Der Distelfink
einzusteigen. Ein Kumpel von mir hat ein Restaurant. Und, also, ich glaube, es wird eine wirklich tolle Sache für uns alle– im Grunde eine Chance, wie man sie nur einmal im Leben kriegt. Verstehst du? Xandra hat es im Moment bei der Arbeit echt schwer, weil ihr Chef so ein Arschloch ist, und, ich weiß nicht, ich denke einfach, dass es viel normaler und gesünder wäre. «
Mein Dad? Ein Restaurant? » Wow– das ist super « , sagte ich. » Wow. «
» Ja. « Mein Dad nickte. » Es ist wirklich großartig. Aber die Sache ist die, um so ein Lokal zu eröffnen… «
» Was für ein Restaurant? «
Mein Dad gähnte und rieb sich die roten Augen. » Oh, weißt du– nur schlichte amerikanische Küche. Steak, Hamburger und so. Bloß einfach und gut zubereitet. Aber die Sache ist die, damit mein Kumpel den Laden eröffnen und seine Restaurant-Steuern bezahlen kann… «
» Restaurant-Steuern? «
» O Gott, ja, du glaubst nicht, was für Abgaben es hier alles gibt. Man muss seine Restaurant-Steuer bezahlen, die Steuer für die Lizenz zum Alkoholausschank, Haftpflichtversicherung– man muss gewaltig in Vorkasse gehen, um einen solchen Laden an den Start und ans Laufen zu bringen. «
» Nun. « Jetzt begriff ich, worauf er hinauswollte. » Wenn du das Geld von meinem Sparkonto brauchst… «
Mein Dad sah mich überrascht an. » Was? «
» Du weißt schon, das Konto, das du für mich eröffnet hast. Wenn du das Geld brauchst, ist das in Ordnung. «
» Oh, ja. « Mein Dad schwieg einen Moment. » Danke, das ist wirklich nett von dir, Kumpel. Aber eigentlich… « Er war aufgestanden und lief wieder auf und ab. » Also, die Sache ist die, ich sehe da eine echt clevere Möglichkeit, wie wir das machen können. Nur eine kurzfristige Lösung, um den Laden aufzumachen und in Schwung zu bringen, weißt du. Das haben wir in ein paar Wochen wieder raus– ich meine, ein Lokal wie dieses, in der Lage und so, das ist wie eine Lizenz zum Geld drucken. Es geht nur um das Startkapital. Diese Stadt ist verrückt, was Steuern, Abgaben und dergleichen angeht. Ich meine « , er lachte, halb entschuldigend, » weißt du, ich würde nicht darum bitten, wenn es nicht ein Notfall wäre… «
» Verzeihung? « , fragte ich nach einer verwirrten Pause.
» Ich meine, wie gesagt. Du musst wirklich unbedingt diesen Anruf für mich machen. Hier ist die Nummer. « Er hat für mich alles auf einen Zettel geschrieben– die Nummer fing mit 212 an, der Vorwahl von Manhattan, wie mir sofort auffiel. » Du musst diesen Typen anrufen und persönlich mit ihm sprechen. Er heißt Bracegirdle. «
Ich blickte auf den Zettel und sah meinen Dad an. » Ich verstehe nicht. «
» Du musst es auch nicht verstehen. Du musst nur tun, was ich dir sage. «
» Was hat das mit mir zu tun? «
» Hör zu, mach es einfach. Sag ihm, wer du bist und dass du ihn in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen musst, bla bla bla … «
» Aber… « Wer war diese Person? » Was soll ich sagen? «
Mein Vater atmete tief durch und bemühte sich, seine Mimik zu kontrollieren, etwas, worin er ziemlich gut war.
» Er ist ein Anwalt « , sagte er atemlos. » Der Anwalt deiner Mutter. Er muss veranlassen, dass dieser Betrag « , beim Anblick der Summe, auf die er zeigte, $ 65 000 , fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf, » auf dieses Konto überwiesen wird. « Er fuhr mit dem Fingerzu einer Zahlenfolge, die direkt darunter stand. » Sag ihm, ich hätte entschieden, dich auf eine Privatschule zu schicken. Er braucht deinen Namen und deine Sozialversicherungsnummer. Das ist alles. «
» Eine Privatschule? « , fragte ich nach einer desorientierten Pause.
» Nun, verstehst du, aus Steuergründen. «
» Ich will nicht auf eine Privatschule. «
» Warte– warte– hör mich zu Ende an. Solange diese Mittel offiziell zu deinem Vorteil verwendet werden, haben wir kein Problem. Und ich meine, ich könnte auch selber anrufen, es ist nur, wenn wir das richtig angehen, würden wir ungefähr dreißigtausend Dollar sparen, die sonst die Regierung kassieren würde. Verdammt, ich schicke dich auf eine Privatschule, wenn du willst. Ein Internat. Mit dem ganzen zusätzlichen Geld könnte ich dich nach Andover schicken. Ich will bloß nicht, dass die Hälfte davon bei der Steuerbehörde landet, verstehst du, was ich sage? Also– ehrlich, so wie das Ganze eingerichtet ist, kostet es, bis du aufs College gehst, am Ende dich Geld, weil es bedeutet, dass du dich nicht für ein
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