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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Sagen Sie ihr, daß ich Sie seit 1833 kenne und daß ich im Jahre 1845 bereit bin, von Paris nach Dresden zu reisen (es gab noch keine Eisenbahn), um Sie einen Tag zu sehen!« Und am 1. Januar 1846: »Ein Jahr mehr, Teuerste, und ich nehme es mit Freuden hin; denn diese Jahre, diese dreizehn Jahre, die im Februar voll sein werden, an dem glücklichen, tausendmal gebenedeiten Tage, wo ich jenen angebeteten Brief erhalten, der mir Glück und Hoffnung eröffnete, scheinen mir ewige unzerbrechliche Bande. Das vierzehnte beginnt in zwei Monaten; und jeder Tag dieses Jahres hat meine Bewunderung, meine Anhänglichkeit, meine Pudeltreue vermehrt.« Und als er endlich den Preis errungen (November 1849), der Trauungstag festgesetzt ist, kann er seiner Schwester schreiben: »Das Geschenk ihrer Neigung erklärt mir alle meine Kümmernisse, meine Schmerzen, meine Mühen: ich bezahle im voraus ans Unglück den Preis eines solchen Schatzes... . Ich finde sogar, daß ich sehr wenig gezahlt habe. Was sind fünfundzwanzig Jahre Arbeit und Kampf, um eine so herrliche, so glänzende, so volle Liebe zu erobern? Seit vierzehn Monaten bin ich nun hier (auf dem Schlosse Mme. Hanskas) in dieser Wüste, denn es ist eine Wüste, und es kommt mir vor, als wären sie wie ein Traum verflogen, ohne eine Stunde Langeweile, ohne eine Wolke, und das nach fünf Reisejahren und sechzehn Jahren beständiger Freundschaft.«
    Endlich am 14. März 1850 fand die Trauung in der Dorfkirche von Vierzschovnia statt. »Diese Verbindung ist«, so schrieb er am nächsten Tage an eine seiner ältesten Freundinnen, »eine Belohnung, die Gott mir aufgespart hatte für soviel Widerwärtigkeiten, Arbeitsjahre und überstandene Qualen. Ich habe keine glückliche Jugend gehabt, keinen blühenden Frühling; aber ich werde den glänzendsten Sommer, den süßesten Herbst haben.« Zwei Monate später verschied der Dichter in den Armen seiner Gemahlin, wenige Tage nachdem er mit ihr den schönen Freihof am Arc de l'Etoile erreicht, den er gebaut, sie und sein Glück zu beherbergen.

I
Véronique
    Im unteren Teil von Limoges, an der Ecke der Rue de la Vieille-Poste und der Rue de la Cité befand sich vor dreißig Jahren einer jener Kramladen, an denen sich seit dem Mittelalter nichts geändert zu haben scheint. Große, an tausend Stellen zerbrochene Fliesen, die in einen Boden eingelassen sind, der sich stellenweise als feucht erweist, würden jeden zu Fall gebracht haben, der die Höhlungen und Erhebungen dieses seltsamen Pflasters nicht beachtet hätte. Die staubgrauen Mauern wiesen ein seltsames Mosaik von Holz und Ziegeln, von Steinen und Eisen auf, die mit einer Festigkeit zusammengeschichtet worden waren, welche man der Zeit, vielleicht dem Zufall verdankte. Seit mehr als hundert Jahren senkte sich der aus kolossalen Balken gefügte Fußboden, ohne unter der Last der oberen Stockwerke zu brechen. Als Ständerwerk gebaut waren diese Stockwerke außen mit Schiefern bedeckt, die solcherart eingenagelt worden waren, daß sie geometrische Figuren bildeten, und bewahrten ein naives Bild bürgerlicher Bauwerke aus alter Zeit. Keines der Fenster, die mit Holz eingerahmt waren, das ehedem mit nunmehr durch Witterungseinflüsse zerstörten Skulpturen verziert war, stand heutigentags gerade: einige hingen nach vorn, andere traten zurück, wieder andere wollten aus den Fugen gehen. Alle waren mit Erdreich versehen, das, man weiß nicht wie, durch Regen in die klaffenden Spalten gebracht worden war, in welchen im Frühjahr einige zarte Blumen, kraftlose Kletterpflanzen und schlanke Kräuter wuchsen. Moos lag wie Sammet auf den Dächern und Fensterlehnen. Der Eckpfeiler, obwohl er aus Mischwerk, das heißt, aus Quadern bestand, die ein Gemenge aus Kieseln und Ziegelbrocken darstellten, erschreckte das Auge durch seine Krümmung: er schien eines Tages unter dem Gewicht des Hauses, dessen Giebel einen halben Fuß etwa aus dem Lot heraustrat, weichen zu müssen. Auch ließen die Stadtverwaltung und das Hauptwegeamt das Haus, nachdem sie es gekauft hatten, niederreißen, um die Straßenecke zu verbreitern. Dieser an der Ecke der beiden Straßen stehende Pfeiler empfahl sich den Liebhabern Limousiner Altertümer durch eine hübsche skulpierte Nische, worin man eine während der Revolution verstümmelte Jungfrau sah. Bürger mit archäologischen Prätentionen bemerkten Spuren des steinernen Randes daran, der dazu bestimmt war, die Leuchter aufzunehmen, worin die allgemeine Frömmigkeit

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