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Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Wachen?«, fragte Busch.
    »Genau. Den einen, den du bereits ausgeschaltet hast, nicht mitgezählt. Sie sind alle gut bewaffnet«, sagte KC und ging voran. Sie befanden sich im zweiten Stock, in einem langen Korridor. Mit vorgehaltener und schussbereiter Waffe schlichen sie die Treppe hinunter. Als sie den Treppenabsatz erreichten, stellten sie fest, dass dort unten niemand mehr war; sie hatten sich alle ins Herz des Tempels begeben.
    KC und Busch eilten durch den Altarraum, wobei Busch sich rasch umschaute. Er blickte auf die schlichten Säulen, auf die gedämpften Erdtöne der Wände und auf die käfigartigen Feuerurnen, deren Licht die Welt in eine abgeklärte Gelassenheit tauchte, wie Busch sie in dieser Form noch nie erlebt hatte. Er war erstaunt über die Einfachheit und die Vergeistigung dieses Ortes, obwohl es keine Ikonen gab, keine Kreuze oder sonstige Symbole der Gottesverehrung. Noch nie war Busch an einem Ort gewesen, an dem er größeren Frieden und größere innere Ruhe verspürt hatte. Umso größer wurde seine Wut auf Venue und Iblis, die einen solchen Ort entweihten.
    Busch und KC liefen weiter durch die heilige Stätte und gelangten in einen breiten Korridor, der an eine Abzweigung führte. Ein Weg ging nach links ab, der andere nach rechts.
    »Hier teilen wir uns«, sagte KC und blieb kurz stehen.
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, keuchte Busch. »Ich lasse dich nicht aus den Augen.«
    KC ging kommentarlos über Buschs Einwand hinweg und zeigte in einen der beiden Gänge. »Da geht es zu mehreren einfachen Wohnräumen, in denen sie die Mönche gefangen halten. Zwei Wachen stehen dort auf Posten. Der Gang macht auf der anderen Seite eine Kehre. Da treffen wir uns.«
    »Das ist keine gute Idee, KC«, sagte Busch und hielt dabei sanft ihren Arm fest, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Ich komme schon zurecht«, erwiderte KC und hielt ihre Pistole hoch. »Ich weiß damit umzugehen.«
    »Das bezweifle ich nicht, aber darüber mache ich mir auch keine Sorgen. Sorgen mache ich mir um unseren Freund Iblis. Egal wie viel Munition du hast, damit kannst du ihn nicht aufhalten.«
    »Wenn es in diesem Tempel jemanden gibt, mit dem ich fertig werden kann, dann ist es Iblis.« KC drückte Busch einen Kuss auf die Wange. »Danke, dass du dich um mich sorgst.«
    Und dann lief sie den Gang hinunter.

55.
    M ichael machte sich auf den Weg nach unten. Die beiden Wachhunde Silviu und Gianni hielten sich einen Schritt hinter ihm. An manchen Stellen musste Michael auf den unebenen Felsstufen den Kopf einziehen, weil die Decke so niedrig war. Er spürte, dass es zunehmend heißer wurde. Offenbar befand sich ganz in der Nähe ein unterirdischer Schlot, dessen Dampf die Wände erhitzte. Tiefer und tiefer arbeiteten die Männer sich in die Erde. Die ganze Zeit ließ Michael seine Hand an der geländerlosen Wand entlanggleiten. Fünf Minuten waren sie inzwischen unterwegs und stiegen Stufen hinunter, die mal steiler, mal flacher abfielen und schließlich in einem großen, höhlenartigen Raum endeten.
    Michael hielt die Fackel hoch. Die Flamme erleuchtete eine Steinhöhle von gewaltigen Ausmaßen. Entlang der Wände befanden sich Tümpel, in denen siedend heißer Schlamm brodelte. Die Luft stank nach Schwefel und war so heiß, dass man einen Menschen in den natürlichen Dampfbädern wahrscheinlich bei lebendigem Leib hätte kochen können.
    Michael hörte eine Stimme, doch sie verhallte in dem höhlenartigen Raum. Er drehte sich um die eigene Achse, um festzustellen, woher das Geräusch kam. Die Stimme klang wie ein Flüstern; was sie sagte, war nicht zu verstehen. Michael schaute in die Gesichter der Wachhunde, die das Geräusch aber nicht zu hören schienen.
    Michael beschloss, sich nicht weiter damit zu befassen, und drang tiefer in die Höhle vor. In den Wänden steckten Fackeln, die im Fünfundvierzig-Grad-Winkel über dem Gang hingen; ihre Zahl schien so endlos zu sein wie der Tunnel selbst. Michael entzündete ein Dutzend dieser Fackeln, und die verlorene Welt wurde in den orangefarbenen Glanz der Dämmerung getaucht, in der das Licht der Flammen tanzende Schatten an die Wände, die Decke und auf den Boden warf.
    Die Decke war wellig und zerklüftet, und an mehreren Stellen hingen Stalaktiten, die sich teilweise schon vor urlanger Zeit mit den Stalagmiten vereinigt und dicke Kalzitsäulen gebildet hatten, von denen es Dutzende gab. Die massigen Säulen sahen aus, als bewahrten sie die Welt vor dem

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