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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Teil in den formlosen, zerlumpten Mantel, der die Schultern umschlotterte, sodass die trüben, blicklosen Augen nicht mehr zu sehen waren. Sollte der Troll doch lachen.
    Binabik, der sich wieder gefasst hatte, wartete weiter unten. Er entschuldigte sich nicht, lächelte aber und gab Simon einen kleinen Klaps auf die Hand. Simon erwiderte das Lächeln, seines war jedoch schmaler als Binabiks.
    »Als ich vor drei Monaten hier war«, sagte der Troll, »auf meinem Weg nach Süden, gab es bei Tisch das wundervollste Wild! Den Brüdern ist es erlaubt, einige wenige Hirsche aus dem königlichen Forst zu holen, um Wanderer zu erquicken – und natürlich sich selber. Ah, da ist es … und es steigt Rauch auf!«
    Sie hatten die letzte Biegung des Berges umrundet; das quietschende Tor, dessen klagendes Geräusch sie gehört hatten, lag direkt vor ihnen. Geradeaus am Fuß des Abhanges mussten die dicht gedrängten Strohdächer der Abtei liegen. Und wirklich stieg Rauch auf, ein dünnes Wölkchen, das nach oben schwebte, sich im Gipfelwind drehte und auflöste. Aber es kam weder aus einem Schornstein noch aus einem Rauchfang.
    »Binabik …«, sagte Simon, dessen Überraschung sich noch nicht in Schrecken verwandelt hatte.
    »Niedergebrannt«, flüsterte Binabik. »Oder noch brennend. Oh, Tochter der Berge!« Das Tor krachte zu und sprang sofort wieder auf. »Ein schrecklicher Gast ist in Sankt Hoderunds Haus gekommen.«
    Auf Simon, der die Abtei noch nicht gesehen hatte, wirkte die rauchende Verwüstung dort unten wie Binabiks Geschichte vom Knochengarten selbst, die plötzlich lebendig geworden war. Wie in den schrecklichen, wahnsinnigen Stunden unter der Burg spürte er, wie die eifersüchtigen Klauen der Vergangenheit die Gegenwart an einen dunklen Ort der Reue und Furcht hinabzerrten.
    Von der Kapelle, dem Haupthaus des Klosters und dem größten Teil der Nebengebäude waren nur schwelende Ruinen übrig geblieben. Die verkohlten Dachbalken, deren Last aus Fachwerk und Stroh das Feuer verzehrt hatte, lagen entblößt unter dem spöttischen Frühlingshimmel wie geschwärzte Rippen nach dem Festmahl eines hungrigen Gottes. Ringsum verstreut lagen, wie von demselben Gott aus einem Würfelbecher geschüttelt, die Leichen von mindestens zwanzig Männern, so leblos wie die Vogelscheuche oben auf dem Berg.
    »Bei Chukkus Steinen …«, hauchte Binabik mit noch immer weit aufgerissenen Augen und schlug sich sacht mit dem Daumenballen auf die Brust. Er machte einen Schritt nach vorn, zog den Rucksack von den Schultern und rannte den Berg hinab. Qantaqa bellte und sprang aufgeregt hin und her.
    »Warte«, sagte Simon, und es war kaum ein Flüstern. »Warte!«, schrie er und schwankte hinterher. »Was tust du? Sie werden dich umbringen!«
    »Stunden ist das alt!«, rief Binabik, ohne sich umzudrehen. Simon sah den Troll kurz innehalten und sich über den ersten Leichnam beugen, auf den er stieß. Gleich darauf trabte er weiter. Keuchend, mit vor Furcht jagendem Herzen, warf Simon im Vorbeilaufen einen Blick auf die Leiche. Es war ein Mann in schwarzem Gewand, dem Äußeren nach ein Mönch – sein Gesicht war ins Gras gedrückt und nicht zu sehen. Eine Pfeilspitze hatte sich gewaltsam den Weg durch seinen Nacken gebahnt. Zierliche Fliegen liefen über das getrocknete Blut.
    Ein paar Schritte weiter strauchelte Simon und stürzte. Mit den Handflächen fing er sich schmerzhaft auf dem Kiesweg ab. Als er sah, worüber er gestolpert war und die Fliegen bemerkte, die sich wieder auf den nach oben verdrehten Augen niederließen, musste er sich heftig und qualvoll übergeben.Als Binabik ihn fand, hatte Simon sich im Schatten eines Kastanienbaumes verkrochen. Der Troll wischte ihm wie eine liebevolle, aber energische Mutter mit einem Grasbüschel die Galle vom Kinn, und der Kopf des Jungen nickte dabei, als fehle ihm die Wirbelsäule. Der Aasgestank war überall.
    »Schlimm ist es. Schlimm.« Binabik berührte sanft Simons Schulter, wie um sicherzugehen, dass der Junge wirklich vorhanden war, hockte sich dann hin und kniff vor den letzten roten Strahlen des Sonnenlichtes die Augen zusammen. »Ich kann keinen Lebenden mehr finden. Meistens sind es Mönche, die Toten, in Klostergewänder gekleidet, aber es gibt auch andere.«
    »Andere …?« Es war ein Gurgeln.
    »Männer in Reisekleidung … Frostmarkmänner, die hier vielleicht eine Nacht rasten wollten, obwohl es recht viele zu sein scheinen. Manche tragen Bärte und machen mir den Anschein

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