Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
Blauen Moschee auf die Straße führte.
    In diesem Moment geschah es.
    Aus sämtlichen Richtungen stürmten dreißig Polizisten auf ihn zu. Iblis konnte nirgendwohin entkommen. Er wurde zu Boden geworfen. Man legte ihm Handschellen an, bevor er sich wehren konnte.
***
    Den ledernen Ohrensessel, der in der Ecke des Raumes stand, hatte sie zur Seite geschoben. Auf dem Fußboden stand eine etwa dreißig Quadratzentimeter große, schwarze Dose; der Deckel war aufgeklappt. Ein Piepton gellte durch den Raum und klang in Cindys Ohren wie das Kreischen einer Kreissäge. Das Geräusch stammte von einem roten LED-Zeitmesser, der rückwärts zählte. Cindy wusste genau, was sie da vor sich sah, und Panik erfasste sie.
    »Michael, das ist eine Bombe!«, rief sie. »Sie zählt von neunzig abwärts!«
    Michael blickte durch das Monokular in der Tresortür und bewegte das Glasfaser-Instrument mit dem flexiblen Hals so lange hin und her, bis er die Ursache für die Bedrohung fand. Es war ein simpler mechanischer Schalter, der am Türgriff befestigt war und dessen Drähte aus der Tür in die Wand führten. Michael war wütend auf sich selbst, das nicht vorher überprüft zu haben. Er hätte es leicht entfernen können, war aber zu ungeduldig gewesen, um eine solche Falle überhaupt in Betracht zu ziehen. Er hatte genau das getan, was Iblis gewollt hatte.
    Michael bekam schnell wieder klaren Kopf. »Cindy, du musst dich jetzt konzentrieren. Beschreib mir das Ding.«
    »Es ist schwarz … der Zähler ist obendrauf, rote Zahlen, die rückwärts zählen … o Gott, siebzig Sekunden!«
    »Siehst du irgendwelche Drähte?« Michael schaute auf seine Armbanduhr und drückte die Stoppuhr-Funktion, stellte sie ebenfalls auf einen siebzigsekündigen Countdown ein.
    »Vier Kabel kommen aus der Wand und führen in die Dose … da ist ein ganzer Wust von Kabeln, und zwei Metallzacken ragen aus dem inneren Teil der Dose heraus. Außerdem kommen Drähte aus dem Zähler heraus … mein Gott, Michael, ich schaff das nicht!«
    »Was für eine Farbe haben die Drähte?« Michael wusste, dass es eine dumme Frage war; es gab niemals einen blauen Draht, den man durchschneiden konnte, oder einen roten, oder gelben, oder grünen. Bomben hatten keine Standardverkabelungen. Es gab kein Handbuch für Anarchisten, in denen die ordnungsgemäße Verdrahtung von Sprengsätzen vorgegeben wurde.
    »Weiß, schwarz, rot, grün, gestreift. Es sind weniger als fünfzig Sekunden. Michael, hilf mir.«
    »Mach die Tür auf, Michael«, sagte Busch und packte den Griff.
    »Nein!« Michael schob seinen Freund zur Seite. »Dann geht sie hoch! Hast du nicht gehört, was Cindy gesagt hat? Vier Drähte aus der Wand. Iblis hat nicht nur einen Zeitzünder installiert, er hat auch einen Abzugsschalter an der Tür angebracht.«
    »Sie wird sterben«, sagte Busch.
    »Cindy?« Michael schaute auf die Armbanduhr: Sie hatten nur noch zwanzig Sekunden. »Du musst jetzt in die Dose fassen und …«
    »Michael.« Cindys Stimme klang ruhig. Ihre Panik schien verflogen. »Sag KC, dass es mir leid tut …«
    »Fass in die Dose. Du kannst das«, sagte Michael ruhig. »Du kannst es ihr selbst sagen.«
    Doch er bekam keine Antwort. Wieder war Michael einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Noch zehn Sekunden …
    Fünf …
    »Cindy!«
    Michael presste die Augen fest zusammen, stand im Schutz der dicken Tresortür.
    Zwei Sekunden …
    Eine …
    Michaels Stoppuhrfunktion erreichte die Null, und die Zahlen liefen weiter. Eine halbe Minute verging, aber nichts geschah. Kein Laut. Keine Explosion. Nichts.
    »Cindy?«, rief Michael und sah Busch dabei fragend an.
    Plötzlich quietschte die Tür. Michael stand auf und trat von der Tür weg. Langsam schwang sie auf. Michael und Busch standen da. Das Herz klopfte beiden bis zum Hals, bis sie endlich in den Raum hineinschauen konnten.
    Cindy saß mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, die Knie vor die Brust gezogen, den Kopf unter den Armen vergraben. Unkontrolliertes Schluchzen ließ ihren Körper beben.
    »Na, das hat aber lange gedauert …«
    Michael blickte in die Richtung, aus der die vertraute Stimme kam.
    Simon saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken gegen den ledernen Ohrensessel gelehnt. Sein Kopf war mit einem dicken, blutverkrusteten Verband umwickelt. Er war bleich und konnte die Augen kaum offen halten. Schließlich schaute Michael auf seinen rechten Arm und sah, dass er einen roten Zeitzünder in der Hand hielt. Um seine Finger waren baumelnde

Weitere Kostenlose Bücher