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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gesicht ein einziges Staunen.
    »Ich weiß nicht. Ich habe es einfach hochgehoben. Ich weiß wirklich nicht! Was machen wir jetzt?«
    Der Troll schüttelte den Kopf. »Du bleibst, wo du bist. Ich werde helfen, so gut ich kann. Ich wünschte nur, ich hätte einen Speer.« Er sprang leichtfüßig nach unten und überschüttete Simon im Vorbeijagen mit einer Wolke von kleinen Steinchen.
    »Für Josua Ohnehand!«, brüllte Haestan und stürmte unter den vorspringenden Ästen des Udunbaumes hervor und in das weiße Tal hinunter. Sludig hinkte zielstrebig hinterdrein. Sobald sie den Tiefschnee erreichten, wurden sie langsamer; es sah aus, als liefen sie durch Sirup. Ingens Jäger kamen ihnen zögernd zum tödlichen Tanz entgegen.
    Haestan hob das schwere Schwert, aber noch bevor er den Angreifern gegenüberstand, fiel die erste Gestalt im weißen Mantel und umklammerte mit den Händen ihren Hals.
    »Yiqanuc!«, schrie Binabik triumphierend und hockte sich hin, um sein Blasrohr neu zu stopfen.
    Das Tal hallte von Schwertgeklirr wider, als Ingens Männer auf Haestan und Sludig trafen. Zwar folgten ihnen die Sithi, die leichtfüßig über den Schnee flogen, auf dem Fuße, aber dennoch waren die Gefährten deutlich in der Minderheit. Eine flache Klinge traf Haestans Schädel unter der Kapuze, und er ging in einer Wolke von Schnee zu Boden. Nur An’nai, der sich mit einem Satz vor ihn stellte, verhinderte, dass er sofort aufgespießt wurde.
    Klingen blinkten im matten Sonnenlicht, und Schreie, vor Wut oder Schmerz, übertönten beinahe noch das Klirren des Metalls. Simon sah mit sinkendem Mut, dass Binabik, dessen übrige Dornen sich gegen die dicken Mäntel der Jäger als wirkungslos erwiesen hatten, das lange Messer aus dem Gürtel zog.
    Wie kann er so tapfer sein? Er ist doch so klein – sie werden ihn töten, bevor er nahe genug an sie herankommt!
    »Binabik!«, schrie er und sprang auf. Er schwang das schwereschwarze Schwert über den Kopf und spürte, wie ihn die entsetzliche Last niederzwingen wollte, während er noch unsicher vorwärtsstolperte.
    Plötzlich hob sich unter seinen Füßen die Erde. Breitbeinig torkelte er weiter. Es kam ihm vor, als wanke der ganze Berg. Ein grollendes Aufkreischen durchbohrte ihm die Ohren. Es klang, als schleife man einen schweren Felsblock durch einen Steinbruch. Die Kämpfenden hielten verblüfft inne und starrten auf ihre Stiefel.
    Mit einem neuen grausigen Schrei des gefolterten Eises begann sich der Boden zu wölben. Mitten im Talgrund, nur wenige Ellen von der Stelle entfernt, an der Ingen Jegger mit weit aufgerissenen Augen entsetzt und verwirrt stand, schob sich eine mächtige Eisscholle nach oben und richtete sich splitternd und bockend auf, während große Schneewehen von ihr herunterwirbelten.
    Von der jähen Bewegung des Erdbodens nach vorn geschleudert, taumelte Simon und stürzte vorwärts. Dorn fest umklammert, kam er genau in der Mitte zwischen den beiden Parteien zum Halt. Aber niemand schien ihn zu bemerken, alle standen wie angewurzelt, als hätte das Eis des Udunbaumes ihr Blut in lähmenden Frost verwandelt. Sie stierten das Unfassliche an, das jetzt durch den Schnee brach.
    Der Eisdrache.
    Aus der neu entstandenen Spalte stieß ein mannshoher Schlangenkopf, weißschuppig, das Maul voller Zähne, die starren Augen blau und wolkig. Auf seinem langen Hals wiegte er sich geschmeidig nach allen Seiten, als beobachte er neugierig die winzigen Geschöpfe, die ihn aus jahrelangem Schlummer erweckt hatten. Dann schoss er vor und packte einen der Jäger mit seinen Kiefern, biss ihn entzwei und verschlang seine Beine. Der zerquetschte, blutige Leib fiel in den Schnee wie ein fortgeworfener Lumpen.
    »Igjarjuk! Es ist Igjarjuk!«, rief Binabik mit dünner Stimme. Der wie Elfenbein glänzende Kopf schnappte nach einem zweiten weißgekleideten Leckerbissen. Als die Übrigen, die Gesichter leer vor Grauen, auseinanderstoben, griffen weiße Füße mit gespreizten Klauen nach dem Rand der Spalte, und der lange Drachenleib, auf dessen Rücken seltsam bleiches Fell wucherte, gelblich wie altesPergament, kroch langsam empor. Ein peitschenartiger Schwanz von der Länge einer Turnierbahn fegte zwei weitere schreiende Jäger in den Abgrund.
    Simon saß betäubt im Schnee. Er konnte nicht glauben, was er sah – ein Ungeheuer, das auf dem Rand der Eisspalte hockte wie eine Katze auf der Stuhllehne. Jetzt senkte sich der Kopf mit der langgestreckten Schnauze, um ihn zu betrachten, und

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