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Der Dorfpfarrer (German Edition)

Der Dorfpfarrer (German Edition)

Titel: Der Dorfpfarrer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Rinderwächter, die Hirtinnen begannen ihre Trupps zu vereinigen, indem sie sie mit dem Tone ländlicher Hörner riefen. Diese Szene war geräuschvoll und still zugleich, eine sonderbare Antithese, die nur Leute, denen die Herrlichkeiten des Landes unbekannt sind, wundern wird. Auf der einen wie auf der anderen Seite des Fleckens folgten Wagenzüge mit Grünfutter dicht aufeinander. Dies Schauspiel hatte etwas unbeschreiblich Abspannendes. Auch Véronique ging schweigend zwischen Gérard und dem Pfarrer. Da ein ländlicher Weg zwischen den stufenweise aufsteigenden Häusern unter der Terrasse, dem Pfarrhaus und der Kirche den Durchblick auf die Montégnacer Hauptstraße erlaubte, sahen Gérard und Monsieur Bonnet die Augen der Frauen, Männer und Kinder, kurz, aller Gruppen auf sie gerichtet und zweifelsohne hauptsächlich Madame Graslin verfolgen. Wieviel Zärtlichkeit und Dankbarkeit drückte sich in dieser Haltung aus! Mit welch frommer Andacht wurden die drei Wohltäter des Landes betrachtet! So fügte der Mensch zu allen Gesängen des Abends einen Hymnus der Dankbarkeit hinzu. Wenn aber Madame Graslin dahinschritt, die Augen auf jene langen und prächtigen grünen Flächen, ihre liebste Schöpfung, gerichtet, und der Priester und der Bürgermeister nicht aufhörten, die Gruppen da unten zu betrachten, so konnte man unmöglich ihren Ausdruck verkennen: Schmerz, Trauer, mit Hoffnung vermischtes Bedauern malten sich darauf ab. Niemand in Montégnac wußte, daß Monsieur Roubaud Männer der Wissenschaft aus Paris holte und daß die Wohltäterin des Bezirks dem Ende einer tödlichen Krankheit nahe war. Auf allen Märkten, auf zehn Meilen im Umkreise, fragten die Bauern die Montégnacer: »Wie geht's eurer Bürgerin?« So schwebte der Todesgedanke über dem Lande, inmitten dieses ländlichen Gemäldes. Fern in den Wiesengründen hielt mehr als ein Mäher beim Mähen inne, stützte mehr als ein junges Mädchen den Arm auf ihren Rechen, saß mehr als ein Pächter lässig auf seinem Fuder, als sie Madame Graslin sahen, blieben nachdenklich, blickten die große Frau, den Ruhm der Corrèze prüfend an, und suchten in dem, was sie sehen konnten, ein Zeichen günstiger Vorbedeutung, oder schauten sie bewundernd, von einem Gefühl getrieben, das schwerer wog als die Arbeit, an: »Sie lustwandelt, also geht's ihr besser!« Dies so einfache Wort war auf allen Lippen. Madame Graslins Mutter saß auf der Eisenbank, die Véronique am Terrassenende an der Eiche hatte aufstellen lassen, wo der Blick quer durch die Balustrade auf den Friedhof fiel, und beobachtete die Bewegungen ihrer Tochter. Sie sah sie gehen und einige Tränen rollten aus ihren Augen. Eingeweiht wie sie in die Anstrengungen dieses übermenschlichen Mutes war, wußte sie, daß Véronique in diesem Augenblicke bereits die Schmerzen eines furchtbaren Todeskampfes erlitt und sich nur mit einem heroischen Willen so aufrecht hielt. Diese fast blutroten Tränen, die ihren Weg über dies sonnenverbrannte, faltige, siebzigjährige Gesicht suchten, dessen pergamentartige Haut unter keiner Erregung nachgeben zu müssen schien, preßten dem jungen Graslin, den Monsieur Ruffin zwischen seinen Beinen hielt, Tränen ab.
    »Was hast du, mein Kind?« fragte sein Lehrer ihn lebhaft.
    »Meine Großmutter weint ...« antwortete er.
    Monsieur Ruffin, dessen Augen auf Madame Graslin gerichtet waren, die auf sie zukam, blickte die Mutter Sauviat an und fühlte sich beim Anblick dieses alten römischen Matronenhauptes, das von Schmerz versteinert und von Tränen feucht war, lebhaft getroffen.
    »Warum haben Sie sie nicht gehindert auszugehen, Madame?« sagte der Lehrer zu der alten Mutter, die ihr stummer Schmerz erhaben und heilig machte.
    Während Véronique mit majestätischem Schritte in einer Haltung von bewundernswerter Eleganz herankam, ließ die Sauviat, von der Verzweiflung getrieben, ihre Tochter überleben zu sollen, sich das Geheimnis vieler Dinge entschlüpfen, welche die Neugierde reizten.
    »Gehen«, rief sie, »und ein furchtbares Büßerhemd aus Roßhaar tragen, das ihr beständig die Haut zersticht!«
    Dies Wort erstarrte den jungen Mann, der der erlesenen Anmut von Véroniques Bewegungen gegenüber nicht hatte unempfindlich bleiben können, und der bei dem Gedanken an die furchtbare und ständige Herrschaft, welche die Seele über den Leib hatte gewinnen müssen, bebte, zu Eis. Die der Ungezwungenheit ihrer Figur, ihrer Haltung und ihres Ganges wegen berühmteste

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