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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Nacht für hochwertiges Bildmaterial. Deshalb war die Linse hochgradig anfällig, wenn sie zu intensiver Lichteinstrahlung ausgesetzt wurde. Die elektronische Linse der Videokamera wurde nun geblendet vom Laser des Gewehrs. Damit hatte Michael für ganz kurze Zeit die Möglichkeit, unbemerkt auf das Gelände vorzudringen.
***
    Die Wohngegend war elitär, stellte Michael fest. Die hinter hohen Mauern versteckten Villen lagen weit auseinander, um jedem Bewohner den bestmöglichen Blick auf den Bosporus und die europäische Seite Istanbuls zu gewähren. Es war Mittagszeit. Alles war totenstill, wie ausgestorben. In den letzten fünf Minuten war kein einziges Auto vorbeigekommen; nicht einmal ein Hund hatte gebellt. Michael zog sich die Ledertasche, die er über der Schulter trug, fester an den Körper und überprüfte den Sitz seiner Sig Sauer, die im Kreuz unter seinem Hemd klemmte. Dann blickte er rasch die Straße hinauf und hinunter, um sicherzustellen, dass sie immer noch leer war, und erklomm die Mauer aus weißem Stuck und Backstein. Er schwang sich über die Mauerkrone, rollte sich ab und landete in der Hocke genau im Sichtfeld der geblendeten Kamera.
    Das Grundstück war üppig bepflanzt mit Sträuchern und Blumen, die von einem Landschaftsgärtner professionell angelegt worden waren. Das Haus war eine weißgetünchte Villa im mediterranen Stil mit Ziegeldach und zwei Etagen, die jeweils über mindestens vierhundertfünfzig Quadratmeter Wohnfläche verfügten. Bezahlt hatte Iblis diesen Luxus von den Einkünften durch seine Verbrechen.
    Nachdem Michael sich davon überzeugt hatte, dass die Luft rein war, spurtete er an der Mauer entlang zu einem Wachhäuschen, das sich gleich hinter dem Eingang zum Grundstück befand. Es war klein und unauffällig und stand im Schatten einer Platane. Direkt daneben parkte ein Golfmobil. Vorsichtig verlangsamte Michael seine Schritte und kauerte sich unter das rückseitige Fenster des Wachhäuschens; dann schlich er um das kleine Gebäude herum und lief dabei regelrecht in den Wachmann hinein.
    Der Kerl war gut eins neunzig groß. Die Nähte seines blauen Blazers spannten sich über den gewaltigen Muskeln. Doch bevor er reagieren konnte, schlug Michael ihm gegen die Kehle. Instinktiv griff der Mann sich an den Hals, als er sich vorbeugte, weil ihm plötzlich die Luft wegblieb. Michael versetzte ihm zwei Kinnhaken, dass er ins Innere des Wachhäuschens zurücktaumelte, wo er auf dem Holzfußboden zusammenbrach. Rasch zog Michael eine Rolle Klebeband aus der Tasche, die an seiner Hüfte hing, und fesselte und knebelte den bewusstlosen Wachmann.
    Als er den Arbeitsbereich des Wachhäuschens betrat, begrüßte ihn dort eine Heerschar von zwanzig Sicherheitsmonitoren, deren Bildschirme in dem winzigen Raum nahezu gespenstisch wirkten. An der hinteren Wand gab es vier Garderobenschränke; auf dem Boden davor standen drei Paar Straßenschuhe. Zusätzlich zu seinem schlafenden Freund gab es also mindestens noch zwei weitere Männer auf dem Gelände, gegen die er sich würde behaupten müssen.
    Der obere linke Bildschirm zeigte ein strahlend weißes Licht, was von der Wirkung des Lasers herrührte. Busch hatte voll ins Schwarze getroffen. Die anderen Bildschirme zeigten sowohl Innenperspektiven der Villa als auch Außenbereiche: einen Swimmingpool mit Umkleidehäuschen im romanischen Baustil, die Gärten, die Rückfassade, die zum Bosporus hinauslag, diverse Wohn- und Schlafräume. Jeder Bildschirm war gekennzeichnet mit Angaben über die genaue Lage und Himmelsrichtung.
    Es war die unterste Bildschirmreihe, die Michael interessierte. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er Simon regungslos daliegen sah, an eine Infusion angeschlossen, der Kopf mit blutigem Mull verbunden.
    Cindy war auf dem Bildschirm daneben zu sehen. Michael konnte ihr Gesicht zwar nicht genau erkennen, doch ihre kastanienbraunen Haare ließen keinen Zweifel, dass sie es war. Sie saß in einem großen Ledersessel und sah fern, wobei sie an einer Flasche Mineralwasser nippte. Zum Glück sah sie völlig unverletzt aus. Beide wurden in dem gleichen Raum gefangenen gehalten, der als »Unterer Gesellschaftsraum« gekennzeichnet war.
    Michael zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte.
    »Sie sind hier«, sagte er, kaum dass KC das Gespräch entgegengenommen hatte. »Sei vorsichtig. Und egal was du tust, behalte immer klaren Kopf und halte dich an unseren Plan.«
    Ohne ein weiteres Wort beendete Michael das Gespräch

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