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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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wohl über die richtigen Kontakte.«
    »Bis in die Auslandsbotschaften hinein«, bestätigte de Vries. »Die meisten ihrer… freien Mitarbeiter, um das mal so zu nennen, besorgten sich Fresenius und Co. aus Osteuropa, anscheinend war es für sie kein Problem, an die notwendigen Einreisevisa zu gelangen. Wahrscheinlich werden wir Genaueres wissen, sobald das Büro und das Privathaus von Fresenius durchsucht worden sind. Ich wette, dass wir noch einige Leute an den Kanthaken bekommen werden.«
    »Ist ja ein richtiger Sumpf«, sagte Wielert trocken und nahm die Kaffeekanne von der Maschine. Dann verteilte er das schwarze Gebräu und reichte Zucker und Milch in der Runde herum.
    »Und was ist nun mit dem jungen Kerl, der Fresenius ins Reich der Träume befördert hat?«, fragte Hofmann. Katharina und er hatten natürlich gestern schon versucht, den Rumänen zu befragen, aber der Dunkelhaarige hatte eisern geschwiegen.
    »Ion Illic«, erklärte de Vries.
    »Hat er geredet?«
    »Und wie«, gab die Juristin zurück. »Er und sein Zwillingsbruder Adrian sind in ihrer Heimat von Fresenius’ Leuten rekrutiert worden. Adrian kam zu einer Gruppe, die hauptsächlich in NRW operierte, Ion wurde weiter südlich eingesetzt. Allem Anschein nach wurde Adrian bei dem Überfall auf den Bochumer Juwelier schwer verletzt. Kamarov hat den Jungen beseitigt und Ersatz angefordert. Als Ion in Wesel am Bahnhof ankam, flippte der Russe aus. Er wusste ja nicht, dass der Mann, den er kurz vorher getötet hatte, einen Zwillingsbruder hatte.«
    »Ach, jetzt wird mir einiges klar«, meinte Wielert. »Dann hat Kamarov gar nicht fantasiert, als er von den Toten, die ihn heimsuchten, erzählte. Wieso wusste er aber nicht, wen er da in Empfang nehmen sollte?«
    »Die einzelnen Gruppen der Bande hielten untereinander keinen Kontakt, um das Risiko der Aufdeckung zu minimieren. Niemand sollte zu viel preisgeben können.«
    »Logisch.« Katharina schielte mit wachsendem Appetit auf den Kuchen. Heute Morgen hatte die Zeit für ein Frühstück mal wieder nicht gereicht und langsam bekam sie Hunger, zumal der Kuchen verführerisch duftete.
    »Was passiert jetzt mit dem Jungen?«, fragte Hofmann.
    »Ich weiß es noch nicht. Anklage muss ich auf jeden Fall erheben, aber letzten Endes müssen wir diesem Illic dankbar sein. Ihnen beiden hat er vielleicht sogar das Leben gerettet, wer weiß, ob Fresenius nicht doch noch geschossen hätte.«
    »Machen Sie einen versuchten Totschlag daraus?«
    »Ich dachte eher an Nothilfe. Ja, ist vielleicht ein wenig unverhältnismäßig, aber immerhin befand sich der Junge in einer Ausnahmesituation. Wegen seiner Beteiligung an diversen Überfällen muss er natürlich vor Gericht… aber vielleicht kann ich es hinbiegen, dass er mit einer Bewährungsstrafe davonkommt.«
    »Sie wollen ihn tatsächlich laufen lassen?«, wunderte sich Wielert ob der unerwarteten Milde.
    »Ach, dem Jungen ist doch nicht damit geholfen, wenn er in Deutschland in einen überfüllten Knast gesteckt wird und dort lernt, was ihm noch an kriminellem Wissen fehlt. Nein, sein Bruder ist ums Leben gekommen, das ist schon Strafe genug. Er bekommt eine Bewährungsstrafe und wird abgeschoben. Das sollte eigentlich reichen.«
    »Gott sei Dank müssen wir nicht über alles entscheiden«, antwortete Wielert und nahm seinerseits den Kuchen ins Visier. »Bekommen wir denn jetzt ein Stückchen?«
    »Aber gerne. Haben Sie ein Messer für mich?«
    Der Hauptkommissar öffnete das Schubfach eines kleinen Schrankes und holte ein Messer, Teller und einige Gabeln hervor. De Vries schnitt vier großzügig bemessene Stücke ab und verteilte sie.
    »Schmeckt es?«, fragte die Staatsanwältin kurz darauf.
    Die drei Kripoleute beeilten sich, heftig mit dem Kopf zu nicken. Höflichkeit spielte dabei keine Rolle, der Kuchen war Spitzenklasse.
    »Zwei Probleme haben wir allerdings doch noch«, verdarb Wielert die zufriedene Stimmung. »Vollmert und Kamarov.«
    De Vries nickte. »In der Tat. Ich hoffe nicht, dass diese Morde ungeklärt bleiben.«
    »Fresenius kann es definitiv nicht gewesen sein?«
    »Nein, Vollmert kann er zeitlich nicht geschafft haben. Und als der Russe umkam, war Fresenius nachweislich in Bochum.«
    »Jemand aus der Bande?«, überlegte Hofmann. »Fresenius hätte doch jemanden auf die beiden ansetzen können.«
    »Möglich«, nickte de Vries. »Ich hoffe, der Kriminalrat wacht bald aus seinem Koma auf, damit wir ihn befragen können. Sie können sich gar nicht

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