Der Dorfpfarrer (German Edition)
aus dem aktiven Dienst und ernennt ihn zum Inspektor.« So wird die dem Talente geschuldete Belohnung der Nichtigkeit zuerteilt. Ganz Frankreich hat im Herzen von Paris den Unstern gesehen, der über der ersten Hängebrücke hing, die ein Ingenieur, ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften, errichten wollte. Einen traurigen Einsturz gab's, der durch Fehler bewirkt wurde, die weder der Erbauer des Briarekanals unter Heinrich IV. noch der Mönch, welcher den Pont Royal gebaut hat, machten, und die Verwaltungsbehörde tröstete diesen Ingenieur, indem sie ihn in den Generalrat berief. Sollten also die Fachschulen große Fabriken für Unfähige sein? Dieser Gegenstand erfordert lange Erwägungen. Wenn ich recht hätte, wäre eine Reform wenigstens im Beförderungsverfahren nötig, denn den Nutzen der Schulen wage ich nicht in Zweifel zu ziehen. Sehen wir denn, indem wir nur die Vergangenheit überblicken, daß es Frankreich früher je an großen, für den Staat notwendigen Talenten fehlte, die der Staat heute durch das Verfahren von Mongé für seine Zwecke zum Entfalten bringen möchte? Ist Vauban aus einer anderen Schule wie jener großen Schule hervorgegangen, die man die Berufung nennt? Wer war Riquets Lehrer? Wenn die Genies also, von der Berufung getrieben, aus dem Schoße der Gesellschaft hervorgehen, sind sie fast immer vollendet, der Mensch ist dann nicht nur Spezialist, er hat die Gabe der Universalität. Ich glaube nicht, daß ein aus dem Polytechnikum hervorgegangener Ingenieur eines jener Architekturwunder bauen könnte, die Leonardo da Vinci zu errichten verstand, der Mechaniker, Architekt, Maler, einer der Erfinder der Hydraulik und ein unermüdlicher Kanalbauer zugleich war. Seit jungen Jahren an die absolute Einfachheit der Lehrsätze gewöhnt, verlieren die aus dem Polytechnikum hervorgegangenen Leute den Sinn für das Geschmackvolle und das Ornament, eine Säule erscheint ihnen unnütz, sie kehren zu dem Punkte zurück, wo die Kunst anfängt, da sie sich dabei nur an das Nützliche halten. Das aber ist nichts im Vergleich zu der Krankheit, die mich unterhöhlt! Ich fühle in mir die schrecklichste der Verwandlungen vorsichgehen; meine Kräfte und meine Fähigkeiten, die in übermäßiger Weise angespannten, wurden schlaff. Ich lasse mich von der Prosa meines Lebens unterkriegen. Ich, der ich mich durch die Natur meiner Anstrengungen zu großen Dingen bestimmte, sehe mich den kleinsten gegenüber, muß Meter Pflastersteine auf ihre Richtigkeit hin prüfen, Wege besichtigen und Verproviantierungsetats aufstellen. Nur zwei Stunden täglich habe ich zu arbeiten. Ich sehe meine Kollegen sich verheiraten und einer dem Geist der modernen Gesellschaft widersprechenden Lage verfallen.
Besitze ich denn maßlosen Ehrgeiz? Ich möchte meinem Vaterlande nützlich sein. Das Vaterland hat äußerste Kraftanspannung von mir verlangt, hat mir erklärt, ich solle einer der Repräsentanten aller Wissenschaften werden, und ich kreuze hinten in einer Provinz die Arme! Es erlaubt mir nicht, den Ort, wo ich eingepfercht bin, zu verlassen, um meine Fähigkeiten an der Inangriffnahme nützlicher Projekte zu erproben. Eine geheime und wirkliche Ungunst ist die Belohnung, die dem von uns sicher ist, der, seinen Eingebungen nachgebend, über das hinausgeht, was sein Spezialdienst von ihm fordert. In dem Falle besteht die Gunst, deren sich ein überlegener Mensch gewärtig sein darf, in dem Vergessenwerden seines Talentes, seiner Vermessenheit und in der Vergrabung seines Planes in die Aktenmappen der Direktion. Was wird Vicats Belohnung sein, desjenigen unter uns, der den einzigen wirklichen Fortschritt in der praktischen Konstruktionswissenschaft gemacht hat. Der Generalrat für Brücken- und Straßenbau, der teilweise aus in langen und manchmal ehrenvollen Diensten verbrauchten Leuten besteht, die aber nur noch Kraft zum Verneinen besitzen, und das, was sie nicht mehr begreifen, streichen, ist der Dämpfer, dessen man sich bedient, um die Pläne kühner Geister zu vernichten. Dieser Rat scheint geschaffen worden zu sein, um die Arme dieser schönen Jugend, die nur zu arbeiten begehrt, die Frankreich dienen will, zu lähmen! Ungeheuerlichkeiten gehen in Paris vor sich: die Zukunft einer Provinz hängt von den Visa jener Anhänger des Zentralisationssystems ab, die durch Ränke, die zu erörtern ich keine Muße habe, die Ausführung der besten Pläne vereiteln; die besten sind tatsächlich die, welche der Gier der
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