Der Distelfink
den richtigen Geistlichen verhandelte. Es war Anne de Larmessin, die die Gästeliste (atemberaubend) und die Sitzpläne (unglaublich verzwickt) ausarbeiten würde und die letzten Endes, wie es schien, in allem das letzte Wort haben würde, vom Kissen des Ringträgers bis zur Hochzeitstorte. Es war Anne de Larmessin, die genau den richtigen Designer für das Hochzeitskleid engagiert hatte, die ihr Anwesen in St. Barth’s für die Flitterwochen angeboten hatte, bei der Kitsey anrief, wann immer Kitsey eine Frage hatte (was mehrmals am Tag vorkam), und die sich (wie Toddy es formulierte) fest als Hochzeits-Obergruppenführer etabliert hatte. Das Komische und Perverse an alldem war der Umstand, dass Anne de Larmessin über mich so beunruhigt war, dass sie es kaum über sich brachte, mich anzusehen. Ich war Welten entfernt von dem Partner, den sie für ihr Patenkind erhofft hatte. Sogar mein Name war so vulgär, dass sie ihn nicht aussprechen konnte. » Und was sagt der Bräutigam dazu? « » Wird der Bräutigam mir in nächster Zeit seine Gästeliste vorlegen? « Offensichtlich war die Hochzeit mit jemandem wie mir (einem Möbelhändler!) ein Schicksal, so schlimm wie der Tod. Mehr oder weniger. Daher der spektakuläre Pomp der Veranstaltung, das grimmige Zeremonienbedürfnis: als wäre Kitsey eine verlorene Prinzessin von Ur, die zu einem letzten Festschmaus in vollem Staat geschmückt werden sollte, um dann– begleitet von Tambourinspielern und Zofen– mit prächtigem Geleit in die Unterwelt hinabgeführt zu werden.
XXXI
Da ich keinen speziellen Grund sah, weshalb ich auf der Party meinen Verstand dabeihaben sollte, sorgte ich dafür, dass ich gut zugedröhnt war, bevor ich losging, und für den Notfall schob ich noch eine Oxycodon in die Tasche meines besten Turnbull-&-Asser-Hemdes.
Der Club war so schön, dass mir das Gedränge der Gäste gegen den Strich ging, denn es war schwierig, die architektonischen Details zu sehen, die Porträts, die Rahmen an Rahmen an den Wänden hingen– einige davon sehr wertvoll–, und die seltenen Bücher in den Regalen. Rotsamtene Drapagen, Girlanden aus Tannengrün– und waren das echte Kerzen auf dem Baum? Wie benommen stand ich oben an der Treppe und wollte niemanden begrüßen und mit niemandem reden, ich wollte überhaupt nicht da sein…
Eine Hand auf meinem Ärmel. » Was ist los? « , fragte Pippa.
» Was? « Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen.
» Du siehst so traurig aus. «
» Ich bin es auch « , sagte ich, aber ich war nicht sicher, ob sie es hörte oder nicht; ich hörte es fast selbst nicht, weil genau in diesem Moment Hobie– der gemerkt hatte, dass wir zurückgeblieben waren– umkehrte und uns suchte. » Ah, da seid ihr ja « , rief er.
» Geh, kümmere dich um deine Gäste. « Er gab mir einen freundlichen, väterlichen Schubs. » Alle fragen nach dir! « Unter all den Fremden waren er und Pippa die einzigen wirklich unverwechselbar und interessant aussehenden Leute: sie eine Fee in ihrem durchscheinend grünen Kleid mit den schleierzarten Ärmeln, er elegant und gewinnend in seinem mitternachtsblauen Blazer und seinen schönen alten Schuhen von Peal & Co.
» Ich… « Hoffnungslos sah ich mich um.
» Mach dir keine Sorgen um uns. Wir finden dich später wieder. «
» Okay. « Ich wappnete mich und ließ sie vor einem Porträt von John Adams in der Nähe der Garderobe stehen, wo sie darauf warteten, dass Mrs. DeFrees ihren Nerz ablegte. Ich schlängelte mich durch die vollen Räume, aber ich sah niemanden, den ich kannte, außer Mrs. Barbour, und ich hatte nicht das Gefühl, ich könnte ihr entgegentreten, doch sie bemerkte mich, bevor ich entwischen konnte, und hielt mich am Ärmel fest. Sie stand mit ihrem Gin-and-Lime in der Hand in einer Tür bei einem düster rüstigen alten Gentleman mit einem harten, roten Gesicht und einer harten, klaren Stimme und weißen Haarbüscheln über den Ohren, der auf sie einredete.
» Oh, Medora « , sagte er eben und wippte auf den Fersen zurück. » Immer noch ein beständiger Quell des Entzückens. So ein liebes altes Mädel. Außergewöhnlich und beeindruckend. Fast neunzig! Die Familie natürlich von reinstem Knickerbocker-Blut, wie sie einem immer wieder gern ins Gedächtnis ruft– oh, Sie sollten sie sehen, voller Energie beim Pflegepersonal… « An dieser Stelle gestattete er sich ein nachsichtiges kleines Lachen. » Es ist schrecklich, meine Liebe, aber so amüsant– zumindest nehme ich an, dass
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