Der Distelfink
meiner Christie’s-Karte ein paar Linien aus und beugte mich– den neuesten Schein aus meiner Brieftasche aufgerollt– mit vor Erwartung feuchten Augen darüber: Ground Zero, ein bitterer Geschmack hinten im Hals und dann der Schwall der Erleichterung, rückwärts aufs Bett fallen, als mich der süße alte Kick direkt ins Herz traf: reine Lust, schmerzend und hell, weit entfernt vom Blechdosengeklapper des Elends.
VII
Am Abend meines Essens bei den Barbours ging ein peitschender Regen nieder, und es stürmte in so heftigen Böen, dass ich es kaum schaffte, meinen Schirm aufzuspannen. Auf der Sixth Avenue war kein freies Taxi in Sicht, Fußgänger stemmten sich mit gesenktem Kopf, die Schultern voran, gegen den fast waagerecht fallenden Niederschlag, und in der bunkerartigen Schwüle des U-Bahn-Bahnsteigs tropfte mit monotonem Geräusch Feuchtigkeit von der Betondecke.
Als ich in der menschenleeren Lexington Avenue wieder aus der U-Bahn kam, tanzten prickelnde Tropfen auf dem Bürgersteig, ein prasselnder Regen schien alle Straßengeräusche zu verstärken. Taxis rauschten laut spritzend vorüber. Ein paar Häuser von der U-Bahn-Station entfernt schlüpfte ich in einen Laden, um Blumen zu kaufen– Lilien, drei Sträuße, weil einer zu kümmerlich gewirkt hätte, doch in dem winzigen überheizten Laden erwischte mich ihr Duft auf dem falschen Fuß, und erst an der Kasse wurde mir klar, warum: Es war derselbe eklig verdorbene, süßliche Geruch wie bei der Trauerfeier meiner Mutter. Als ich wieder auf die Straße trat und über den überfluteten Bürgersteig zur Park Avenue rannte– auf patschnassen Socken, stechende kalte Tropfen im Gesicht–, bereute ich, sie überhaupt gekauft zu haben, und hätte sie beinahe in einen Mülleimer geworfen, wenn Regen und Böen nicht so heftig gewesen wären, dass ich nicht einmal für einen Moment anhalten wollte und einfach weiterlief.
Als ich im Hausflur stand– mein Haar klebte am Kopf, mein angeblich wasserdichter Regenmantel war so gründlich nass, als hätte ich ihn in der Wanne eingeweicht–, wurde die Tür ziemlich unvermittelt von einem großen College-Kid mit offenem Gesicht geöffnet, das ich erst nach ein- oder zweimal Blinzeln als Toddy erkannte. Bevor ich mich für die Fluten entschuldigen konnte, die an mir hinabströmten, umarmte er mich fest und klopfte mir auf die Schulter.
» O mein Gott « , sagte er und führte mich ins Wohnzimmer. » Lass mich deinen Mantel nehmen– und die Blumen, Mum wird sich riesig freuen. Toll, dich zu sehen. Wie lange ist das her? « Er war größer und kräftiger als Platt, mit Barbour-untypischem Haar von einem dunkleren pappkartonfarbenen Blond und einem sehr Barbour-untypischen Lächeln– eifrig, bereitwillig und ohne jede Ironie.
» Nun… « Seine Herzlichkeit, die irgendeine glückliche alte Vertrautheit voraussetzte, die wir nie geteilt hatten, machte mich verlegen. » Es ist lange her. Du musst jetzt im College sein, richtig? «
» Ja– Georgetown– ich bin übers Wochenende hier. Ich studiere Politikwissenschaft, aber ich hoffe, vielleicht ins Non-Profit-Management zu gehen, irgendwas mit jungen Leuten? « Mit seinem bereitwilligen Studentenparlamentslächeln war er offensichtlich zu dem Überflieger herangewachsen, der zu werden Platt einst versprochen hatte. » Und, ehrlich, ich hoffe, das klingt jetzt nicht merkwürdig, aber dafür habe ich zum Teil dir zu danken. «
» Wie bitte? «
» Nun, ich meine, mein Wunsch, mit benachteiligten jungen Menschen zu arbeiten. Du hast mich damals ziemlich beeindruckt, weißt du, als du vor vielen Jahren bei uns gewohnt hast. Deine Situation hat mir echt die Augen geöffnet. Schon damals, ich war in der dritten Klasse oder so, hast du mich auf den Gedanken gebracht– dass ich das eines Tagen machen wollte, weißt du, irgendwas, um Kindern zu helfen. «
» Wow « , sagte ich, während ich immer noch an dem Wort benachteiligt klebte. » Hm. Das ist super. «
» Und also echt, es ist wirklich aufregend, weil es so viele Möglichkeiten gibt, der hilfsbedürftigen Jugend etwas zurückzugeben. Ich meine, ich weiß nicht, wie gut du dich in D.C. auskennst, aber dort gibt es jede Menge unterversorgter Viertel, ich engagiere mich bei einem Hilfsprojekt und gebe gefährdeten Jugendlichen Nachhilfe in Lesen und Mathe, und im Sommer gehe ich mit Habitat for Humanity nach Haiti… «
» Ist er das? « Schickliches Klackern von Absätzen auf dem Parkett, leichte Fingerspitzen auf
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