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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Augen, hatte Simon gedacht. Wissend und doch gleichmütig.
    Hat König Johan sich zum Schluss so gefühlt, reich an Jahren, wie er war? Bereit zum Schlafengehen wie der alte Rim?
    »Und es ist ein Lied, das jeder Harfner südlich der Frostmark dir vorsingen kann«, sagte Binabik. Simon schüttelte den Kopf undversuchte sich zu konzentrieren, aber das Seufzen des Grases, das langgezogene Wispern des Windes klangen laut in seinen Ohren. »Ich, und vielleicht wirst du mir dafür Dank wissen, werde kein Lied singen«, fügte Binabik hinzu, »aber von Sankt Hoderund sollte ich dir doch erzählen, denn wir gehen ja sozusagen in sein Haus.«
    Junge, Troll und Wölfin waren am östlichsten Teil des Knochs angekommen und änderten jetzt wieder die Richtung, sodass sie der Sonne die linke Seite zukehrten. Als sie durch das hohe Gras wateten, zog Binabik seine Lederjacke aus und knotete sich die Ärmel um die Mitte. Das Hemd, das er darunter trug, war aus weißer Wolle, locker gewebt und sackartig geschnitten.
    »Hoderund«, begann er, »war ein Rimmersmann, der sich nach mancherlei Abenteuern zum ädonitischen Glauben bekehrte.
    Schließlich wurde er von der Kirche als Priester eingesetzt. Es heißt, eine einzelne Masche ist erst dann von Bedeutung, wenn der Mantel auseinandergeht. Wir würden uns nicht darum kümmern, was Hoderund getan hat, davon bin ich überzeugt, wenn nicht König Fingil Rothand und seine Rimmersmänner den Grünwate-Fluss überschritten und damit zum ersten Mal den Boden der Sithi betreten hätten.
    All das ist, wie die meisten Geschichten von Wichtigkeit, zu lang, um es in einer Stunde des Wanderns zu erzählen. Ich will darum derartige Erläuterungen vermeiden und nur dies sagen: Die Nordmänner hatten alles vor sich hergetrieben und auf ihrem Zug nach Süden mehrere Schlachten gewonnen. Die Hernystiri unter ihrem Prinzen Sinnach entschlossen sich, den Rimmersmännern hier an dieser Stelle entgegenzutreten«, wieder machte Binabik eine ausgreifende Handbewegung über die ganze Weite des sonnenspitzigen Graslandes, »um ihrem Ansturm ein für alle Mal Einhalt zu gebieten.
    Die Menschen und Sithi flohen vom Knoch, weil sie fürchteten, zwischen den beiden Heeren zerrieben zu werden – alle flohen sie, außer Hoderund. Schlachten, dünkt mich, ziehen Priester an wie Fliegen, und so geschah es auch mit Hoderund. Er suchte Fingil Rothand in dessen Zelt auf und flehte den König an, sich zurückzuziehen und damit Tausende von Leben zu schonen, die andernfallsverloren wären. In seiner – wenn ich es so sagen darf – Dummheit und zugleich Tapferkeit predigte er zu Fingil und erzählte ihm von Usires Ädons Worten, dass man seinen Feind in die Arme schließen und zum Bruder machen müsse.
    Fingil, was nicht weiter erstaunlich ist, hielt ihn für einen Verrückten und war überaus angewidert, von einem anderen Rimmersmann solche Worte zu hören … Oho, ist das Rauch?«
    Mit dem jähen Wechsel seines Gegenstandes überraschte der Troll Simon, den Binabiks Geschichte bei seinem Marsch durch die heiße Sonne eingelullt hatte. Der Troll deutete zur anderen Seite des Knochs hinauf. Tatsächlich, hinter einer Reihe sanfter Hügel, deren entferntester anscheinend Zeichen von Bewirtschaftung trug, kräuselte sich ein dünner Rauchfaden. »Abendessen, denke ich«, grinste Binabik. Simon sperrte in ahnungsloser Vorfreude den Mund auf. Jetzt beschleunigte auch der Troll seine Schritte. Der dunkle Waldrand machte eine Biegung, und die beiden drehten sich erneut der Sonne zu.
    »Wie gesagt«, nahm der Troll seine Erzählung wieder auf, »fand Fingil Hoderunds neue ädonitische Ideen äußerst abstoßend. Er befahl, den Priester hinzurichten, aber ein barmherziger Soldat ließ ihn entkommen.
    Ans Weglaufen dachte Hoderund jedoch nicht. Als die beiden Heere sich endlich gegenüberstanden, eilte er auf das Schlachtfeld, mitten zwischen Hernystiri und Rimmersgarder, schwang seinen Baum und rief den Frieden des Usires-Gottes auf sie alle hernieder. Eingeklemmt zwischen zwei wütenden heidnischen Heeren wurde er schnell ganz und gar totgeschlagen. So.«
    Binabik schwenkte seinen Stab und schlug auf einen hohen Grasbuckel ein. »Eine Geschichte, deren Philosophie schwierig ist, hmmm? Wenigstens für uns Qanuc, die es vorziehen, das zu sein, was du heidnisch nennst, und zugleich das, was ich als lebendig bezeichne. Aber der Lektor in Nabban nannte Hoderund einen Märtyrer und errichtete, als das Erkynland noch jung war, an

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