Der Doge, sein Henker und Ich
gefunden.«
»Aber nicht ausgeschaltet.«
»Das ist leider richtig. Nur vertraue ich da meinem Freund John Sinclair. Wenn der einem Gegner auf der Spur ist, läßt er nicht locker. Ich kenne ihn.«
Die Deutsche nickte. »Er ist ein außergewöhnlicher Mann — oder?«
»Nein und ja. John ist ein Mensch wie viele andere auch. Er hat nur einen besonderen Job.«
»Er jagt Dämonen?«
»So ist es.«
Renate Gehrmann schüttelte den Kopf. »Wenn mir das jemand gestern erzählt hätte, ich hätte ihn ausgelacht und ihm empfohlen, einen Psychiater aufzusuchen. Aber jetzt…« Sie strich mit beiden Händen ihr blondes Haar nach hinten. »Man lernt eben nie aus.«
»Da haben Sie recht.«
In den nächsten beiden Minuten schwiegen die Frauen. Nur Jane schaute ein paarmal auf die Uhr. »Woran denken Sie?«
»An John Sinclair und daran, was er wohl jetzt macht und wo er sich befindet.«
»Bestimmt hat er das Ziel schon erreicht.«
»Das weiß ich eben nicht. Es war schon komisch, wie er unter Wasser verschwunden ist. Ich hatte das Gefühl, als würde er nie mehr auftauchen. Wenn er die beiden noch in dem Kanal trifft, sieht es für ihn schlecht aus.«
»Wobei einer noch kugelfest ist«, fügte die Deutsche flüsternd hinzu und bekam einen Schauer. »Haben Sie dafür eine Erklärung, Jane?«
»Ja. Der Körper muß aus Blei bestehen.«
Renate beugte sich vor. »Aus Blei?« wiederholte sie ungläubig.
»So ist es.«
»Aber wie kann jemand leben, der aus Blei besteht? Das will in meinen Kopf nicht rein.«
»Ich weiß es auch nicht genau. Sie müssen aber davon ausgehen, daß wir es hier mit einem magischen Phänomen zu tun haben. Schwarze Magie ist eben etwas ganz Besonderes. Da müssen Sie die anderen Gesetze vergessen.«
»Für mich gehört so etwas ins Mittelalter.«
»Richtig«, stimmte Jane zu. »In der Zeit und noch früher hat die Schwarze Magie auch ihren Anfang genommen. Nur haben die Menschen sie dann verdrängt. Aber in der heutigen Zeit, wo viele Angst davor haben, daß eine nicht mehr verständliche Technik und Entwicklung sie überrollt, sieht das alles anders aus. Da wendet man sich diesen Dingen wieder zu, sucht, forscht und findet auch.«
»Sie glauben selbst stark daran.«
»Natürlich.« Mehr erklärte Jane der Deutschen nicht. Renate Gehrmann hätte vielleicht den Glauben verloren, hätte sie erfahren, daß vor ihr eine ehemalige Hexe saß, in deren Brust ein künstliches Herz schlug.
»Ja«, sagte die Deutsche und nickte sich selbst bestätigend zu. »Ich kann da nicht mitreden. Ich stecke in dieser modernen Tretmühle. Von Beruf bin ich Chefsekretärin bei einem großen Chemie-Konzern in Frankfurt. Wenn ich mal Zeit für mich habe, denke ich über andere Dinge nach, nicht über Magie.«
»Sie sind auch nicht gebunden?«
»Nein, ich lebe allein. Es ist schon machmal sehr schwierig, glauben Sie mir.«
»Das kann ich mir vorstellen. Mir ergeht es ähnlich.«
»Aber Sie haben doch…«
Jane lächelte. »Nicht John Sinclair. Gut, wir finden einander sympathisch, haben auch schon miteinander geschlafen, doch zu einer echten Partnerschaft wird es wohl nicht kommen. Es gibt da einige Dinge, die uns beide leider trennen.«
»Kann man die nicht überwinden? Wenn Sie schon leider sagen, Jane, müßte es doch möglich sein.«
»Mal sehen.«
Jemand öffnete die Tür von außen. Ein kühler Luftzug strich in den Raum und bewegte die unter den Lampenschirmen hängenden Rauchschwaden.
Jane drehte sich auf dem Stuhl um und winkte dem dunkelhaarigen Mann zu. »Hier sind wir.«
»Das ist der Kommissar?«
»Ja.«
Torri kam zu ihnen an den Tisch. Die Gäste waren bei seinem Eintritt ruhiger geworden, niemand wollte auffallen, aber Torri kümmerte sich nicht um sie.
»Ist alles in Ordnung?« fragte er leise.
»Bis jetzt ja.«
»Ich konnte nicht schneller kommen.« Er holte sich einen Stuhl heran und setzte sich zwischen sie.
Renate beobachtete ihn genau. Ein Lächeln zuckte dabei um ihre Mundwinkel. Der Mann gefiel ihr. Torri sah nicht schlecht aus. Er wirkte ein wenig wie der Miami-Vice-Star Don Johnson, nur besaß Torri schwarzes Haar.
»Stimmt es, daß sie mit John Sinclair einen Treffpunkt ausgemacht haben?« Jane nickte. »Auf dem Innenhof des Dogenpalastes.«
»Das wundert mich.«
»Wieso?«
»Lassen wir das. Ich werde Sie auf jeden Fall dorthin bringen und ebenfalls warten.«
Jane lächelte. »Da bin ich froh. Ich hatte schon gedacht, daß Sie uns ins Präsidium bringen
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