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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Auftraggeber allein schon aufschlussreich sein würden – und dann heute der Blattschuss.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass seine Zielperson tatsächlich dieses blödsinnige Seminar in der Sparkasse besuchte, war er wieder zum Golfplatz gefahren. Vielleicht fand er ja den einen oder anderen, der ihm ein wenig mehr über das Verhältnis Mempel-Werners und van der Feldes berichten konnte.
    Der Golfplatzbesitzer war ihm erneut als Erster über den Weg gelaufen. Potenziellen Neumitgliedern wurde besonders viel Aufmerksamkeit entgegengebracht, so kam Vollmert in den Genuss einer kostenlosen Führung über das Gelände rund um Schloss Haag, düste zusammen mit dem stolzen Inhaber in einem der Elektrokarren über einige Hektar äußerst gepflegten Grüns und durfte sich im Büro, wo er zwei Aufnahmeanträge in die Hand gedrückt bekam, sehr interessante Fotoserien über die Fortschritte der Renovierung des altehrwürdigen Gemäuers ansehen.
    Was Unternehmergeist gepaart mit ausreichend Kleingeld bewirken konnte, beeindruckte Vollmert ungemein. Wie hier innerhalb kürzester Zeit eine Ruine in ein Schmuckstück verwandelt worden war, das brachte ihn ehrlich zum Staunen.
    Und dann war die Krönung des Vormittages erfolgt. Als Vollmert sich auf eine Apfelschorle in die Gastronomie zurückzog und sich die Werbebroschüren und den Turnierplan ansah, polterte van der Felde auf den Hof, blickte sich kurz um und setzte sich schließlich ungefragt an Vollmerts Tisch. Im ersten Moment hatte sich der Bochumer erschrocken. Aber van der Felde, der auch heute wieder eine grausame Klamottenkombination trug, suchte einfach jemanden, der ihm Gesellschaft leistete. Irgendwie war es Vollmert gelungen, das Gespräch auf die Blondine zu bringen. Als van der Felde ihm schelmisch zuzwinkerte, startete der Detektiv heimlich das kleine Diktiergerät und wartete ab. Und tatsächlich gab van der Felde zu, sich hin und wieder mit seiner ›Bekannten‹ zu treffen, zweimal nannte er sogar den vollen Namen der Frau.
    Van der Felde blieb während der ganzen Zeit auffällig freundlich, aber absolut distanziert. Er erkundigte sich beiläufig nach Projekten, an denen Vollmert als angeblicher Architekt mitgearbeitet hatte, und fragte ihn, ob er sich nicht mal eine seiner Immobilien ansehen wollte, die er zu restaurieren gedachte. Leider hätte er heute Abend wegen einer geschäftlichen Besprechung keine Zeit, aber vielleicht an einem der nächsten Abende. Vollmert sagte unverbindlich zu. Am nächsten Morgen wollte er in seinen Golf klettern und zurück nach Bochum fahren – aber das brauchte er diesem Dandy ja nicht auf die Nase zu binden.
    »So, ein Wasser und ein Viertelliter Roten. Möchten Sie erst probieren?«
    »Gerne«, antwortete Vollmert und wartete, bis das große Weinglas fingerbreit gefüllt war. Dann atmete er genüsslich die Blume, ließ den Wein ein wenig kreisen und probierte einen Schluck von dem tiefroten Saft.
    »Toll«, lobte er danach. »Ein Italiener, nicht wahr?«
    Das Gesicht der Kellnerin hellte sich auf. »Ja. Kennen Sie sich mit Weinen aus?«
    »Ein wenig.«
    Ach, konnte das Leben schön sein. Sein Konto war ausnahmsweise mal tief im Plus, er hatte ein leckeres Getränk vor sich, freute sich auf ein gutes Essen – und Mempel-Werner musste auch gleich auftauchen. So wie er die Frau einschätzte, würde sie ihn, nachdem er seinen Spruch aufgesagt hatte, mit ängstlichen Augen anstarren, dann in Tränen ausbrechen und ihn auf Knien anbetteln, nichts ihrem Mann zu sagen. Darüber konnte man reden; vor allem, wenn sie später auf ihren Knien noch ganz etwas anderes machten würde.
    Sein Essen kam. Vollmert lief das Wasser im Mund zusammen. Er legte die Serviette über seine Oberschenkel und säbelte das erste Stück vom Rinderfilet ab. Der Anblick trog nicht, das Fleisch war genauso gut, wie es aussah.
    Als er gut fünfzehn Minuten später die letzten Reste vom Teller gekratzt hatte und überlegte, ob er sich auf Kosten seines Auftraggebers nicht noch einen leckeren Nachtisch gönnen sollte, spazierte Mempel-Werner die Einkaufsstraße herauf, von Vollmerts Platz im Biergarten aus gut zu beobachten. Scheinbar hatte sie die Zeit nach dem Seminar genutzt, um einen kleinen Einkaufsbummel zu machen, an ihren Händen baumelten einige Plastiktüten.
    Auf dem Gesicht des Detektivs erschien ein abschätzendes Lächeln. Die Tussi war offensichtlich gut gelaunt, ihre Augen leuchteten unternehmungslustig. Hoffentlich konnte sie ein

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