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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Wahrscheinlich habe ich sie dann vergessen. Wenigstens ist aber kein Schaden entstanden, und Eure Neuigkeit ist wunderbar.«
    »Ihr sagt, Leobardis werde reiten?«, erkundigte Isgrimnur sich misstrauisch. »Wie könnt Ihr so sicher sein? Ihr schient doch selber einige Zweifel zu hegen.«
    »Herzog Isgrimnur.« Devasalles’ Stimme klang frostig. »Sicherlich begreift Ihr, dass ich nur meine Pflicht tat. Um die Wahrheit zu sagen, hat Herzog Leobardis längst auf Prinz Josuas Seite gestanden. Zugleich fürchtete er stets, Elias könnte allzu kühn werden. Unsere Truppen sind seit Wochen in Alarmbereitschaft.«
    »Warum schickt er dann Euch?«, fragte Josua. »Was wollte er herausfinden, das er nicht schon durch meine Boten von mir erfahren hatte?«
    »Er rechnete nicht mit Neuigkeiten«, erläuterte Devasalles, »obwohl wir alle hier weit mehr gelernt haben, als einer von uns erwartet haben dürfte. Nein, er hat unsere Gesandtschaft mehr deshalb geschickt, um bestimmten Leuten in Nabban ein Signal zu geben.«
    »Es gibt Widerstand unter seinen Lehensmännern?« Josuas Augen waren wachsam.
    »Natürlich, aber das ist nicht weiter ungewöhnlich … und auch nicht der Grund meines Auftrages. Nein, ich sollte dem Widerstand aus dem allernächsten Umkreis des Herzogs das Wasser abgraben.«
    Obwohl das kleine Zimmer bis auf die drei Männer unzweifelhaft leer war, warf Devasalles hastig einen Blick ringsum.
    »Es sind seine Gemahlin und sein Sohn, die sich am heftigsten dagegen wehren, dass er mit Euch gemeinsame Sache macht«, erklärte er dann.
    »Ihr meint den ältesten – Benigaris?«
    »Ja. Sonst wären er oder einer von Leobardis’ jüngeren Söhnen an meiner statt hier.« Der Baron zuckte die Achseln. »Benigaris sieht in Elias’ Art zu herrschen vieles, das ihm zusagt, und die Herzogin Nessalanta …« Wieder hob der Gesandte Nabbans die Schultern.
    »Auch sie hält die Aussichten des Hochkönigs für günstiger.« Josua lächelte bitter. »Nessalanta ist eine kluge Frau. Zu schade für sie, dass sie nun, willig oder nicht, gezwungen sein wird, die Position ihres Gatten zu unterstützen. Vielleicht hat sie mit ihren trüben Ahnungen sogar recht.«
    »Josua!« Isgrimnur war bestürzt.
    »Ich scherze nur, alter Freund«, meinte der Prinz, aber seine Miene strafte ihn Lügen. »Also wird der Herzog in den Kampf ziehen, guter Devasalles?«
    »So bald wie möglich, Prinz Josua. Mit der Blüte der Ritterschaft von Nabban im Gefolge.«
    »Und einem kräftigen Schlag Spießkämpfer und Bogenschützen dazu, hoffe ich. Nun denn – möge Ädons Gnade mit uns allen sein.«
    Er und Isgrimnur verabschiedeten sich und traten in den dunklen Gang hinaus. Hinter ihnen blieben die bunten Farben im Gemach des Barons zurück wie ein Traum, den man im Erwachen hinter sich lässt.
    »Ich kenne jemanden, der über diese Nachricht sehr froh sein wird, Isgrimnur.«
    Der Herzog hob fragend eine Augenbraue.
    »Meine Nichte. Miriamel war sehr beunruhigt, als sie mutmaßen musste, Leobardis werde sich uns nicht anschließen. Schließlich ist Nessalanta ihre Tante. Sie wird sich ganz bestimmt freuen, wenn sie es hört.«
    »Gehen wir doch hin und erzählen es ihr«, schlug Isgrimnur vor, packte Josua am Ellenbogen und steuerte ihn ins Freie. »Vielleicht ist sie bei den anderen Damen des Hofes. Ich habe den Anblick bärtiger Soldaten satt. Ich mag zwar ein alter Kerl sein, aber von Zeit zu Zeit sehe ich immer noch gern ein paar hübsche Frauen.«
    »Also gut.« Josua lächelte, das erste ungezwungene Lächeln, dasIsgrimnur seit Tagen an ihm gesehen hatte. »Und dann besuchen wir Eure Gemahlin, und Ihr könnt ihr von Eurer unverminderten Neigung zu den Damen erzählen.«
    »Prinz Josua«, erwiderte der alte Herzog bedächtig, »Ihr werdet mir nie zu alt oder hochstehend sein, dass ich Euch verdammt noch mal nicht die Ohren langziehen würde; ihr werdet schon noch sehen.«
    »Nicht heute, Onkel.« Josua grinste. »Ich brauche meine Ohren, damit ich das, was Gutrun Euch zu sagen haben wird, auch richtig würdigen kann.«

    Der Wind, der vom Wasser herüberpfiff, führte Zypressengeruch mit sich. Tiamak wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und dankte Ihm-der-stets-auf-Sand-tritt für die unverhoffte Brise. Als er von seinen Fallen zurückgekehrt war, hatte er gespürt, wie sich die sturmschwere Luft über Wran senkte, heiße, zornige Luft, die kam und nicht wieder gehen wollte, wie ein Marschkrokodil, das einen lecken kleinen Kahn

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