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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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an Entzündungskrankheiten eingehen. Man benutzt die Kühe um Paris herum, wie man dort die Pferde auf den Straßen benutzt. Produktivere Kulturen als Wiesen: Gemüsekulturen, Obstbau, Baumschulen, Weinbau werden die Wiesen vernichten. Noch einige Jahre und die Milch wird wie die frischen Seefische mit der Post nach Paris kommen. Was im Umkreis von Paris vor sich geht, findet in gleicher Weise in den Umgebungen aller großen Städte statt. Das Uebel dieser übermäßigen Landaufteilung dehnt sich über hundert Städte Frankreichs aus und wird es eines Tages gänzlich verschlingen. Nach Chaptal zählte man 1800 kaum zwei Millionen Hektare Weinberge, eine genaue Statistik wird Ihnen heute mindestens zehn anführen. Durch unser Erbschaftssystem ins Unendliche geteilt wird die Normandie die Hälfte ihrer Pferde- und Rinderproduktion verlieren, wird aber das Milchmonopol für Paris haben, denn sein Klima widersetzt sich glücklicherweise dem Weinbau. Ein seltsames Phänomen wird auch die fortschreitende Erhöhung des Fleischpreises bilden. Heute in zwanzig Jahren: 185o wird Paris, das 1814 das Pfund Fleisch mit sieben und elf Sous bezahlte, zwanzig Sous dafür zahlen, wenn nicht ein genialer Mann dazwischentritt, der Karls X. Gedanken auszuführen versteht.«
    – »Sie haben den Finger auf Frankreichs große Wunde gelegt,« sagte der Friedensrichter. »Des Leidens Ursache ruht in dem Paragraphen: ›Erbschaften‹ des Zivilgesetzbuchs, der die gleiche Teilung der Güter anordnet. Das ist der Stößer, dessen fortwährendes Spiel das Land zerbröckelt, dadurch daß er ihm die notwendige Stabilität nimmt, die Vermögen individualisiert und Frankreich, indem er zerlegt, ohne jemals wieder zusammenzusetzen, schließlich töten wird. Die französische Revolution hat ein zerstörendes Gift in Umlauf gesetzt, dem die Julitage eben eine neue Wirksamkeit mitgeteilt haben. Dieses krank machende Prinzip ist das Gelangen des Bauern zu Grundbesitz. Wenn der Paragraph: ›Erbschaften‹ das Prinzip des Uebels ist, so bildet der Bauer das Mittel dazu. Der Bauer gibt nichts von dem zurück, was er erlangt hat. Wenn dieser Vielfraß einmal ein Stück Land in sein immer offenes Maul genommen hat, teilt er es wieder, solange es drei Furchen gibt. Auch dabei bleibt er dann noch nicht stehen! Er teilt die drei Furchen der Länge nach, wie Monsieur es Ihnen eben durch das Beispiel der Gemeinde Argenteuil bewiesen hat. Der unsinnige Preis, den der Bauer für die kleinsten Parzellen fordert, macht die Wiederzusammensetzung des Besitzes unmöglich. Sind Prozeßverfahren und Recht erst durch diese Teilung aufgehoben, wird der Besitz ein Nonsens. Das bedeutet aber nichts andres, als die Macht des Fiskus und des Gesetzes über Parzellen erlöschen zu sehen, die seine weisesten Maßnahmen unmöglich machen. Man hat Grundeigentümer mit fünfzehn, fünfundzwanzig Centimes Einkommen!
    ... Monsieur,« sagte Clousier auf Grossetête hinweisend, »hat uns eben von der Verminderung der Pferde und Rindviehrassen erzählt: das gesetzliche System trägt viel dazu bei. Der grundbesitzende Bauer hat nur Kühe, aus ihnen zieht er seine Nahrung, die Kälber verkauft er, verkauft sogar die Butter; er läßt es sich nicht einfallen, Rinder, noch viel weniger Pferde aufzuziehen; da er aber nie genug Futter erntet, um eine Mißernte überstehen zu können, schickt er seine Kuh auf den Markt, wenn er sie nicht mehr ernähren kann. Wenn ein verhängnisvoller Zufall es will, daß die Heuernte zwei Jahre hintereinander versagt, werden Sie im dritten Jahre seltsame Veränderungen im Rindfleisch-, besonders aber im Kalbfleischpreise in Paris erleben.«
    »Wie sollte man dann patriotische Essen veranstalten?« sagte lächelnd der Arzt. »Oh,« rief Madame Graslin Roubaud ansehend, »die Politik kann also nirgendwo, selbst hier nicht ohne das kleine Journal auskommen!«
    »Die Bourgeoisie,« fuhr Clousier fort, »spielt bei dieser furchtbaren Arbeit die Rolle der Pioniere in Amerika. Sie kauft große Ländereien, die der Bauer in keiner Weise an sich bringen kann und teilt sie sich; dann, nachdem sie sie benagt, geteilt hat, liefern sie Subhastation oder Einzelverkauf viel später dem Bauern aus. Alles läßt sich heute kurz in Zahlen zusammenfassen. Ich kenne keine, die mehr sagen, als folgende: Frankreich hat heute neunundvierzig Millionen Hektare, die man in Wirklichkeit auf vierzig reduzieren kann; denn man muß die Wege, die Straßen, die Dünen, die Kanäle und die

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