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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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materielle,« rief der Pfarrer. »Wir fabrizieren bettelnde Grundbesitzer im Volke, Halb-Gebildete unter den Bürgern und das: ›Jeder bei sich, jeder für sich‹, das bei den höheren Klassen im Juli dieses Jahres seine Wirkung getan hat, wird bald die Mittelklassen angesteckt haben. Ein des Gefühls entwöhntes Proletariat, das ohne einen anderen Gott als den Neid, ohne einen anderen Fanatismus als die Verzweiflung des Hungers, ohne Treue noch Glauben ist, wird vorrücken und den Fuß auf das Herz des Landes setzen. Der unter dem monarchischen Gesetze groß gewordene Fremdling wird uns im Königtum ohne König, in der Gesetzmäßigkeit ohne Gesetz, im Grundbesitz ohne Grundbesitzer, mit der Wahl ohne Regierung, bei freiem Willen ohne Kraft und ohne Glück in der Gleichheit finden. Hoffen wir, daß Gott in Frankreich bald einen von der göttlichen Vorsehung gewollten Mann entstehen lassen wird, einen jener Erwählten, die den Nationen einen neuen Geist verleihen, und daß er, sei er Marius, sei er Sulla, komme er aus der Tiefe oder aus der Höhe, die Gesellschaft erneuern werde!«
    »Beginnen wird man damit, ihn vor die Gerichte zu stellen,« antwortete Gérard. »Sokrates' und Jesu Christi Urteil würden 1831 an ihnen vollzogen werden wie ehedem in Jerusalem und Attika. Heute wie ehedem lassen die eifersüchtigen Mittelmäßigkeiten die Denker, die großen politischen Aerzte, die Frankreichs Wunden studiert haben und die sich dem Geiste des Jahrhunderts widersetzen, im Elend sterben. Wenn sie dem Elend widerstehen, machen wir uns über sie lustig oder behandeln sie als Träumer. In Frankreich lehnt man sich im Moralsystem der Gesellschaft gegen den großen Mann der Zukunft auf, wie man sich im politischen System der Gesellschaft gegen den Herrscher auflehnt.«
    – »Ehedem sprachen die Sophisten zu einer kleinen Schar Menschen, heute erlaubt ihnen die periodische Presse eine ganze Nation zu verführen!« rief der Friedensrichter; »und die Presse, die für den gesunden Menschenverstand eintritt, findet kein Echo!«
    Mit tiefer Verwunderung blickte der Bürgermeister Monsieur Clousier an. Madame Graslin war glücklich, in einem einfachen Friedensrichter einen Mann zu finden, der sich mit so ernsten Fragen beschäftigte, und sagte zu Monsieur Roubaud, ihrem Nachbar:
    »Kannten Sie Monsieur Clousier?«
    »Ich kenne ihn erst seit heute, Madame, Sie tun Wunder!« antwortete er ihr ins Ohr. »Doch sehen Sie nur seine Stirn, welch eine schöne Form! Gleicht sie nicht der klassischen oder traditionellen Stirn, welche die Bildhauer Lykurg und den Weisen Griechenlands verliehen haben? – Offenbar hat die Julirevolution eine antipolitische Bedeutung,« sagte, nachdem er die von Grossetête gegebenen Berechnungen begriffen hatte, dieser frühere Student, der vielleicht eine Barrikade errichtet haben würde, mit lauter Stimme.
    »Eine dreifache Bedeutung,« sagte Clousier. »Sie haben das Recht und die Finanz gehört, folgendes aber muß ich für die Regierung sagen. Die königliche Macht, geschwächt durch das Dogma der nationalen Souveränität, vermöge welcher soeben die Wahl vom 9. August 1830 vor sich gegangen ist, wird dies rivalisierende Prinzip, das dem Volke das Recht zugestehen würde, sich jedesmal, wenn es den Gedanken seines Königs nicht erraten würde, eine neue Dynastie zu geben, zu bekämpfen suchen. Und wir werden innere Kämpfe haben, die gewiß noch lange Zeit die Fortschritte Frankreichs aufhalten werden.«
    »Alle diese Klippen sind von England weise umschifft worden,« bemerkte Gérard; »ich war dort und bewunderte jenen Bienenschwarm, der über das Weltall fliegt und es zivilisiert. Dort ist die Diskussion eine politische Komödie, die dazu da ist, das Volk zu befriedigen und die Aktivität der Macht zu verbergen, die sich frei in ihrer hohen Sphäre bewegt; und dort ist auch die Wahl nicht wie in Frankreich in den Händen der stupiden Bourgeoisie. Bei einer Zerstückelung des Grundbesitzes würde England bereits nicht mehr existieren. Der Großgrundbesitz, die Lords, regieren dort den sozialen Mechanismus. Vor der Nase Europas bemächtigt ihre Marine sich ganzer Striche des Erdballs, um dort die Anforderungen ihres Handels zu befriedigen und die Unglücklichen und Mißvergnügten daselbst abzuladen. Anstatt den fähigen Köpfen den Krieg zu erklären, sie zu vernichten und zu verkennen, sucht die englische Aristokratie sie auf, belohnt sie und verleibt sie sich ständig ein. Bei den Engländern

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