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Der Distelfink

Der Distelfink

Titel: Der Distelfink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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eine Tasse Tee an, und am Ende wurde ein Esszimmertisch nach DesMoines geliefert. Oder ein Student wollte nur gucken, und Welty kramte genau den passenden kleinen preiswerten Druck hervor. Alle waren glücklich, weißt du. Er wusste, dass nicht jeder, der hereinkam, in der Lage war, ein großes wichtiges Stück zu erwerben– es ging immer darum, Passendes zusammenzubringen, das richtige Zuhause für ein Objekt zu finden. «
    » Nun, und die Leute haben ihm vertraut « , sagte Hobie, der mit Mrs. DeFrees’ Fingerhut Sherry und einem Glas Whiskey für sich hereinkam. » Er hat immer gesagt, seine Behinderung hätte ihn zu einem guten Verkäufer gemacht, und ich glaube, da ist etwas dran. › Der sympathische Krüppel. ‹ Keine Fehden, keine Hühnchen zu rupfen. Immer außen vor und zugewandt. «
    » Ah, Welty war niemals bei irgendwas außen vor. « Mrs. DeFrees nahm ihr Sherryglas entgegen und tätschelte liebevoll Hobies Ärmel, Rosettenschliff-Diamanten funkelten an ihrer kleinen weißen Hand mit Haut wie Papier. » Er war, Gott segne ihn, immer mittendrin, hat sein Lachen gelacht, nie ein Wort der Klage. Wie dem auch sei, mein Lieber « , sagte sie und sah wieder mich an, » dass du dich nicht vertust. Welty wusste ganz genau, was er tat, als er dir diesen Ring gegeben hat. Denn indem er ihn dir gegeben hat, hat er dich direkt zu Hobie geführt, verstehst du? «
    » Ja, genau « , sagte ich– und musste aufstehen und in die Küche gehen, so sehr wühlte mich dieses Detail auf. Denn natürlich hatte er mir nicht nur den Ring gegeben.
    VIII
    In Weltys altem Zimmer, das jetzt mein Zimmer war, obwohl noch seine alte Lesebrille und seine Füllfederhalter in den Schreibtischschubladen verstaubten, lag ich nachts wach, lauschte dem Straßenlärm und grübelte. In Vegas war mir der Gedanke gekommen, dass mein Dad oder Xandra, sollten sie das Gemälde finden, vielleicht nicht wussten, worum es sich handelte, jedenfalls nicht sofort. Aber Hobie würde es wissen. Immer wieder ertappte ich mich bei Fantasien, wie ich nach Hause kam, wo Hobie mit dem Bild in der Hand auf mich wartete– » Was ist das? « –, weil es keinen Trick, keine Ausrede, keine präventive Antwort gab, mit der ich einer solchen Katastrophe begegnen könnte, und wenn ich mich hinkniete und die Hand unters Bett streckte, um den Kopfkissenbezug zu berühren (wie ich es blindlings und in wahllosen Abständen tat), dann nur kurz angetäuscht und hektisch, als hätte ich ein zu heißes Gericht aus der Mikrowelle angefasst.
    Ein Hausbrand. Der Besuch eines Kammerjägers. Das Wort INTERPOL in großen roten Lettern auf der Missing Art Database. Wenn jemand die Verbindung herstellen wollte, war Weltys Ring ein positiver Beweis, dass ich in dem Saal mit dem Gemälde gewesen war. Meine Zimmertür war so alt und hing so schief in den Angeln, dass sie nicht einmal richtig schloss, ich musste sie mit einem eisernen Türstopper zudrücken. Was, wenn er getrieben von einem unerwarteten Impuls auf die Idee kam, nach oben zu kommen und zu putzen? Obwohl das zugegebenermaßen untypisch für den zerstreuten und nicht besonders ordentlichen Hobie gewesen wäre, den ich kannte. Nein es macht ihm nichts aus wenn du chaotisch bist er kommt nie in mein zimmer außer um die laken zu wechseln & staub zu wischen, hatte Pippa gesimst, was mich veranlasst hatte, unverzüglich mein Bett neu zu beziehen und mit einem sauberen T-Shirt eine Dreiviertelstunde lang hektisch alle Oberflächen in meinem Zimmer abzuwischen– die Greife, die Kristallkugel, das Kopfbrett des Bettes. Schnell wurde das Staubwischen zu einer zwanghaften Angewohnheit– so sehr, dass ich losging und mir meine eigenen Staubtücher kaufte, obwohl Hobies Haus voll davon war. Ich wollte nicht, dass er mich Staub wischen sah, ja, ich konnte nur hoffen, dass ihm das Wort Staub gar nicht erst in den Sinn kam, sollte er zufällig den Kopf durch die Tür stecken.
    Da ich das Haus unbeschwert nur mit Hobie zusammen verlassen konnte, verbrachte ich die meisten Tage an meinem Schreibtisch in meinem Zimmer und nahm mir selbst zum Essen kaum Zeit. Wenn er ausging, begleitete ich ihn zu Galerien, Nachlassverkäufen, Ausstellungsräumen und Auktionen, bei denen ich mit ihm ganz hinten stand ( » Nein, nein « , sagte er, als ich ihn auf die leeren Stühle weiter vorne hinwies, » wir wollen doch die Tafeln mit den Bieternummern sehen können. « )– anfangs spannend genau wie die Filme, doch nach ein paar Stunden so

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