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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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befragen», erklärte der Moderator. «Sie ist keine Verdächtige, wie man von offizieller Seite betont, könnte im Fall aber weiterhelfen. Man will lediglich mit ihr sprechen.»
    «Also, liebe Zuschauer an den Geräten», schaltete sich seine Kollegin ein, «schauen Sie sich das Bild genau an, und falls Sie die Frau erkennen und der Polizei dabei helfen können, sie zu finden, rufen Sie bei der unten eingeblendeten Nummer an. Oder bei uns im Sender, wir leiten Sie dann weiter. Wir werden das Bild den ganzen Tag über immer wieder zeigen, genau wie alle anderen großen Sender des Landes, vermute ich.»
    Das Bild der Frau verschwand, und dafür wurden zwei Telefonnummern eingeblendet – von der Polizei in Maplewood und vom Fernsehstudio. Sie blieben eine halbe Ewigkeit dort zu sehen, während der Moderator im Hintergrund weiterredete.
    «Es ist schon unglaublich, wie viele Menschen dieser Familie helfen wollen.»
    Jons Vorgarten erschien auf dem Bildschirm: Auf dem Rasen standen zahlreiche Leute um ein weißes Zelt herum, unter dem sich ein Tisch mit fotokopierten Flugblättern befand. Zwei Frauen mit Klemmbrettern in der Hand standen daneben und verteilten Aufgaben. Eine dritte, die einen pinkfarbenen Mützenschirm trug, gab Wasserflaschen aus. Dann wurde zum Willowbrook-Einkaufscenter in Wayne geschaltet, wo es ähnlich zuging.
    «Es existieren zwei Anlaufstellen, an denen sich die verschiedensten Menschen einfinden, um freiwillig bei der Suche nach der kleinen Susanna zu helfen.»
    Ein Porträt von Susanna wurde gezeigt, auf dem sie Rattenschwänzchen trug und lächelte, gefolgt von einem Foto von Cece … mein Herz überschlug sich.
    «Alle wollen verhindern, dass die Familie noch einmal dieselbe Tragödie erleben muss.»
    «Was wohl mehr als verständlich ist.»
    Die beiden Moderatoren wurden aus einer anderen Kameraperspektive gezeigt, und die Stimmung im Studio änderte sich sofort, als einer der beiden lächelte und eine andere Meldung brachte.
    Ich kniete mich hin und begann, die weißen Scherben der kaputten Schüssel und die staubigen Cantaloupe-Stückchen aufzuheben und in meiner Hand zu sammeln.
    «Die Eier», sagte meine Mutter.
    Erst da bemerkte ich den Geruch von Angebranntem. Ich schaute hinüber zum Herd. Aus der Pfanne stieg dunkler Rauch auf, während meine Mutter hinlief und das Gas abstellte. Ich sprang hoch und wedelte mit meiner freien Hand den Rauch hinüber zum offenen Fenster über der Spüle. Dann warf ich die Scherben und die Melone in den Mülleimer darunter.
    « Karin », sagte meine Mutter. « Du blutest .»
    Ich war barfuß, und rote Schlieren markierten jeden meiner Schritte vom Ofen zur Spüle, weil ich einen Schnitt in der rechten Fußsohle hatte, wie ich nun feststellte. Ich setzte mich neben meinen Vater an den Tisch – der immer wieder zwischen meiner Mutter und mir hin- und hersah, um zu begreifen, was los war – und griff nach einer Papierserviette, um die Blutung zu stoppen.
    Nachdem der Rauch sich fast komplett verzogen und meine Mutter den Fußboden gefegt hatte, holte sie den Erste-Hilfe-Kasten zum Tisch und kümmerte sich um meinen Fuß. Sie zog eine anderthalb Zentimeter lange Porzellanscherbe aus der Sohle und säuberte die Wunde. Wir waren uns einig, dass der Schnitt nicht so tief war, dass er hätte genäht werden müssen, also desinfizierte sie ihn und verband den Fuß. Dann sah sie mich an. «Was für ein Bild war das eben im Fernsehen? Wusstest du davon?», fragte sie.
    «Nein, das Phantombild der Polizei kannte ich nicht.» Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit gefunden, meiner Mutter zu erzählen, was am Tag zuvor geschehen war.
    «Die hätten uns warnen können.» Meine Mutter saß am Tisch und wirkte ganz durcheinander.
    «Ich habe Hunger», sagte mein Vater.
    «Solche Sachen sollte man nicht aus dem Fernsehen erfahren.»
    «Wo bleiben die Eier?»
    «Ich brate ein paar neue.» Mom stand auf und begann, uns noch einmal Frühstück zu machen, nachdem das erste nun ruiniert war.
    Ich blieb neben meinem Vater sitzen. Sie hatte recht damit. Man hätte uns vorher warnen sollen. Mac vor allen anderen. Ich ging zum Telefon in der Küche und rief auf seinem Handy an. Die Mailbox ging ran, und ich hinterließ eine Nachricht. Beim Frühstück und unter der Dusche war ich die ganze Zeit schlecht gelaunt und wurde immer wütender. Was zum Teufel ging eigentlich vor? Hatte die Polizei jetzt eine echte Spur, oder war das lediglich ein Schuss ins Blaue? Offenbar hatte

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