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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ich von neuem und mit sehr viel Eifer, um es ebenso triumphierend zu verlassen, wie ich es betreten hatte. Von meinem neunzehnten bis einundzwanzigsten Lebensjahre habe ich alle natürlichen Anlagen in mir erweitert und meinen Fähigkeiten durch ständige Uebungen geistige Nahrung gegeben. Diese beiden Jahre haben die drei ersten sehr belohnt, während denen ich mich nur vorbereitet hatte, es ordentlich zu machen. Wie stolz war ich denn auch, das Recht erworben zu haben, den der Berufe zu erwählen, der mir am meisten gefiel: Genieoffizier beim Landheer oder bei der Marine, Artillerist oder Generalstäbler, Gruben- oder Brücken- und Straßenbaumeister zu werden! Auf Ihren Rat hin wählte ich Brücken- und Straßenbau. Wieviele junge Leute aber unterliegen, wo ich triumphiert habe! Wissen Sie, daß der Staat seine wissenschaftlichen Anforderungen hinsichtlich der polytechnischen Schule von Jahr zu Jahr höher schraubt? Die Vorbereitungsarbeiten, denen ich mich gewidmet hatte, waren nichts im Vergleich zu den heißen Studien des Polytechnikums, die zum Gegenstand haben, die Gesamtheit der physikalischen, mathematischen, astronomischen und chemischen Wissenschaften mit ihren Nomenklaturen im Kopfe der neunzehn- bis einundzwanzigjährigen jungen Leute einzuprägen. Der Staat, der in Frankreich in vielen Dingen die Stelle der väterlichen Macht an sich reißen zu wollen scheint, ist mitleidlos und unväterlich; er macht seine Versuche in anima vili. Niemals hat er die furchtbare Statistik der von ihm verursachten Leiden eingefordert, seit sechsunddreißig Jahren hat er sich weder um die Zahl der ausbrechenden Gehirnentzündungen noch um die Verzweiflung gekümmert, welche unter dieser Jugend ausbricht, noch um die moralischen Zerstörungen, welche sie dezimieren. Ich zeige Ihnen diese schmerzvolle Seite der Frage an, denn sie bildet einen der vorhergehenden Faktoren des endgültigen Resultats: für manche schwache Köpfe liegt das Resultat nahe, wo es doch hinausgeschoben werden muß. Sie wissen auch, daß die Schüler, deren Auffassungskraft langsam arbeitet oder durch übermäßige Arbeit für den Augenblick versagt, anstatt zwei, drei Jahre auf dem Polytechnikum bleiben dürfen, und daß sie Gegenstand eines Verdachtes sind, der wenig günstig von ihren Fähigkeiten denkt. Kurz, es gibt Fälle, daß junge Leute, die sich später als überlegen erweisen können, die Schule verlassen, ohne Beamte geworden zu sein, weil sie bei den Endexamen die Summe des verlangten Wissens nicht gegenwärtig gehabt haben. Man nennt sie »taube Nüsse«, und Napoleon machte Unterleutnants aus ihnen! Heute bedeutet eine »taube Nuß«, in Kapital umgesetzt, einen ungeheuren Verlust für die Familien und für das Individuum eine verlorene Zeit. Aber ich habe schließlich triumphiert! Mit einundzwanzig Jahren beherrschte ich die mathematischen Fächer bis zu dem Punkte, wohin sie so viele geniale Männer geführt haben, und war ungeduldig, mich auszuzeichnen, indem ich sie fortführte. Dieser Wunsch ist so natürlich, daß fast alle Schüler, wenn sie das Polytechnikum verlassen, die Augen auf jene moralische Sonne richten, die man Ruhm nennt! Unser aller erster Gedanke ist, Newtons, Laplaces oder Vaubans zu werden. Das sind die Anstrengungen, die Frankreich von den jungen Leuten erwartet, welche diese berühmte Schule verlassen!
    Sehen wir jetzt die Schicksale dieser mit soviel Sorgfalt aus der ganzen Generation ausgesuchten jungen Leute? Mit einundzwanzig Jahren träumt man das ganze Leben, man ist sich Wunder gewärtig. Ich trat in die Straßen- und Brückenbauschule ein und war Ingenieurschüler. Ich studierte die Konstruktionskunde, und mit welchem Eifer! Dessen dürften Sie sich entsinnen! Als Vierundzwanzigjähriger habe ich sie 1826 verlassen, ich war erst Ingenieuraspirant, und der Staat gab mir hundertfünfzig Franken monatlich. Der geringste Buchhalter verdient diese Summe mit achtzehn Jahren in Paris und hat dafür täglich vier Stunden seiner Zeit zu opfern. Einem unerhörten Glücke zufolge, vielleicht auf Grund der Auszeichnung, die mir meine Studien eingebracht hatten, wurde ich mit sechsundzwanzig Jahren 1828 zum gewöhnlichen Ingenieur ernannt. Man schickte mich mit einem Gehalte von zweitausendfünfhundert Franken, Sie wissen wohin, in eine Unterpräfektur. Die Geldfrage spielt keine Rolle. Gewiß, mein Los ist glänzender, als es das eines Zimmermannssohnes sein dürfte; welch ein Krämergehilfe aber, der mit sechzehn

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