Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
»Du musst uns ein anderes Hotel suchen. Es muss so aussehen, als wäre KC allein.«
    KC stand auf. »Simon ist der Einzige, der die Hagia Sophia wirklich kennt.«
    »Wir kriegen das auch so hin.« Michael blickte in KCs grüne Augen. »Ich verspreche es dir.«
    Busch blätterte durch den Stapel Papiere, der vor ihm lag, und förderte eine Karte der ehemaligen Moschee zutage. Er hielt KC den Grundriss hin, doch schüttelte sie den Kopf, schaute auf die Armbanduhr und ging zur Tür. »Es ist schon halb vier, und aufs Lesen habe ich eh keinen Bock mehr.«
    »Willst du in die Hagia Sophia?«
    »Wohin sonst?«, sagte KC.
    »Ich treffe dich in fünf Minuten unten in der Halle. Wir können zu Fuß gehen.«
    »Ich dachte, Iblis würde das Hotel bewachen«, gab Busch zu bedenken.
    »Ich hoffe es«, gab Michael zur Antwort. »Wenn er mitbekommt, dass wir beide einen Spaziergang zur Hagia Sophia machen, ist das ein Vorteil für uns. Er wird denken, dass KC sich ein Bild von der Lage machen will.«
    »Aber genau das will sie doch«, entgegnete Busch.
    »Deshalb wird er annehmen, dass sie sich von seiner kostbaren Karte fernhält und seine Anweisungen befolgt.«
    »Fünf Minuten«, wiederholte KC und öffnete die Tür. Ohne die Männer noch einmal anzusehen, verließ sie das Zimmer.
    Kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war, starrte Busch Michael an. Michael kannte diesen Blick. Es war der klassische Busch-Blick, der verärgerte Enttäuschung vermittelte – ein Blick, den Michael zum ersten Mal gesehen hatte, als Busch sein Bewährungshelfer gewesen war; genau der Blick, mit dem er Michael bedacht hatte, als er herausfand, dass Michael gegen die Bewährungsauflagen verstoßen und damit sein Versprechen gebrochen hatte.
    »Verdammt, hier geht es um Simon!« Michael konnte sich kaum noch beherrschen.
    »Ich weiß«, erwiderte Busch zornig »Er ist auch mein Freund. Aber er spielt ständig mit dem Feuer. Willst du jedes Mal seinen Hintern retten? Du hast ihm erst vor vierundzwanzig Stunden das Leben gerettet. Jetzt steckt er schon wieder in Schwierigkeiten. Und ich weiß, worauf das Ganze hinausläuft: Du wirst dabei auf der Strecke bleiben!«
    »Wenn wir Simon nicht helfen, wird er sterben. Und was ist mit KCs Schwester? Hast du die schon vergessen? Sie hat mit der ganzen Sache nichts zu tun, aber auch ihr Leben steht auf dem Spiel. Wie willst du das rechtfertigen?«
    »Michael, ich habe eine Landkarte. Sie hängt in meinem Keller an der Wand und ist übersät mit bunten Reißzwecken, mit denen die Orte gekennzeichnet sind, an denen ich schon mit dir war. All die Orte, von denen ich niemals gedacht hätte, dass ich sie jemals besuchen würde. All die Orte, an denen wir um Haaresbreite dem Tod von der Schippe gesprungen sind. Ich will keine weiteren Reißzwecken mehr in die Karte stecken müssen. Und weißt du was? Wenn ich schon sterben muss, dann zu Hause.«
    »Dann nimm das Flugzeug«, sagte Michael. »Ich bitte dich nicht, uns zu helfen. Flieg nach Hause zu deiner Familie. Du hast schon mehr als genug getan.«
    »Das ist Quatsch, und das weißt du. Erwartest du ernsthaft, dass ich nach Hause fliege, wenn es gilt, deinen Arsch zu retten?« Er seufzte. »Verrat mir nur eines: Um wen geht es dir in erster Linie? Um Simon, um KCs Schwester oder um KC?«
    Michael antwortete nicht.
    »Tust du das für sie? Um sie zu beeindrucken? Zu beschützen?«
    »Es geht um Simon.«
    »Ich weiß. Und ich weiß auch, dass du niemals zulassen würdest, dass er zu Schaden kommt. Das gilt aber auch für KCs Schwester.« Busch schwieg einen Moment. »Wie gut kennst du KC?«, fragte er dann.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Wann bist ihr zum ersten Mal begegnet? Vor einem Monat? Und schon bist du bereit, dein Leben für sie aufs Spiel zu setzen? Sie ist eine Diebin, und ich bin nicht so unbedingt dafür, Dieben zu trauen, Anwesende ausgeschlossen.« Busch hielt kurz inne. »Besonders nicht, wenn sie Frauen sind. Wir wissen einen Dreck über ihre Vergangenheit, und ihre süße kleine Schwester haben wir gerade erst kennengelernt, aber schon rennen wir los, um sie zu retten. Ich will nicht sagen, dass hier was faul ist, aber …«
    »Was willst du dann sagen? Denkst du, sie legt mich rein? Meinst du, sie hat das alles geplant, damit ich ihr helfe?« Michael versuchte, nicht aus der Haut zu fahren. »Und selbst wenn ich KC nicht vertrauen würde – da ist immer noch Simon. Wie oft hat er uns den Hals gerettet? Ich werde ihn nicht im Stich

Weitere Kostenlose Bücher