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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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sitzen, bis das Licht in der Küche ausging und der Garten im Dunkeln lag. Ich wartete unten an den Stufen des Pavillons auf ihn.
    «Tut mir leid», flüsterte ich.
    « Dir muss hier gar nichts leidtun.»
    Er legte den Arm um mich, und zusammen überquerten wir den Rasen, gingen an den verschiedenfarbigen Mülltonnen vorbei und über die Auffahrt zurück zum Wagen. Erst nachdem der Motor lief und wir die gentrifizierte Straße hinter uns ließen, in der Paul Maher ohne Rücksicht auf Verluste ein neues Leben begonnen hatte, berichtete Mac mir vom Rest der Unterhaltung.
    «Der Typ ist ein Idiot», sagte er. «Das sind Junkies immer, auch wenn sie clean sind.»
    Ich nickte. Konnte nicht sprechen – noch nicht. Beobachtete, wie der neue Chic der Gegend langsam abnahm, je weiter wir uns entfernten.
    «Er hat versprochen, in einer Stunde aufs Revier zu kommen und unsere Fahndungskartei nach Frauen durchzusehen, die zu seiner Beschreibung der großen Unbekannten passen.» Mac grinste höhnisch. «Vorausgesetzt, dass …» Er schüttelte den Kopf und beendete den Satz nicht.
    «Vorausgesetzt was? Will er etwa einen Deal?»
    Mac nickte, wartete darauf, dass es grün wurde, bog dann in die Bloomfield Avenue ein, fuhr an zahlreichen Autohäusern vorbei und aus East Orange hinaus. Endlich redete er weiter: «Er hilft uns, wenn wir seiner Frau nichts sagen. Ihm gefällt Paul Maher. Er will, dass alles so bleibt, wie es ist.»
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Welt außerhalb des Wagens. Irgendwo da draußen war Susanna – wie es ihr ging, wussten wir nicht – und wartete darauf, dass wir sie fanden. Wir bogen in die Valley Road ein und passierten eine Folge von Restaurants und Geschäften. Riesige, fast leere nächtliche Parkplätze. Reihen blinkender Einkaufswagen, die auf die Kunden morgen warteten. Ein paar versprengte auf dem schwarzweißen Asphalt. Eine kleine Baumgruppe, dann noch mehr Geschäfte und wieder dasselbe.
    «Wenn er doch nur …», begann ich und verstummte. Sah Mac an, dessen Profil angespannt wirkte, während er unverwandt nach vorn starrte.
    «Gut so, Karin. Denk erst gar nicht darüber nach.»
    Schweigend fuhren wir durch die ruhigen Wohnstraßen von Montclair, bis wir zum Haus meiner Eltern kamen. Das Auto meiner Mutter war davor am Straßenrand geparkt, was mich überraschte. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie noch bei Jon sein würde.
    «Ich fahre zurück ins Revier», sagte Mac, «Aber du solltest jetzt ein bisschen schlafen, wenn du kannst.» Er schaute hinüber zu unserem großen gelben Haus, dann wieder zu mir. «Ich habe angenommen, dass du im Moment am liebsten hier bist.»
    Die Bemerkung verwirrte mich kurz, denn eigentlich wollte ich nirgendwo wirklich sein. Die Begegnungen mit Martin Price und Paul Maher hatten die Wunden wieder ganz aufgerissen, endgültig einen Heilungsprozess unterbrochen, der mich in letzter Zeit stabilisiert hatte, aber seit gestern arg gefährdet war. Jetzt sehnte ich mich wieder nach dem, was ich nicht haben konnte: meinem Mann und meinem Kind. Ich wollte den Lauf der Zeit umkehren, wollte auf die andere Seite , um die beiden wiederzufinden. Wo mein Körper diese Nacht verbrachte, war mir vollkommen egal.
    «Ich könnte drinnen gleich Jon anrufen und ihm sagen, dass wir eine Spur haben.»
    «Keine gute Idee.»
    «Wenn sie etwas Hoffnung schöpfen, wird es ihnen bessergehen.»
    «Nicht, wenn die Hoffnung unbegründet war.»
    Mein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, weil ich erneut erfolglos versuchte, die Tränen zu unterdrücken.
    Mac streckte die Hand aus, als ob er meine Wange streicheln wollte, zog sie aber wieder zurück und griff stattdessen nach dem Lenkrad. «Es waren für uns alle zwei harte Tage – aber für dich , Karin … Hör mal, ich glaube, du solltest dir eine kleine Pause gönnen. Es tut dir nicht gut, so im Zentrum des Sturms dabei zu sein. Überlass es uns, sie zu finden.»
    «Und was soll ich deiner Meinung nach im Moment tun? Mich zurücklehnen und Däumchen drehen, während sie irgendwo da draußen ist? Ich muss bei der Suche nach ihr helfen. Was bleibt mir sonst übrig?»
    Ein Auto fuhr an uns vorbei, und bevor wieder ein Schatten über Macs Gesicht fiel, erkannte ich im Scheinwerferlicht, welche Intensität in seinem Blick lag. Hier ging es um mehr als um Susannas Verschwinden.
    «Karin …» Er wollte etwas sagen, unterbrach sich und begann von neuem. «Ich weiß nicht, was du im Moment sonst machen sollst. Aber ich

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