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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Limousine. Dann griff er sich seine Ledertasche mit dem Handwerkszeug, die bereits auf dem Rücksitz stand, und machte sich wieder auf den Weg zum Haus. Er drehte sich zu Cindy um. »Warum begleitest du mich nicht?«
    Cindys Blick glitt zwischen Michael und Busch hin und her. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
    »Es wird nicht lange dauern«, sagte Michael, »und hinterher setze ich dich in deinem Hotel ab.«
    Cindy ging zu Michael.
    »Wie willst du denn in die Stadt zurückkommen?«, fragte Busch und öffnete die Fahrertür der Limousine.
    »Ich wollte immer schon mal einen Aston Martin Vantage fahren.«

35.
    I blis saß auf der kalten Metallbank des Mannschaftswagens der Polizei. Seine Hände und Füße waren gefesselt, und die Ketten klirrten bei jedem Schlagloch, in das sie auf der Fahrt vom Stadtviertel Sultanahmet zum Polizeirevier gerieten. Vier Beamte in dunklen Uniformen saßen mit Iblis auf dem Bänkchen, und aus ihren Augen sprühte der Hass.
    Ein großer, dunkelhaariger Mann erhob sich vom Beifahrersitz. Er hatte eine leichte Wampe, die ihn auf den ersten Blick weich erscheinen ließ, doch seine harten Gesichtszüge verwischten diesen Eindruck sofort wieder, weil sie verrieten, dass er jedem Gegner mit seinen schwieligen Händen das Rückgrat brechen konnte. Er klopfte dem Fahrer auf die Schulter und ging nach hinten zu seinen Männern und dem Gefangenen.
    Kudret Levant war seit fünfzehn Jahren bei der Polizei und ein erfahrener Detective. Zwölf Stunden zuvor war er von einem erbosten Ahmet Baghatur, dem Polizeichef, aus dem Schlaf gerissen worden, dem wiederum Premierminister Erdem die Hölle heißgemacht hatte. Falls Levant Interesse hatte, seinen Job zu behalten, blieben ihm vierundzwanzig Stunden, um die Terroristen zu finden, die für das Fiasko im Topkapi-Palast verantwortlich waren.
    Levant grinste in sich hinein, als er den kleinen, mageren Mann anstarrte. Er hatte seinen Auftrag in gerade mal zwölf Stunden erfüllt. Und es waren weder Terroristen noch Extremisten gewesen – Fakt war, dass es für das Chaos in der Nacht überhaupt keinen politischen Beweggrund gegeben hatte. Es war um Geld gegangen, das universelle Motiv aller Motive.
    Das Polizeirevier erhielt einen anonymen Anruf, in dem der Name und die Beschreibung des Täters und sein derzeitiger Aufenthaltsort mitgeteilt wurden. Es war einer von Hunderten von Hinweisen, allerdings war es ein Tipp, für den sie zuvor keinen Anreiz geboten hatten, und derjenige, der diesen Tipp gab, hatte auch keine Belohnung dafür verlangt, sondern lediglich eine Beschreibung des Gegenstands abgegeben, den der Mann bei sich trug, sowie eine Erklärung, welches Motiv hinter den Vorkommnissen der vergangenen Nacht steckte. Also hatte Levant seine Männer zur angegebenen Zeit losgeschickt. Sie platzten fast vor Aufregung, als sie auf der Lauer lagen und den Mann beobachteten, der genau der Beschreibung entsprach und die lange Lederrolle vom Gelände der Blauen Moschee trug. Ihr Vorgesetzter hatte ihnen befohlen, so lange die Stellung zu halten, bis ihre Zielperson wieder auf der Straße war. Sie konnten sich unter gar keinen Umständen einen weiteren Vorfall in einer ihrer erlauchten Touristenattraktionen leisten.
    Levant stand im hinteren Teil des Mannschaftswagens und hielt die Lederrolle in der Hand, die genau so aussah, wie die Frau sie beschrieben hatte. Zornig starrte er den Dieb an.
    »Sie haben uns Schande bereitet«, sagte Levant mit einer Stimme, die von jahrelangem Rauchen tief und heiser war.
    Der milchgesichtige Dieb schwieg und starrte ihn mit eisigen Augen an.
    »Und das auf der Weltbühne, denn eine Nummer kleiner ging es wohl nicht«, fuhr Levant fort. »Manchmal hasse ich, dass unsereiner an Gesetze gebunden ist, wie es in Ihrem Beruf sicher auch so mancher hasst. Sie beschneiden unsere Möglichkeiten, unseren Impulsen zu folgen und auf der Stelle Gerechtigkeit walten zu lassen. Konkret hießt das: Ich würde Ihnen am liebsten das dürre Hälschen umdrehen.«
    Levant wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Lederrolle zu, öffnete sie und spähte hinein. Die Augen seiner Männer ruhten auf ihm, als er in die Lederröhre griff und das lange, mit Luftpolsterfolie umwickelte Objekt herauszog. Zwei der Beamten pfiffen bewundernd durch die Zähne, als sie die mit Juwelen besetzten Köpfe der beiden Schlangen erblickten, die so aussahen, als würden sie einander jeden Moment angreifen. Levant schaute auf die Noppenfolie und wickelte sie

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