Der Domino-Killer
seinem achtzehnten Geburtstag, war er entlassen worden, mit drei Hosen und Oberteilen und fünfzig Dollar dazu. Er sollte nun draußen seinen Weg finden. Was er auch tat und dabei ein ereignisloses Leben führte, bis er beschloss, mit anderen Menschen sein tödliches Spiel zu treiben. Nur was war sein Motiv dafür?
Mac legte den Lebenslauf beiseite und nahm sich einen neuen Ausdruck – Martin Price’ Strafregister vor den Domino-Morden. Das war kurz, es gab darin nur einen Eintrag: eine Verhaftung wegen Ladendiebstahls, drei Monate nachdem er das Waisenhaus verlassen hatte. Er hatte in einem Sexshop in Trenton Handschellen gestohlen, ein harmloser Anfang, der aber im Rückblick verriet, dass er schon damals Böses im Schilde führte.
Und dann stießen wir in den Unterlagen auf ein altes Rätsel, das wir nicht hatten lösen können.
«Da stimmt einfach etwas nicht.» Mac schwenkte die Kopie eines Führerscheinantrags beim Verkehrsamt in East Orange. «Wie beantragt jemand einen Führerschein, während er wegen Ladendiebstahls einsitzt?»
Ich konnte mein altes Gekritzel auf dem Papier kaum noch entziffern, aber ich erinnerte mich an diese Auffälligkeit. «Wahrscheinlich einfach ein bürokratischer Fehler. Irgendjemand hat ein falsches Datum angegeben.»
«Findest du die Theorie immer noch überzeugend?»
«Beim Verkehrsamt? Keine Frage! Außerdem waren wir bei der angegebenen Adresse auf dem Antrag, und der Typ –»
«Paul Maher», las Mac aus einem weiteren Blatt mit Notizen vor.
«– hat uns gesagt, er hätte nie von einem Martin Price gehört, der da gewohnt haben soll, und dass er selbst schon zehn Jahre dort leben würde.»
«Ja, an den kann ich mich erinnern. Verschlagener Blick, weißt du noch?» Mac machte Maher nach, der einem nie in die Augen sehen konnte und ständig den Blick wandern ließ. Das war alles wirklich sehr seltsam gewesen. Damals hatten wir uns allerdings nicht viel dabei gedacht.
«Ja, das habe ich behalten.»
«Und er konnte sich nicht mehr an den Namen der Leute erinnern, von denen er das Haus gekauft hatte.» Mac schaute sich noch einmal seine alten Notizen an. « Hat Haus vor sieben Jahren gekauft. Vorher drei Jahre dort als Mieter gewohnt. Erinnert sich nicht mehr an Namen der Verkäufer. Weiß nur noch, dass Verkäufer um die fünfzig war . Erst war der ursprüngliche Eigentümer drei Jahre lang sein Vermieter, dann verkauft der ihm das Haus, und er hat den Namen vergessen? Eigenartig.»
«Ann und Arnold Selby», sagte ich. «Die haben mir und Jackson unser Haus verkauft. Wir sind ihnen nur zweimal persönlich begegnet, bei der Besichtigung und der Vertragsunterzeichnung.»
«Terry Silverman hat Val und mir unser Haus vor sechzehn Jahren verkauft.»
«Wirklich merkwürdig.» Ich erinnerte mich an Paul Maher, und dass er nur ungern mit uns geredet hatte, aber seine damalige Rechtfertigung für sein schlechtes Gedächtnis wollte mir nicht mehr einfallen. «Wie hat er uns das erklärt?»
«War eine ziemlich lahme Ausrede. Aber die Gegend war vor zehn Jahren ein echtes Drogenviertel; ein anderes Haus in derselben Straße haben wir hochgenommen. Dealer. Danach normalisierte sich die ganze Gegend. Wenn Maher damals da gewohnt hat, war er entweder dämlich, pleite oder ein Junkie.»
«Maher hat ja schon eine Weile in dem Haus gelebt, bevor er es gekauft hat», sagte ich. «Vielleicht ist er gemeinsam mit dem Rest der Gegend clean geworden.»
«Habe ich auch schon gedacht.» Mac beugte sich vor, griff nach seinem Weinglas und trank einen Schluck. «Als wir vor zwei Jahren mit ihm gesprochen haben, wirkte er irgendwie ängstlich. Weißt du noch?»
«Ja.»
«Lass uns noch einmal mit ihm reden.»
«Was, wenn er uns jetzt sagt, dass Martin Price ihm das Haus verkauft hat? Und wir herausfinden, dass das dieselbe Person war, die auch den Führerscheinantrag gestellt hat? Ist ja kein seltener Name.»
Mac stellte sein Glas auf dem Couchtisch ab und sah mich an. «Das stimmt. Aber ein fünfzigjähriger Hausbesitzer in einem Vorort ohne Auto? Hier steht …» Er deutete auf das Formular. «… Erstantrag auf Erteilung eines Führerscheins … Das ist mehr als merkwürdig, Karin.»
«Ist es wirklich.»
«Zieh dich an. Ich warte am Auto auf dich.»
KAPITEL 15
Paul Maher öffnete die Tür und starrte uns an. Er hatte sich kaum verändert in den zwei Jahren, seitdem wir das erste Mal ungebeten bei ihm aufgetaucht waren. Er war klein und untersetzt, mit blasser Haut, dichtem
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