Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Distelfink

Der Distelfink

Titel: Der Distelfink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
Vom Netzwerk:
Wohingegen « , sie ergriff wieder meine Hand, » du als Kind, ich habe dich ständig dabei ertappt, wie du meine Gemälde im Flur betrachtet hast. Und du bist immer direkt zu den allerbesten gegangen. Die Landschaft von Frederic Church, mein Raphaelle Peale oder der John Singleton Copley– das ovale Porträt, das Mädchen mit der Haube, Öl auf Kupfer? «
    » Das war ein Copley? «
    » So ist es. Und gerade habe ich dich mit dem kleinen Rembrandt gesehen. «
    » Es ist also ein Rembrandt? «
    » Ja, nur der eine, die Fußwaschung. Die anderen sind alles Schüler. Meine eigenen Kinder hatten diese Zeichnungen ihr Leben lang um sich und haben nie das geringste Interesse daran gezeigt, habe ich nicht recht, Platt? «
    » Ich denke schon, dass einige von uns in anderen Bereichen hervorragende Leistungen erbracht haben. «
    Ich räusperte mich. » Wissen Sie, ich bin wirklich nur vorbeigekommen, um Hallo zu sagen « , sagte ich. » Es ist wundervoll, Sie zu sehen– alle beide. « Ich wandte mich Platt zu, um ihn einzubeziehen. » Ich wünschte, die Umstände wären glücklicher. «
    » Bleibst du zum Essen? «
    » Tut mir leid « , sagte ich, in die Ecke gedrängt. » Ich kann nicht, nicht heute Abend. Aber ich wollte wenigstens kurz hochkommen, um Sie zu sehen. «
    » Dann kommst du ein anderes Mal zum Abendessen? Oder zum Lunch? Oder auf einen Drink? « Sie lachte. » Oder was immer du magst. «
    » Zum Abendessen, sehr gerne. «
    Sie hielt mir ihre Wange zum Küssen hin, wie sie es nie getan hatte, als ich klein war, nicht einmal mit ihren eigenen Kindern.
    » Wie reizend, dass du wieder hier bist! « , sagte sie, fasste meine Hand und drückte sie an ihr Gesicht. » Wie in alten Zeiten. «
    IV
    Auf dem Weg zur Tür gab Platt mir mit seltsamer Geste die Hand– halb Gang-Mitglied, halb Burschenschafter mit einem Schuss internationaler Zeichensprache–, sodass ich nicht wusste, wie ich sie erwidern sollte. Ich zog meine Hand zurück, boxte– unschlüssig– mit meiner Faust gegen seine und kam mir albern vor.
    » So, hey. Ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind « , sagte ich nach einem verlegenen Schweigen. » Melde dich. «
    » Wegen des Abendessens? Oh, ja. Wahrscheinlich essen wir zu Hause, wenn das okay ist, Mommy geht eigentlich nicht mehr so gerne aus. « Er vergrub die Hände in den Taschen seiner Jacke und schockte mich dann mit der Bemerkung: » Ich hab deinen alten Freund Cable in letzter Zeit öfter gesehen. Ein bisschen öfter, als mir lieb ist, ehrlich gesagt. Es wird ihn bestimmt interessieren, dass ich dich getroffen habe. «
    » Tom Cable? « Ich lachte ungläubig und nicht recht überzeugend; die böse alte Erinnerung, wie wir gemeinsam von der Schule suspendiert worden waren und er mich hatte abfahren lassen, nachdem meine Mutter gestorben war, bereitete mir immer noch Unbehagen. » Du hast Kontakt zu ihm? « , fragte ich, als Platt nicht antwortete. » Ich habe seit Jahren nicht mehr an Tom gedacht. «
    Platt grinste. » Ich muss gestehen, dass ich es damals seltsam fand, dass ein Freund von dem Jungen es mit einer Nulpe wie Andy ausgehalten hat « , sagte er leise und lehnte sich an den Türrahmen. » Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte. Andy brauchte weiß Gott jemanden, der mit ihm ausgeht, ihn stoned macht oder irgendwas. «
    Andrip. Android. Pickelgesicht. Schwammkopf Hosenscheißer.
    » Nicht? « , fragte Platt beiläufig, meinen nichtssagenden Blick missdeutend. » Ich dachte, du hättest auf so was gestanden. Cable war seinerzeit jedenfalls ein ziemlicher Kiffer. «
    » Das muss gewesen sein, nachdem ich weg war. «
    » Ja, vielleicht. « Platt sah mich auf eine Weise an, von der ich nicht sicher war, ob sie mir gefiel. » Mommy dachte jedenfalls immer, dass du kein Wässerchen trüben könntest, aber ich wusste, dass du mit Cable befreundet warst. Und Cable war ein kleiner Dieb. « Er lachte– scharf– auf eine Weise, die den alten, unangenehmen Platt in Erinnerung rief. » Ich habe Kitsey und Toddy gesagt, sie sollten ihre Zimmer abschließen, damit du nichts klaust. «
    » Das war das also damals? « Ich hatte seit Jahren nicht mehr an den Zwischenfall mit den Sparschweinen gedacht.
    » Na ja, ich meine, Cable… « Er blickte zur Decke. » Weißt du, ich war mit Toms Schwester Joey zusammen, verdammte Hacke, sie war auch ein Früchtchen. «
    » Genau. « Ich erinnerte mich nur zu gut an Joey Cable– sechzehn und mit üppigem Vorbau–, die in winzigem

Weitere Kostenlose Bücher