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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gereist?«, erkundigte er sich endlich.
    »Wenn du mit ›Süden‹ südlich von Erkynland meinst, so antworte ich dir mit ›ja, ein paarmal‹. Aber bitte vergiss nicht, dass für mein Volk fast jede weite Reise eine Reise ›nach Süden‹ bedeutet.«
    »Bist du allein gereist? War … war … war Qantaqa bei dir?«
    Binabik verzog sein Gesicht zu neuen Lachfalten. »Nein. Das war vor langer Zeit, bevor meine Wolfsfreundin geboren wurde, als …«
    »Wie bist du … wie bist du überhaupt zu dem Wolf gekommen?«, unterbrach Simon. Binabik stieß ein gereiztes Zischen aus.
    »Es ist etwas Schwieriges, Fragen zu beantworten, wenn man ständige Unterbrechungen durch weitere Fragen bekommt!«
    Simon gab sich Mühe, reuig dreinzublicken, aber er spürte den Frühling wie ein Vogel den Wind im Gefieder. »Verzeihung«, erwiderte er. »Man hat mir schon früher gesagt … ein Freund meinte … dass ich immer zu viele Fragen stelle.«
    »Es sind nicht ›zu viele‹«, entgegnete Binabik und schob mit seinem Stab einen niedrig über ihrem Weg hängenden Ast fort, »es ist, dass du eine auf die andere häufst.« Der Troll bellte ein kurzes Lachen. »Nun – welche soll ich dir nun beantworten?«
    »Ach, welche du willst. Entscheide du«, antwortete Simon demütig und machte gleich darauf einen Satz, als ihm der Troll mit dem Wanderstab einen leichten Klaps aufs Handgelenk gab.
    »Es würde mir gefallen, wenn du nicht so servil wärst. Das ist eine Eigenschaft von Markthändlern, die schlechte Ware verkaufen. Mit Sicherheit ziehe ich endlose dumme Fragen vor.«
    »Ser … servil?«
    »Unterwürfig. Schmierig schmeichelnd. Ich liebe es nicht. InYiqanuc sagen wir: ›Schick den Mann mit der öligen Zunge die Schneeschuhe ablecken.‹«
    »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass wir die Schmeichler nicht schätzen. Doch lassen wir das.« Binabik warf den Kopf in den Nacken und lachte. Sein schwarzes Haar umwehte ihn, und die Augen verschwanden fast, als die runden Wangen sich den Brauen näherten. »Lassen wir das! Wir sind so weit gewandert wie die Wanderungen Piqipegs des Verirrten – in unserem Gespräch gewandert, meine ich. Nein, frag mich nichts. Wir wollen hier Rast machen, und ich werde dir nun erzählen, wie ich meine Freundin Qantaqa kennengelernt habe.«
    Sie suchten sich einen großen Felsblock, eine Granitformation, die durch den Waldboden stieß wie eine gefleckte Faust.
    Die obere Hälfte war in einen breiten Streifen Sonnenlicht getaucht. Der junge Mann und der Troll kletterten hinauf und ließen sich auf der Spitze nieder. Um sie herum schwieg der Wald; langsam setzte sich der Staub, den sie aufgewirbelt hatten. Binabik griff in seinen Rucksack und förderte eine Stange Dörrfleisch und einen Ziegenhautschlauch mit dünnem, saurem Wein zutage. Simon kaute, streifte die Schuhe ab und bewegte in der wärmenden Sonne die wunden Zehen. Binabik musterte die Schuhe mit kritischem Blick.
    »Wir werden dir etwas anderes finden müssen.« Er stocherte nach dem zerfetzten, dreckigen Leder. »Wenn ihm die Füße wehtun, ist die Seele des Menschen in Gefahr.«
    Bei dem Gedanken grinste Simon.
    Eine Weile verbrachten sie in stiller Betrachtung des Waldes ringsum, des lebendigen Laubwerkes vom Alten Herz. »Nun denn«, begann der Troll schließlich, »das Erste, was man begreifen muss, ist, dass mein Volk den Wolf nicht scheut – obwohl wir auch in der Regel keine Freundschaft mit ihm schließen. Trolle und Wölfe haben viele Tausende von Jahren Seite an Seite gelebt, und die meiste Zeit lassen wir einander in Ruhe.
    Unsere Nachbarn, wenn man einen so höflichen Ausdruck verwenden kann, die haarigen Männer von Rimmersgard, halten den Wolf für ein gefährliches und ungemein verräterisches Tier. Bist du vertraut mit den Männern von Rimmersgard?«
    »O ja.« Simon freute sich, Bescheid zu wissen. »Auf dem Hoch –«, er berichtigte sich sofort, »in Erchester wimmelte es geradezu von ihnen. Ich habe schon mit vielen von ihnen gesprochen. Sie tragen ihre Bärte lang«, fügte er hinzu, um zu beweisen, wie gut er sie kannte.
    »Hmmm. Nun, da wir im Hochgebirge leben, wir Qanuc – wir Trolle – und diese Wölfe nicht töten, halten uns die Rimmersgarder für Wolfsdämonen. In ihrem frostverrückten, blutfehdesinnenden Hirn«, Binabik setzte eine Miene komischen Abscheus auf, »steckt der Gedanke, dass das Trollvolk zauberkundig und böse sei. Es hat blutige Kämpfe gegeben, viele, allzu viele, zwischen Rimmersmännern

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