Der Drachenbeinthron
Atem brannte in den Lungen.
Als der Junge endlich langsam wurde und in einen unregelmäßigen Trott fiel, rutschte Binabik vom Rücken der Wölfin und rannte neben ihm her. Ringsum glitt die niedrige Sonne die Baumstämme hinauf und ließ den Waldboden im Dunkel, während gleichzeitig die oberen Äste leuchtende Aureolen bekamen und aussahen wie auf den bunten Fenstern der Hochhorstkapelle. Schließlich, als sich die Erde vor ihnen in Finsternis auflöste, stolperte Simon über einen halb begrabenen Stein. Als Binabik ihn am Ellenbogen packte, blieb er stehen.
»Nun setz dich hin«, sagte der Troll. Wortlos glitt Simon zu Boden und fühlte, wie unter ihm das lockere Erdreich leicht nachgab. Gleich darauf begann Qantaqa, sie zu umkreisen. Sie schnüffelte die unmittelbare Umgebung ab und setzte sich dann hin, um Simon den Schweiß vom Nacken zu lecken. Es kitzelte, aber Simon war zu erschöpft, um sich ernstlich dagegen zu wehren.
Binabik hockte sich nieder und untersuchte ihren Rastplatz. Sie befanden sich auf halber Höhe eines kleinen Abhangs, zu dessen Fuß sich ein schlammiges Bachbett schlängelte, in dem ein dunkles Wasserrinnsal vor sich hin plätscherte.
»Wenn du wieder atmen kannst«, meinte er, »denke ich, wir sollten vielleicht dorthin gehen.« Mit dem Finger zeigte er auf eine etwas höher gelegene Stelle, an der eine große Eiche stand, deren Wurzelgeflecht die Annäherung anderer Bäume verhindert hatte, sodass rings um ihren dicken, knotigen Stamm eine Steinwurfweite freier Raum war. Simon, immer noch nach Luft ringend, nickte.
Nach einer Weile stand er mühsam auf und schleppte sich mit dem kleinen Mann hangaufwärts bis zu dem Baum.
»Weißt du, wo wir sind?«, fragte er und sank nieder, um sich an eine der verschlungenen, halb in der Erde versunkenen Wurzeln zu lehnen.
»Nein«, meinte Binabik fröhlich. »Aber morgen, wenn die Sonne scheint und ich Zeit habe, gewisse Dinge zu tun … dann werde ich es wissen. Aber hilf mir jetzt ein paar Steine und Stöcke suchen, damit wir ein Feuer anzünden können. Und später«, Binabik erhob sich aus seiner Hockstellung und machte sich im schwindenden Tageslicht auf die Suche nach Brennholz, »später wird es eine angenehme Überraschung für dich geben.«
Binabik hatte einen dreieckigen Sichtschutz aus Steinen um das Feuerloch gebaut, um den Feuerschein nach außen abzuschirmen, aber trotzdem knisterte es auf höchst ermutigende Weise. Der rote Schimmer warf sonderbare Schatten auf den Troll, der in seinem Rucksack wühlte. Simon sah ein paar einsamen Funken nach, die nach oben gewirbelt wurden.
Sie hatten sich aus getrocknetem Fisch, Hartkuchen und Wassereine karge Mahlzeit zubereitet. Simon fand, er habe seinen Magen nicht so gut behandelt, wie er es gern getan hätte, aber es war doch besser, hier zu liegen und den dumpfen Schmerz in seinen Beinen der Wärme auszusetzen, als weiterzulaufen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals eine so lange Zeit oder eine so weite Strecke gerannt zu sein, ohne einmal anzuhalten.
»Ha!«, gluckste Binabik vergnügt und hob sein vom Feuerschein gerötetes Gesicht triumphierend aus dem Rucksack. »Eine Überraschung habe ich dir versprochen, Simon, und eine Überraschung habe ich!«
»Eine angenehme Überraschung, hast du gesagt. Von der anderen Sorte habe ich für mein Lebtag genug.«
Binabik grinste bis über beide Ohren. »Nun, das musst du selbst entscheiden. Hier, versuch das.« Er gab Simon einen kleinen Tonkrug.
»Was ist das?« Simon hielt den Krug ans Feuer. Er fühlte sich gewichtig an, trug jedoch keinen Hinweis auf seinen Inhalt. »Ein Trollding?«
»Öffne ihn!«
Simon steckte den Finger oben hinein und stellte fest, dass die Öffnung mit Wachs oder einem ähnlichen Stoff versiegelt war. Er kratzte ein Loch hindurch und hielt dann den Krug an die Nase, um vorsichtig daran zu riechen. Dann bohrte er den Finger in das Loch, zog ihn wieder heraus und steckte ihn in den Mund.
»Marmelade!«, sagte er entzückt.
»Sicher aus Weintrauben«, meinte Binabik, der sich über Simons Reaktion freute. »Einige davon fand ich in der Abtei, aber die Aufregungen der letzten Zeit haben sie aus meinem Kopf vertrieben.«
Nachdem er mehrere Fingervoll verspeist hatte, reichte Simon die Marmelade, wenn auch ungern, Binabik, der sie ebenfalls recht wohlschmeckend fand. Es dauerte nicht lange, da hatten sie alles aufgegessen und überließen Qantaqa den klebrigen Krug zum Auslecken.
Simon rollte sich neben den
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