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Der Distelfink

Der Distelfink

Titel: Der Distelfink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Tartt
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Überraschung lachte er. » Drei Kreuze? «
    » Tja « , ich zuckte die Achseln, » ich weiß nicht genau. Manchmal war er okay. Wir haben uns Sport oder Krimis angesehen, und er hat mir erklärt, wie sie die Spezialeffekte hinkriegen, mit dem Blut und so. Aber sonst– ich weiß nicht. Er war öfters betrunken, wenn er mich von der Schule abgeholt hat? « Mit Dave, dem Psychiater, oder Mrs. Swanson oder sonst jemandem hatte ich darüber eigentlich nie gesprochen. » Ich hatte Angst, es meiner Mutter zu erzählen, aber dann hat eine der anderen Mütter es ihr gesagt. Und dann « , es war eine lange Geschichte, sie war mir peinlich, und ich wollte es kurz machen, » dann hat er sich in einer Bar die Hand gebrochen, er hatte eine Schlägerei in einer Bar, in der Bar, in die er jeden Tag ging, aber das wussten wir nicht, weil er gesagt hat, er macht Überstunden, und er hatte da eine ganze Menge Freunde, von denen wir nichts wussten, und die schickten ihm Postkarten, wenn sie Urlaub machten, zum Beispiel auf den Virgin Islands? und die schickten sie zu uns nach Hause? und so haben wir es rausgefunden? und meine Mom hat versucht, ihn zu überreden, zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen, aber das wollte er nicht. Manchmal kamen die Pförtner und stellten sich in den Flur vor unserer Wohnung und machten da eine Menge Lärm, damit er sie hörte– damit er wusste, dass sie da draußen waren, wissen Sie? Damit er es nicht zu toll trieb. «
    » Zu toll? «
    » Es gab viel Gebrüll und so. Meistens von ihm. Aber « , mir wurde gerade klar, dass ich viel mehr gesagt hatte als geplant, » hauptsächlich hat er nur einen Haufen Lärm gemacht. Zum Beispiel– ach, ich weiß nicht, also er musste mal bei mir bleiben, als sie arbeiten musste, und er hatte immer echt miese Laune. Er schrieb mir vor, dass ich nicht mit ihm sprechen durfte, wenn er sich die Nachrichten oder eine Sportsendung ansah. Ich meine… « Unglücklich brach ich ab. Ich hatte das Gefühl, mich um Kopf und Kragen geredet zu haben. » Egal. Ist lange her. «
    Er lehnte sich zurück und sah mich an: ein großer, gefasster, wachsamer Mann mit den sorgenvoll blauen Augen eines Jungen.
    » Und jetzt? « , fragte er. » Magst du die Leute, bei denen du wohnst? «
    » Äh… « Ich zögerte mit vollem Mund und wusste nicht, wie ich ihm die Barbours erklären sollte. » Sie sind nett, nehme ich an. «
    » Da bin ich froh. Ich meine, ich kann nicht sagen, dass ich Samantha Barbour kenne, aber ich habe für ihre Familie schon gelegentlich gearbeitet. Sie hat ein gutes Auge. «
    Jetzt hörte ich auf zu essen. » Sie kennen die Barbours? «
    » Ihn nicht. Sie. Seine Mutter war allerdings eine tüchtige Sammlerin. Ich nehme aber an, es ist alles an den Bruder gegangen, in irgendeinem Familienstreit. Welty hätte dir da mehr erzählen können. Nicht, dass er ein Klatschweib gewesen wäre « , fügte er hastig hinzu, » Welty war sehr diskret, zugeknöpft bis oben hin, aber die Leute haben sich ihm anvertraut, er war so jemand, verstehst du? Fremde haben sich ihm geöffnet– Kunden, Leute, die er kaum kannte. Er war ein Mann, dem die Leute gern ihre Trauer anvertrauten.
    Und ja. « Er faltete die Hände. » Jeder Kunsthändler und antiquario in New York kennt Samantha Barbour. Sie war eine Van der Pleyn, bevor sie heiratete. Keine große Käuferin, aber Welty hat sie manchmal auf Auktionen gesehen, und sie hat sicher ein paar hübsche Sachen. «
    » Wer hat Ihnen denn gesagt, dass ich bei den Barbours wohne? «
    Er kniff die Augen zusammmen. » Das stand in der Zeitung « , sagte er. » Hast du es nicht gesehen? «
    » In der Zeitung? «
    » In der Times. Hast du das nicht gelesen? Nein? «
    » In der Zeitung stand etwas über mich? «
    » Nein, nein « , sagte er sofort, » nicht über dich. Über die Kinder, die im Museum Familienangehörige verloren haben. Die meisten waren Touristen. Da war ein kleines Mädchen… ein Baby eigentlich… ein Diplomatenkind aus Südamerika. «
    » Was stand über mich in der Zeitung? «
    Er verzog das Gesicht. » Ach, ein Waisenkind in Not… wohltätige Society-Lady greift ein… so was in der Art. Du kannst es dir vorstellen. «
    Verlegen starrte ich auf meinen Teller. Waisenkind? Wohltätig?
    » Es war ein sehr netter Artikel. Ich glaube, du hast einen ihrer Söhne beschützt? « Er senkte den dicken Grauschädel, um mir in die Augen zu sehen. » In der Schule? Den anderen begabten Jungen, der ein Jahr übersprungen hatte? «
    Ich

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