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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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durchströmte und ihn schließlich überwältigte.
    JPP fiel nach vorn. Seine Hand öffnete sich. Das Messer landete auf dem Boden. Ein Kinderspiel. Aber das blieb leider nicht so.
    Mit der offenen Hand schlug er mir mit übermenschlicher Kraft ins Gesicht, mein Kopf flog nach rechts herum. Fast wäre ich ohnmächtig geworden. Fast.
    Seine Hand griff nach dem Messer am Boden. Ich trat mit dem Schuh auf sein Handgelenk und zwang ihn, die Faust zu öffnen.
    Mit der freien Hand packte er meinen Knöchel so fest, als steckte der in einem Schraubstock.
    Mit aller Kraft streckte ich mich nach dem Messer.
    Als Polizistin hatte ich ein Mal einen Mann angeschossen, der aus einem gerade von ihm überfallenen Laden gerannt kam. Er überlebte, weil ich ihn nicht hatte töten wollen. Die Situation hatte das nicht erfordert.
    Ein Messer war da schon eine andere Geschichte. Und das hier war eine ganz andere Nummer.
    Das Messer war schwer. Ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter lang. Scharf.
    JPP zog an meinem Knöchel, um sein Handgelenk zu befreien. Ich fühlte, dass mir der Fuß gleich wegrutschen würde.
    Jetzt oder nie. Er oder ich. Ich hatte mich umentschieden: Ich würde es nicht sein. Und zwar weil jemand anders sterben musste, falls ich es nicht schaffte.
    Rasch stieß ich mit aller Kraft mit dem Messer zu, zielte auf sein Herz. Wollte töten. Treffen. Die Klinge ins Fleisch stoßen. Eine tiefe Wunde reißen. Sämtliche Metaphern zur Beschreibung eines gewaltsamen Todes gingen mir durch den Kopf, trieben mich an, diesen Menschen zu zerstören. Jetzt. Er. Und nicht ich.
    Weil ich es mir anders überlegt hatte.
    Die Bühne dieses Kriminalstücks wurde umgebaut, die Schauspieler wechselten die Rollen.
    Er ließ meinen Knöchel los und schlug mir so hart gegen die Hand, dass das Messer durch die Küche flog und neben dem Unterschrank der Spüle auf dem Boden landete. JPP stieß mich von sich und kroch auf das Messer zu.
    Schweiß musste ihm vom Gesicht gelaufen sein, denn als ich ihm zuvorkommen wollte, rutschte ich auf etwas Feuchtem aus – und fiel hin.
    Noch im Fall hörte ich die Türklingel. Jemand schlug gegen meine Eingangstür.
    JPP grunzte, kroch schneller vorwärts, war beim Messer angelangt. Packte es. Schaute mich an und erklärte: «Du kannst nicht entkommen.»
    «Karin!» Das war Mac an der Tür. «Mach auf!»
    Es klingelte wieder. Weitere Schläge gegen die Tür.
    Wenn ich jetzt nicht floh, einfach ruhig liegen blieb, würde JPP mich umbringen; der Versuchung konnte er nicht widerstehen. Obwohl er wahrscheinlich nicht schnell genug dabei sein würde, um der Verhaftung zu entgehen. Mac stand draußen vor der Wohnung, auf der Straße wartete die halbe New Yorker Polizei oder drehte Kreise über dem Haus. Die würden ihn schnappen und wieder ins Gefängnis werfen. Aber was, wenn er noch einmal ausbrach und dann als Nächstes hinter … ja, hinter wem her war ? Jemandem aus meiner Familie. Es würde ein nächstes Opfer geben. JPP war ein Ausbruchswunder … das Risiko durfte ich nicht eingehen.
    Mühsam kam ich auf die Beine und hielt auf die Tür zu.
    JPP war schnell. Er packte mich an den Jeans, aber da hatte er mich unterschätzt. Ich rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht, drehte mich halb um, damit ich ihn erkennen konnte, und trat ihm gegens Kinn. Daraufhin taumelte er zurück und knallte zu Boden, wobei er das Messer fallen ließ. Diesmal würde ich keine weiteren Sekunden verschwenden, indem ich versuchte, es mir zu holen. Ich hörte, wie er aufstand, während ich zu der Verbindungstür in den Hausflur lief. Das war kürzer als bis zum Eingang.
    Ich flüchtete mich in den Flur, JPP direkt hinter mir. Plötzlich ein lautes Krachen: Mac und die anderen Polizisten brachen in die Wohnung ein.
    «Hier!», rief ich, mir blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, ob sie mich auch gehört hatten.
    Ich lief die Treppe hinauf. Vorbei an der Tür zur Wohnung meines Vermieters. Wo blieben die Polizisten? Aus meiner Wohnung hörte ich Lärm; wieso waren sie nicht schon bei uns? Ich rannte das nächste Stockwerk hinauf in den zweiten und letzten Stock, wo sich eine Abstellkammer befand, die über eine Metallleiter direkt mit dem Dach verbunden war.
    In der Abstellkammer war es eng. Durch eine Luke in der hohen Decke gelangte man aufs Dach. Zitternd kletterte ich, so schnell ich konnte, die Leiter hinauf.
    Und dann hörte ich, dass JPP den zweiten Stock erreicht hatte, hörte, wie er den Flur bis zum Ende entlanglief. Hörte,

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