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Der Doge, sein Henker und Ich

Der Doge, sein Henker und Ich

Titel: Der Doge, sein Henker und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blei… Genau das war es. Blei. Vielleicht sogar Blei aus den uralten Bleikammern in Venedig. Zwar waren sie zerstört, aber es mußten Reste von ihnen existieren.
    Ich trat Wasser, lauschte in meine Umgebung hinein, hörte ein Klatschen, wenn Tropfen auf die Wasserfläche fielen, ansonsten aber nur meinen eigenen Atem.
    Ich drückte mich auf den Bauch und schwamm sehr vorsichtig weiter. Ein ungutes Gefühl hatte mich überkommen. Es war einfach zu dunkel, und zahlreiche Gegner konnten in dieser verfluchten Finsternis lauern, um mich aus dem Hinterhalt anzugreifen.
    Mit vorsichtigen Schwimmbewegungen versuchte ich, den neuen Ort auszumessen. Sehr rasch hatte ich festgestellt, daß er rechteckige Umrisse haben mußte. Er erinnerte mich an ein großes Bassin. Leider waren auch die Wände glatt und entsprechend hoch, denn einen Rand bekam ich nicht zu fassen. Ich zog den Reißverschluß meines Taucheranzugs ein Stück nach unten und holte die kleine Halogenlampe hervor, die in Höhe meiner Hüfte festklemmte. Dabei trat ich Wasser und versuchte auch, so wenig Geräusch wie möglich zu machen. Mir war bewußt, daß ich nicht mehrallzu lange in der Brühe herumpanschen konnte. Mir wurde kalt, der Anzug schützte kaum. Ich schaltete die kleine Lampe ein, die relativ viel Licht brachte, und ließ den Strahl kreisen.
    In einem Schacht fand ich mich wieder. Nicht nur schmutziges Wasser füllte ihn, ich sah eine Decke über mir, die eine ungewöhnliche Form aufwies. Sie war zum Teil eingestürzt und hatte die sie haltenden Balken mitgerissen. Sie klemmten noch an der Decke fest und hingen wie lange, dicke Arme nach unten.
    Wenn der Strahl über die Wände fuhr, zeichnete er einen hellen Kreis auf ein matt glänzendes Material. Matt und gleichzeitig grau, eben wie das Metall Blei.
    Mir war klar, daß ich mich in einem Bereich befand, der zu den damaligen Bleikammern von Venedig gehört hatte, diesem weltbekannten grausamen Gefängnis, in dem zahlreiche Menschen umgekommen waren. Möglicherweise hatte man bei der Zerstörung im Jahre 1797 nicht alles vernichtet. Ich jedenfalls ging davon aus, mich in einem der ehemaligen Gefängnisse zu befinden.
    Es herrschte auch eine bestimmte Atmosphäre. Der Hauch einer alten Zeit umwehte mich. An den Wänden entdeckte ich noch Kratzspuren. Möglicherweise hatten Gefangene versucht, aus der Kammer zu fliehen. Damals hatte es keinen Ausgang gegeben. Heute aber mußte einer existieren, denn der Doge und der Henker waren hier sicherlich aufgetaucht und hatten von dieser Stelle auch ihren weiteren Weg in den Palast gefunden.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Die von den Decken hängenden Balken waren mein Rettungsanker. Sie hingen zum Glück so tief, daß ich sie mit einem Sprung aus dem Wasser würde erreichen können. Ich klemmte die Lampe zwischen meine Zähne, paddelte dorthin, wo der längste Balken am tiefsten über dem Wasser hing, und gab mir selbst Schwung und schnellte hoch.
    Hoffentlich besaßen meine klammen Hände Kraft genug, um mich festhalten zu können.
    Ich packte zu, rutschte ab, griff noch einmal nach und hatte es geschafft. Mein Halt glich einer festen Umarmung. Ich geriet dabei mit dem Balken ins Pendeln, hörte über mir ein Knirschen und bekam eine Gänsehaut. Sehr ruhig blieb ich hängen und hatte Glück. Der Balken fiel nicht ab. Über ihm befand sich nicht nur die Decke, auch Querstreben hingen so, daß sie von mir mit einem schrägen Griff erwischt werden konnten. Dazu streckte ich den rechten Arm aus, bekam einen neuen Halt, ließ den ersten los und kletterte mit klammen Gliedern und zitternd weiter, so daß ich auch weiterhin auf dem Trockenen blieb und sogar einen Ausgang fand.
    Er lag hinter dem Wirrwarr der halb eingestürzten Decke und war ein alter Gang oder Stollen, der sicherlich noch unter dem normalen Erdboden herlief.
    Jedenfalls stand ich nicht mehr im Wasser.
    Der Stollen war sehr schmal. Ich leuchtete ihn aus und ging in die Richtung, in die auch die Lampe zeigte.
    Auch hier gab es die bleigrauen Wände, oxidiert zu einer dunklen Schicht, über die meine Lampe einen hellen Streifen zog. Gang und Decke waren zudem auch feucht. Das Wasser war kondensiert, nach Spuren hielt ich vergebens Ausschau, dafür aber gelangte ich an eine alte Treppe am Ende des Ganges.
    Sie bestand aus Stein, war sehr schmal und führte in die Höhe. Treppen geben Hoffnung, auch in einer unheimlichen Umgebung wie dieser, in der ich mich befand.
    Es war kein Laut zu hören, ich

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