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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Seite des Menschseins konfrontiert war. Dann blieb einem keine andere Wahl mehr, außer dichtzumachen.
    Ich zwang mich jetzt dazu, meine Gefühle auszuschalten; stemmte mich gegen den drängenden Impuls, aufzuspringen und aus der Küche zu fliehen. Ich schaute mir die oberste Karte des Decks an: die Herz Sieben. Sie würde zu einem Beweis am Tatort werden. Bilder der Küche, in der ich saß, blitzten in meinen Gedanken auf, als wären sie mit der kalten Präzision einer Highspeed-Kamera aufgenommen worden. Der Rumpf auf dem Tisch, Karten über den Fußboden verteilt, Blutschlieren an der Decke und den Wänden.
    Wie zum Teufel ist er nur hier hereingekommen, würden die Polizisten sich fragen, wir haben doch alles abgesichert? Und dann würden sie in den Keller gehen und die Tür entdecken. Die Internet-Blogs würden überquellen mit neuen Großstadtlegenden über unterirdische Geheimgänge. Die mit der Untersuchung des Falls betrauten Polizisten würden die Keller abgehen, um den Tathergang zu rekonstruieren. Man würde alles genau auf Karten verzeichnen, damit so etwas nie wieder passieren konnte.
    Bei seinem Eindringen in die Wohnung drehte sich mir der Magen um. In meiner Wahrnehmung vermischte sich das unmittelbar Bevorstehende mit dem Vergangenen, dem, was Jackson und Cece widerfahren war. Jetzt verband sich mein Schicksal endgültig mit dem ihren. Bald würden wir wieder vereint sein. Mehr wollte ich nicht. Im Bericht des Gerichtsmediziners war zu lesen, dass JPP Jackson zuerst getötet hatte. Er war von hinten erschlagen worden, während er an der Küchenanrichte stand und Toast mit Butter beschmierte. Dass ich nun ebenfalls in der Küche war, brachte mich in meiner Vorstellung zu Jackson zurück. Wenn ich doch nur an jenem Tag schon gestorben wäre, am liebsten als Erste von uns, dann hätte mich das Wissen um das, was nun folgen würde, nicht mehr quälen können.
    JPP bewegte sich leise vorwärts. Offensichtlich nahm er an, ich würde ihn nicht bemerken. Er kam näher. Ich spielte die Herz Sieben aus und drehte die oberste Karte des Decks um: Pik König. Ich hörte JPP atmen, langsam, tief. Was für eine Waffe hatte er wohl dabei? Bei Jackson und Cece und auch den Aldermans hatte er Seile, Messer und Sägen benutzt. Er wollte alles genau erleben, wie das Fleisch aufriss und den intensiven Geruch von frischem Blut. Ihm ging es um den Akt des Tötens, nicht um den Tod selbst. Der war dabei ein Nebenprodukt; damit schaffte er sich nur einen Zeugen vom Hals, blieb so selbst auf freiem Fuß und konnte weitermorden. Obwohl er sich nicht besonders klug dabei anstellte, früher oder später wurde er immer geschnappt. Und dann brach er jedes Mal aus. Anscheinend gab ihm das alles so viel Befriedigung, dass es das Risiko und den Ärger wert war.
    Er kroch näher. Und noch näher. Plötzlich war er mir so nah, dass ich ihn riechen konnte. Ich hielt den Atem an und schluckte. Legte den Pik König an. JPPs Körper schien auf Hochtouren zu laufen, und offenbar schwitzte er heftig, weil ein so widerlicher Geruch an ihm klebte. Er blieb stehen.
    «Tu nur nicht so, als wüsstest du nicht, dass ich hier bin», flüsterte er.
    Ich saß weiter bewegungslos da. Atmete. Drehte die oberste Karte vom Stapel um: die Kreuz Zwei.
    Er holte einmal tief Luft und atmete dann wieder aus. Ich sollte mich zu ihm umdrehen und ihn ansehen. Aber genau das würde ich nicht tun. Er sollte mich auf dieselbe Art töten wie Jackson: mit einem einzigen Schlag in den Rücken. Dann hatten wir es hinter uns.
    Ich spürte, dass er nur noch ein, zwei Meter von mir entfernt war. Spürte die Hitze, die seine Haut abstrahlte Sein Geruch wurde noch stärker. Die Schritte wurden größer. Und dann sah ich ihn aus den Augenwinkeln: sein hochrotes Gesicht, das kurze helle Haar, unruhige leere Augen und das Funkeln eines langen Messers mit gebogener Klinge. Er ließ eine Leinentasche auf den Boden fallen. Die landete auf der Seite, und ein aufgewickeltes Seil rutschte heraus.
    «Hallo.» Er grinste.
    Ich zwang mich, mich auf die ausgelegten Karten vor mir zu konzentrieren. Legte die Kreuz Zwei ab. Drehte die oberste Karte des Stapels um: die Pikkönigin.
    «Die kannst du auf den König legen», sagte er.
    Ich rührte mich nicht.
    «Mach schon.»
    Ich bewegte mich nicht. Atmete nicht. Blinzelte nicht.
    «Sieh mich an.»
    Widerstand. Bewegungslosigkeit. Warten. Ich verwandelte mich in eine Statue.
    Er kam näher und stellte sich direkt vor mich hin. Dann beugte

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