke.
    »Was ist das?«, wollte KC wissen.
    »Hast du schon gefrühstückt?«, fragte Busch in der Hoffnung, damit das Thema zu wechseln.
    »Was ist das da?«, wiederholte KC und wurde zusehends gereizter. »Würde mir einer von euch beiden endlich sagen, wohin wir fahren?«
    Busch schaute in den Innenspiegel. Sein Blick traf sich mit Michaels, der beipflichtend nickte, worauf Busch erklärte: »Wir holen deine Schwester und Simon.«
***
    Die Luxus-Enklave stand inmitten von zwanzigtausend Quadratmetern gepflegter Rasenflächen hinter fünf Meter hohen Steinmauern. Das dreistöckige Haus im mediterranen Stil bot einen Blick über das Meer und kündete von unvergleichlichem Reichtum.
    Das wuchtige schmiedeeiserne Tor war wie eine Vorwarnung auf die Sicherheitsvorkehrungen, die man hinter den hohen Mauern zu erwarten hatte.

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