Der Domino-Killer
tiefschwarzem Haar und eng zusammenstehenden grünen Augen. An den Schläfen zeigte sich jetzt das erste Grau. Er stand da im Schein der Außenlampe auf der Veranda seines kürzlich frisch gestrichenen weißen Holzhauses, trug teuer aussehende Jeans und ein strahlend weißes Poloshirt und grüßte uns mit keinem Wort. Stattdessen rief er über die Schulter: «Schatz! Ich bringe den Müll raus!» Dann schloss er die Tür und schob uns die Stufen hinunter.
Er führte uns vom Eingangsweg herunter – säuberlich mit Kies ausgeschüttet inmitten eines exakt geschnittenen Rasens – und seitlich um das Haus herum. Vorbei an drei Mülltonnen – eine schwarze, eine blaue und eine grüne, jede mit einer genauen Beschriftung für Recycling oder normalen Hausmüll. Im Garten war eine im Dunkeln silbrig violett schimmernde Schaukel aufgebaut. Ein pinkfarbenes Dreirad stand neben einem kleinen Fahrrad mit Quasten am Lenker und Stützrädern. Ich schluckte die Emotionen herunter, die in mir aufkamen … Neid, Aggression, Freude, Trauer … und Misstrauen.
Wir gingen mit ihm in den Pavillon, der so neu war, dass er noch immer nach frisch geschlagenem Holz roch wie ein Weihnachtsbaum. Er bedeutete mir, mich auf eine der fünf Bänke darin zu setzen. Mac nahm neben mir Platz. Paul Maher blieb stehen und schaute verstohlen hinter sich zum Haus, wo hinter einem der Fenster das Licht ausging – Kind eins war gerade zu Bett gebracht geworden, Kind zwei kam als Nächstes an die Reihe, und so blieb ihm nicht viel Zeit, bis seine Frau nach ihm suchen würde. Es war relativ spät, um die Kinder ins Bett zu bringen. Ein Indiz dafür, dass sie noch sehr klein waren und Nachmittagsschlaf hielten.
«Okay, machen wir’s kurz. Es geht doch um das verschwundene Mädchen? Ich habe keine Ahnung, wo sie ist, aber ich kann Ihnen zumindest eines sagen, falls das vielleicht dabei hilft, sie zu finden: Mein wirklicher Name ist nicht Paul Maher, sondern Marty Prizinsky.»
Mein Herz blieb fast stehen, als er uns das alles erzählte, und wir hatten ihm noch nicht einmal eine einzige Frage gestellt. Ich schaute hinüber zu Mac. Dessen Gesichtsausdruck verriet nicht die kleinste Gefühlsregung, also setzte ich ebenfalls wieder mein Pokerface auf.
«Ich habe alles darüber in der Zeitung gelesen, und es tut mir ausgesprochen leid. Ich hatte ja keine Ahnung. Als Sie letztes Mal hier aufgetaucht sind, hatte ich den totalen Schock, das gebe ich zu. Ich werde Ihnen jetzt alles sagen, aber bitte , es muss schnell über die Bühne gehen.»
«Okay», sagte Mac. «Dann erzählen Sie uns am besten gleich alles, was Ihre Frau nicht wissen darf.»
Paul Maher nickte kurz, setzte sich uns gegenüber und flüsterte angespannt: «Vor zwei Jahren haben Sie nach dem Namen meines Vermieters gefragt – Fernando Garza. Ihm gehörten ein paar Häuser hier in der Straße, und nachdem der Dealer weg war, hat er sie verkauft.»
«Ihr Dealer?», fragte Mac.
«Unser aller Dealer. Die meisten hier sind ausgeflippt nach der Razzia und weggezogen. Ein paar sind ein bisschen länger geblieben. Ich bin der Einzige, der immer noch hier ist. Ich habe aufgehört, mein Leben in Ordnung gebracht, mir einen anständigen Job gesucht, das Haus gekauft. Jetzt bin ich selbständiger Webdesigner, habe gerade mein erstes richtiges Büro angemietet und Leute eingestellt –» Er unterbrach sich, um zu sehen, wie wir auf seine Erfolgsstory reagierten; ich lächelte, Mac nickte, und Paul erzählte weiter: «– und inzwischen bin ich mit Carly verheiratet, und wir haben zwei wunderbare Kinder.»
«Mädchen.» Ich lächelte wieder.
«Ja.» Er sah mich freundlich an und beugte sich näher zu uns. «Das darf ich nicht einfach alles kaputtmachen.»
«Okay», sagte Mac. «Aber was könnte das denn kaputtmachen?»
Das Licht im zweiten Kinderzimmer ging aus. Paul Maher schaute hinüber zum Haus, dann wieder zu uns.
«Also, vor zehn Jahren war ich ein absoluter Loser. Nur um es ganz klar zu sagen, okay? Als dann diese Frau aufgetaucht ist, zehntausend Dollar für meine Identität zahlen wollte und mir eine neue dafür angeboten hat, dachte ich, warum zum Teufel eigentlich nicht, verstehen Sie?»
«Eine Frau ist aufgetaucht ?», fragte ich.
«Was für eine Frau?» Mac.
«Wie ist sie denn auf Sie gekommen?»
«Die Behörden haben hier kostenlos frische Spritzen verteilt. Die gingen von Tür zu Tür und verschenkten saubere Nadeln und Kanülen. Wir haben die einfach für bescheuert
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