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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jungen an den Drachen, um nicht an der tief hängenden Felsdecke anzustoßen.
    Aiphyron legte die Flügel ganz eng an den Körper und passte so gerade durch den Gang. Hin und wieder hörte Ben seine Schuppen über den Stein schleifen, während Aiphyron in einer Art kriechendem Trab durch die Dunkelheit eilte. Ben hoffte inständig, dass es nicht plötzlich doch ein Stück enger werden würde und Aiphyron stecken blieb. Schließlich waren die Gänge für Menschen gegraben worden.
    Die Luft hier unten war feucht und kühl und legte sich seltsam
klamm auf Lippen, Zunge und die Innenseiten der Nasenlöcher. Ben atmete sie nicht gern ein. Er hörte, wie Aiphyron immer wieder prüfend schnupperte, als misstraue er dieser Luft ebenfalls und suche nach irgendwelchen Gerüchen, die ihn warnen würden, wovor auch immer. Oder er folgte wie ein Hund einer Spur.
    Flüsternd erzählte Yanko von Nicas Verschwinden und dem Gespräch zwischen Yirkhenbarg und seiner Frau, das er belauscht hatte. Von Yirkhenbargs wahnsinnigem Gerede, die eigene Tochter als Opfer darzubringen. Im Gegenzug berichtete Ben von seinem Verdacht, dass hier im Berg ein riesiger Drache heranwuchs, von den Drachenketzern und dass geflügelte Drachen keinesfalls böse und verflucht waren, sondern frei. Und dass Freiheit weder den Ordensrittern noch den Drachenketzern passte und deshalb beide verfeindeten Gruppen Drachen die Flügel abhackten. Dass die Ketzer ihren Drachenjedoch auch Jungfrauen opferten, war ihm neu.
    »Du weißt, wo du langmusst?«, flüsterte Ben nach einer Weile in Aiphyrons Ohr.
    »Ja. Ich kann riechen, dass hier vor kurzem ein Drache entlanggelaufen ist. Und die Geräusche vor uns klingen, als würden dort Menschen miteinander reden.«
    Ben lauschte, doch er hörte gar nichts außer Aiphyrons erstaunlich leisen Tapsern und Yankos und seinen keuchenden Atemgeräuschen. Er hörte nichts, roch nichts, sah nichts. Warum mussten nur alle Sinne eines Drachen besser sein!
    Erst eine ganze Weile später vernahm Ben fernes Rufen, ein Klopfen und Schleifen, ja fast ein Kreischen. Als sie um eine Ecke bogen, sah er einen bläulich-silbernen Lichtschein am Ende des Gangs. Offenbar öffnete er sich dort in eine größere Höhle.

    »Halt’s Maul!«, schrie eine überschnappende Männerstimme, die hallend von den Wänden zurückgeworfen wurde.
    »Schneller«, zischte Ben, den plötzlich eine neue Welle Angst um Nica durchlief. »Schneller!«
    Selbst Yanko traute sich plötzlich, Aiphyron direkt anzusprechen, und er klopfte ihm mit der flachen Hand auf die Schuppen und rief: »Hüh!«
    »Hüh?«, knurrte der Drache, während er schneller wurde. »Sag das noch mal, und ich dreh den Spieß um. Dann trägst du mich auf dem Rückweg.«
    »Und das meint er so«, fügte Ben hinzu, weil er dachte, Yanko könnte den Satz für einen Scherz halten und lustig kommentieren. »Er macht aus Freundschaft den Menschenträger, wir beide sind keine Drachenreiter.«
    Bevor der verwirrte Yanko etwas erwidern konnte, stürmten sie in einen unterirdischen Saal, der wohl überwiegend von Menschenhand aus dem Fels geschlagen worden war.
    Leuchtende Blausilberadern verliefen wie ein gezacktes Gitter aus Blitzen über Decke und Wände und tauchten alles in ein diffuses, blausilbernes Licht. Die Mine war tatsächlich nicht erschöpft, doch nichts in dem Saal ließ vermuten, dass irgendwer hier Rohstoffe abbaute.
    Eigentlich hätte man diesen Saal als weiträumig und groß bezeichnen müssen, doch wurde er zum großen Teil von einem Kopf, Hals und den Flügelansätzen eines gigantischen Drachen mit dunkelgrauen Schuppen voller sternförmiger weißer und roter Einsprengsel eingenommen, der wie schlafend in der Mitte lag. Die Flügel selbst verschwanden in mehreren Schritt Höhe in der groben Decke, während der ganze Körper noch tief in der rechten Wand steckte, niemand hatte diesen freigelegt. Der gewaltige Drache zitterte, und aus dem oberen Zwischenraum
zwischen Körper und Fels lösten sich kopfgroße Gesteinsbrocken und polterten zu Boden. Nicht wenige von ihnen wiesen leuchtende Blausilbereinsprengsel auf.
    Vor dem Flügel, der dem Eingang zugewandt war, war eine seltsame Konstruktion aus dicken Holzbohlen und stählernem Gestänge und Rädern errichtet, deren Sinn Ben erst auf den zweiten Blick aufging. Am hinteren Ende der Konstruktion war eine Art riesiges Laufrad befestigt, in dem vier schweißüberströmte Arbeiter wild rannten und es so in Schwung hielten. Ihre

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