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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Kerle dir nichts angetan haben.« Der Fremde streckte die Hand aus und klopfte Simon ab, als suche er nach Schäden. Seine schwerlidrigenAugen hielten, wenn auch von Falten umgeben, die auf ein häufiges Lächeln schließen ließen, etwas zurück: einen tieferen Schatten, der beunruhigend, doch nicht furchteinflößend war. Simon merkte, dass er ihn, fast gegen seinen Willen, anstarrte, und scheute zurück.
    »Nein, danke, ehrwürdiger Vater«, erwiderte er und benutzte vor Schreck die förmliche Anrede. »Sie haben sich nur über mich lustig gemacht. Es ist nichts passiert.«
    »Gut ist das, sehr gut … Oh, verzeih mir, ich habe mich nicht vorgestellt. Ich bin Bruder Cadrach ec-Crannhyr vom Orden der Vilderivaner.« Er setzte ein kleines, demütiges Lächeln auf. Sein Atem roch nach Wein. »Ich kam mit Prinz Gwythinn und seinen Männern. Und wer bist du?«
    »Simon. Ich wohne auf dem Hochhorst.« Er machte eine unbestimmte Gebärde zur Burg hinauf.
    Der Mönch lächelte erneut, sagte aber nichts und wandte sich dann um, einem vorübergehenden Hyrkamann nachzuschauen, der, in schreiend bunte Farben gekleidet, einen Bären mit Maulkorb an der Kette führte. Als das Paar vorbei war, heftete Cadrach die kleinen, schlauen Augen wieder auf Simon.
    »Manche Leute behaupten, die Hyrkas könnten mit Tieren sprechen, wusstest du das? Vor allem mit ihren Pferden. Die Tiere sollen jedes Wort verstehen.« Der Mönch zuckte ironisch die Achseln, um anzudeuten, dass ein Gottesmann solchen Unsinn natürlich nicht glauben konnte.
    Simon gab keine Antwort. Selbstverständlich hatte er auch schon solche Geschichten über die wilden Hyrkamänner gehört, und Shem Pferdeknecht schwor, sie wären die reine Wahrheit. Man sah die Hyrkas oft auf dem Markt, wo sie wunderschöne Pferde zu hanebüchenen Preisen verkauften und die Einwohner mit Tricks und Rätseln verwirrten. Beim Gedanken an sie und besonders ihren alles andere als ehrenhaften Ruf griff Simon nach unten und betastete die Schätze in seinem ledernen Geldbeutel, um sich zu vergewissern, dass sie noch da waren.
    »Ich danke Euch für Eure Hilfe, Vater«, meinte er endlich, obwohl er sich nicht recht erinnern konnte, womit der Mann ihm geholfen haben sollte. »Ich muss jetzt gehen und Gewürze einkaufen.«
    Cadrach sah ihn einen langen Augenblick an, als versuche er, sich an die Lösung eines Rätsels zu erinnern, die vielleicht irgendwo in Simons Gesicht verborgen lag. Dann erklärte er: »Ich würde dich gern um einen Gefallen bitten, junger Mann.«
    »Welchen?«, erkundigte Simon sich misstrauisch.
    »Wie erwähnt, bin ich in deinem Erchester fremd. Vielleicht könntest du so gut sein und mich ein wenig herumführen, nur so zur Orientierung. Dann könntest du deiner Wege gehen und hättest eine gute Tat getan.«
    »Oh.« Simon fühlte sich ein wenig erleichtert. Seine erste Regung war gewesen, nein zu sagen – es kam so selten vor, dass er einen Nachmittag auf dem Markt ganz für sich allein hatte. Andererseits – wie oft fand er Gelegenheit, mit einem Ädonitermönch aus dem heidnischen Hernystir zu plaudern? Auch schien dieser Bruder Cadrach nicht zu denen zu gehören, die einem nur Vorträge über Sünde und Verdammnis halten wollten. Er betrachtete den anderen noch einmal von oben bis unten, aber der Gesichtsausdruck des Mönches blieb undurchschaubar.
    »Also gut, ich denke, das kann ich tun – sicher. Kommt mit. Wollt Ihr die Nascadu-Tänzer auf dem Platz der Schlachten sehen?«
    Cadrach war ein interessanter Begleiter. Obwohl er viel redete, Simon von der kalten Reise mit Prinz Gwythinn von Hernysadharc nach Erchester erzählte und häufig Scherze über die Vorübergehenden und ihre mehr oder weniger exotischen Kostüme machte, schien er doch immer etwas zu verbergen und ständig nach irgendetwas auszuschauen, selbst dann, wenn er über seine eigenen Geschichten lachte. Einen guten Teil des Nachmittags wanderte er mit Simon über den Markt. Sie besahen sich die Tische mit Kuchen und gedörrtem Gemüse, die vor den Ladenfronten der Mittelgasse standen, und rochen die warmen Düfte der Brotbäcker und Kastanienverkäufer. Der Mönch bemerkte Simons sehnsüchtigen Blick und bestand darauf, dass sie haltmachten und ein grobes Strohkörbchen mit gerösteten Kastanien kauften, das er freundlicherweise bezahlte, indem er dem Maronenmann mit dem rissigen Gesicht ein behende aus einer Tasche seiner grauen Kutte zutage gefördertes Halbfithingstück gab. Nachdem sie sich beim

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