Der Distelfink
schwärmte, wie das Segeln einem Jungen zu Disziplin und wacher Aufmerksamkeit verhalf, zu einer Charakterstärke, wie sie die Seefahrer alter Zeiten besessen hatten. In früheren Jahren, hatte Andy mir erzählt, hatte er nicht so sehr viel dagegen gehabt, auf dem Boot zu sein, weil er unten in der Kajüte hatte bleiben können, wo er gelesen und mit seinen jüngeren Geschwistern Karten gespielt hatte. Aber jetzt sei er alt genug, um als Besatzungsmitglied zu helfen, und das bedeutete, sich über lange, anstrengende Tage hinweg in gleißender Sonne an Deck abzurackern und sich von Platt drangsalieren zu lassen, sich bei flatternden Segeln desorientiert unter dem Mastbaum hindurchzuducken und nach Möglichkeit zu vermeiden, dass er sich in den Leinen verhedderte oder über Bord gestoßen wurde, während ihr Vater seine Befehle schrie und die salzige Gischt genoss.
» Gott, erinnert ihr euch an das Licht auf diesem Trip nach Sanibel? « Andys Vater schob seinen Stuhl zurück und verdrehte die Augen zur Decke. » War das nicht prachtvol l ? Diese rot-orangen Sonnenuntergänge? Glut und Flammen? Atomar, beinahe? Reines Feuer, das den Himmel aufriss und herunterflos s ? Und erinnert euch an diesen fetten, krachenden Mond mit dem blauen Nebel ringsherum, vor Hatteras– ist das Maxfield Parrish, der mir dabei einfällt, Samantha? «
» Was? «
» Maxfield Parrish? Dieser Künstler, den ich so mag? Der diese großartigen Himmel malt « , er breitete die Arme aus, » mit den turmhohen Wolken? Entschuldige, Theo, ich wollte dir nicht auf die Nase hauen. «
» Constable malt Wolken. «
» Nein, nein, den meine ich nicht, der andere ist sehr viel überzeugender. Egal, ich muss sagen, was hatten wir da für einen Himmel draußen auf dem Wasser an dem Abend. Magisch. Arkadisch. «
» Welcher Abend war das? «
» Sag nicht, das weißt du nicht mehr! Es war das absolute Highlight dieser Reise. «
Platt hing schlaff zurückgelehnt auf seinem Stuhl und sagte boshaft: » Das Highlight von Andys Reise war, als wir zum Lunch in diese Snackbar gegangen sind. «
Andy sagte mit dünner Stimme: » Mutter liegt auch nicht sehr viel am Segeln. «
» Nicht rasend viel, nein « , sagte Mrs. Barbour und nahm noch eine Erdbeere. » Theo, ich wünschte wirklich, du würdest wenigstens einen kleinen Bissen von deinem Frühstück zu dir nehmen. Du darfst dich nicht weiter so aushungern. Allmählich siehst du wirklich abgehärmt aus. «
Trotz Mr. Barbours Stegreiflektionen über Signalflaggen fand ich das Thema Segeln auch nicht viel fesselnder als Andy. » Denn das größte Geschenk, das mein Vater mir je gemacht hat? « , fragte Mr. Barbour mit großem Ernst. » Das war das Meer. Die Liebe zu ihm– das Gefühl dafür. Daddy hat mir den Ozean geschenkt. Und es ist ein tragischer Verlust für dich, Andy– Andy, sieh mich an, ich rede mit dir–, es ist ein tragischer Verlust, wenn du beschlossen hast, dich von dem abzuwenden, was mir meine Freiheit gegeben hat, meine… «
» Ich habe versucht, es zu mögen. Aber ich empfinde einen natürlichen Hass dagegen. «
» Hass? « Verblüfft, ja, wie vom Donner gerührt. » Hass wogegen? Gegen die Sterne und den Wind? Den Himmel und die Sonne? Gegen die Freihei t ? «
» Soweit irgendetwas davon mit Booten zu tun hat, ja. «
» Na « , Mr. Barbour schaute in die Runde und schloss auch mich in seinen Appell ein, » jetzt ist er einfach nur bockbeinig. Das Meer « , sein Blick wanderte zurück zu Andy, » verleugne es, solange du willst, aber es ist dein Geburtsrecht, und du hast es im Blut, seit den Phöniziern, den alten Griechen … «
Aber während Mr. Barbour auf Magellan zu sprechen kam, auf die Navigation nach den Gestirnen und auf Billy Budd ( » Wie Taff aus Wales versank, ich weiß es noch / Die Wange einer Rosenknospe gleich « ), wanderten meine eigenen Gedanken zurück zu Hobart and Blackwell, und ich fragte mich, wer Hobart and Blackwell waren und was genau sie taten. Die Namen klangen nach einem Paar muffiger alter Rechtsanwälte oder sogar Varietézauberer, nach zwei Geschäftspartnern, die im Dunkeln bei Kerzenschein herumschlurften.
Ich nahm es als Hoffnungszeichen, dass die Telefonnummer noch existierte. Das Telefon bei mir zu Hause war abgeschaltet worden. Sowie ich den Tisch und meinen unberührten Teller mit Anstand verlassen konnte, kehrte ich zum Telefon im Familienzimmer zurück, wo Irenka geschäftig um mich herumhantierte und den Staubsauger laufen ließ und den
Weitere Kostenlose Bücher