Der Drachenbeinthron
Gewohnheiten noch immer nicht recht trauen.« Josua lächelte matt. »Wenn all dieser Wahnsinn Wahrheit ist, wird unsere Aufgabe noch viel schwieriger, als sie es ohnehin schon war. Steht der Herzog von Elvritshalla hinter mir, denke ich, dass die Barone folgen werden – obwohl ich nicht glaube, dass ich ihnen unsere neuesten Erkenntnisse mitteilen sollte, auch wenn sie uns einen schwachen Hoffnungsschimmer bieten. Ich misstraue der Fähigkeit einiger dieser Herren, so wunderliche Dinge geheim zu halten.« Der Prinz seufzte, erhob sich und starrte ins Kaminfeuer. Seine Augen glitzerten, als wären sie feucht geworden. »Mein armer Bruder.«
Binabik, erstaunt über den Tonfall des Prinzen, schaute auf. »Mein armer Bruder«, wiederholte Josua. »Nun muss ihn wirklich der Alb reiten – der Sturmkönig! Die Weißfüchse! Ich kann nicht glauben, dass er wusste, was er tat.«
»Aber irgendjemand wusste es, Prinz«, wandte der Troll ein. »Ich denke nicht, dass der Herr von Sturmspitze und seine Diener von Tür zu Tür ziehen wie Hausierer, um ihre Waren anzubieten.«
»Nun, ich zweifle nicht daran, dass Pryrates sich auf irgendeine Art mit ihnen in Verbindung gesetzt hat«, antwortete Josua. »Ich kenne ihn und seinen unheiligen Durst nach verbotenem Wissen von früher her, aus der Priesterschule der Usiresbrüder.« Er schüttelte bekümmert das Haupt. »Aber Elias, sonst tapfer wie ein Bär, war immer misstrauisch gegenüber Geheimnissen in alten Büchern, und er verachtete die Gelehrsamkeit. Außerdem fürchtete er sich vor Geistern und dämonischen Wesen. Das wurde sogar noch schlimmer, nachdem … nachdem seine Frau gestorben war. Ich frage mich, woran ihm so viel lag, dass er sich auf diesen entsetzlichen Handel einließ. Ich frage mich auch, ob er ihn inzwischen bedauert – welch grausige Bundesgenossen! Armer, törichter Elias …«
Es regnete wieder, und als Strangyeard mit dem Herzog zurückkam, waren beide vom Überqueren des langgestreckten Hofes triefend nass. Isgrimnur blieb in der Tür zu Josuas Gemächern stehen und stampfte den Boden wie ein aufgeregtes Pferd.
»Hab gerade meine Frau begrüßt«, erklärte er. »Sie ist mit den anderen Frauen noch vor Skalis Ankunft aufgebrochen und zu Than Tonnrud gereist, ihrem Onkel. Hat ein halbes Dutzend meiner Männer und zwanzig Frauen und Kinder mitgebracht. Dabei hat sie sich Erfrierungen an den Händen zugezogen, meine arme Gutrun.«
»Es tut mir leid, Euch von ihr fortzurufen, Isgrimnur, vor allem, wenn sie krank ist«, entschuldigte sich der Prinz, stand auf und drückte dem alten Herzog die Hand.
»Ach, ich kann ohnehin nicht viel für sie tun. Sie hat unsere Mädchen, die ihr helfen.« Er furchte die Stirn, aber aus seiner Stimme klang Stolz. »Sie ist eine starke Frau, und sie hat mir starke Söhne geboren.«
»Und wir werden Isorn, Eurem Ältesten, Hilfe bringen, zweifelt nicht daran.« Josua geleitete Isgrimnur zum Tisch und reichte ihm Morgenes’ Handschrift. »Allerdings kann es sein, dass wir mehr als nur eine Schlacht schlagen müssen.«
Als der Herzog vom ›Verhängnis der Schwerter‹ gelesen und einige Fragen gestellt hatte, las er die Seiten noch einmal.
»Und diese Reime?«, fragte er dann. »Ihr glaubt, sie seien der Schlüssel zu dem Ganzen?«
»Wenn Ihr die Art Schlüssel meint, mit der man eine Tür zusperrt«, antwortete Jarnauga, »dann ja: Das hoffen wir. Denn es scheint, dass es das ist, was wir tun müssen: die Schwerter aus Nisses’ Weissagung finden, drei Schwerter, die den Sturmkönig bannen.«
»Aber der Junge behauptet, dass Elias das Sithischwert hätte – und wirklich sah ich, als er mir sagte, ich könne nun nach Elvritshalla aufbrechen, dass er ein fremdes Schwert trug. Ein großes, fremdartig aussehendes Ding war es.«
»Wir wissen davon, Herzog«, fiel Binabik ein. »Es sind die anderen beiden, denen unsere Suche zunächst gilt.«
Isgrimnur schielte misstrauisch auf den Troll. »Und was begehrt Ihr dabei von mir, kleiner Mann?«
»Nur Eure Hilfe, soweit Ihr sie gewähren könnt«, erklärte Josua und klopfte dem Rimmersmann auf die Schulter. »Aus demselben Grund ist auch Binabik von Yiqanuc hier.«
»Habt Ihr jemals etwas über das Schicksal von Minneyar, Elvrits Schwert, gehört?«, fragte Jarnauga. »Ich gestehe, dass eigentlich ich es wissen sollte, weil es die Aufgabe unseres Bundes ist, solches Wissen zusammenzutragen; aber in den Geschichten, die wir kennen, kommt Minneyar nicht mehr
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